Rezension

Eine poetische und kunstvolle Novelle

Vom Ende an - Megan Hunter

Vom Ende an
von Megan Hunter

Bewertet mit 4 Sternen

In „Vom Ende an“ erlebt der Leser eine Endzeit-Erzählung aus ungewöhnlicher Perspektive. Die Ich-Erzählerin ist schwanger, als es eine große Flut gibt und das Wasser immer höher steigt. Schließlich müssen sie ihre Wohnung in London verlassen und fliehen, so wie tausende andere auch.

Das Thema ist sehr aktuelles, steht doch die Angst vor Naturkatastrophen und Klimawandel immer im Raum. Als die Erzählerin schwanger war, wusste sie noch nicht, in was für einer Welt sie ihr Baby würde groß ziehen müssen.

Man erfährt wenig über die Katastrophe, warum sie passiert, was genau passiert. Die Frau konzentriert sich sehr auf sich und ihr Kind, nur wenn es die beiden betrifft, wird es auch der Leser erfahren. Diese Erzählweise ist einerseits sehr gelungen, sehr stimmig, und doch hungerte ich nach mehr Informationen. Aber, „Vom Ende an“ ist eben kein Roman, sondern eine Novelle, sehr kurz, man kann sie in einem Rutsch durchlesen. Sie ist wie ein kleines Kunstwerk, das in sich ruht, aber die Neugier nicht befriedigen wird. Die Sprache ist sehr poetisch, es sind sehr kurze Absätze, Gedankenfetzen. Die Erzählerin benutzt statt Namen nur Anfangsbuchstaben, was etwas verwirrend ist. Es wirkt wie eine Art gedachtes Tagebuch. Zwischendurch gibt es kursive Absätze, wohl Zitate aus der Bibel oder aus Mythen und Legenden. Diese empfand ich als etwas zu unzusammenhängend und störend für den Lesefluss. Sie haben für mich wenig zur Geschichte beigetragen.

Sehr gelungen ist die Darstellung der Mutter-Kind-Beziehung. Die beiden bilden fast schon eine Einheit, die Frau merkt, dass es nicht viel braucht, damit ihr Kind zufrieden ist. Nur ihre Milch und ihre Nähe. Viele Dinge aus der Zeit vor der Flut sind nicht mehr wichtig.

Fazit: eine poetische und kunstvolle Novelle, aber nur ein kurzes Vergnügen. Nichts für neugierige Leser, die Details wissen wollen.