Rezension

Eine Reise in die Welt der Mystik

Liebe auf Schamanisch - Kari Lessír

Liebe auf Schamanisch
von Kari Lessir

Vertraue Dir und Deinen Fähigkeiten, um deine Lebensaufgabe erfüllen zu können

Wer will manchmal nicht die Gedanken seines Gegenübers kennen? Zu wissen, was andere fühlen oder denken, um ihnen die Hilfe zu geben, die sie brauchen. Wenn Patrick seinen Mitmenschen in die Augen sieht, kann er viel mehr: er liest in ihren Seelen. Dies empfindet er allerdings mehr als eine Last denn als eine nützliche Gabe. Im Roman „Liebe auf Schamanisch“, dem zweiten Teil von Kari Lessírs Seelenreisen-Reihe, lernt er, seine Gabe anzunehmen und zu nutzen.

Seine Ausbilderin Alma gehört dem Rat der europäischen Großmütter an, und ihre Lebensaufgabe besteht darin, den Seelenseher auszubilden. Während ihrer Arbeit mit Patrick kann auch der Leser lernen. Patrick lernt seinen Drachen kennen, Ximaio, mit dem er durch die Dimensionen reisen kann, um seine Aufgabe zu erfüllen: in den Seelen zu lesen und ihnen zu helfen, ihre Aufgabe zu finden und zu erfüllen.

Unter anderem lernt er, alte Lasten loszulassen und sich endgültig davon zu befreien, und auch, seine Ängste zu kennen und zu bekämpfen. Diese Ausschnitte zu beschreiben, würde ein wundervolles Leseereignis vorwegnehmen, deshalb beschränke ich mich auf diese kurze Zusammenfassung.

Ein ebenfalls wichtiger Teil der Geschichte ist die Beziehung zu seiner Freundin Christiane. Diese kann mit ihrem Engel Ylo'omzak kommunizieren. Die Gespräche mit ihm sind, sehr zu Christianes Unzufriedenheit, zumeist kryptisch und werfen viele Fragen auf, dennoch hilft ihr der Engel, Entscheidungen zu treffen. Christiane kann aber auch Kontakt zu den Engeln ihrer Mitmenschen aufnehmen und deren Botschaften weitertragen.

Die Geschichte knüpft nahtlos an den ersten Teil, „Wunschträume“, an. Der Leser wird in die Handlung geworfen und findet sich mitten in der Geschichte wieder. Patrick hat mit den Missbrauchsvorwürfen an seiner Grundschule zu kämpfen und steht kurz davor, seinen geliebten Job zu verlieren. Gleichzeitig erreicht die Beziehung zu Christiane eine kritische Phase. Da platzt Alma in Patricks Leben, um ihn auszubilden.

Als einziges Mitglied einer Leserunde, welches mit Spiritualität und Esoterik nichts am Hut hat, habe ich mich nach den ersten Leseeindrücken gefragt, ob mir das Buch nicht doch etwas zu mystisch sein wird. Aber ich wurde positiv überrascht! Die Spiritualität wird hier so selbstverständlich als Lebensinhalt dargestellt, dass es nicht abstrakt wird. Sie wird in die Geschichte eingewebt, ist präsent, rückt aber die Protagonisten nicht in den Hintergrund.

Mit sehr vielen schönen Bildern gelingt es der Autorin, den Leser mit auf Patricks Seelenreise zu nehmen. Diese Ereignisse, die unglaublich detailliert geschildert, sind, lassen sich wunderbar auf unser Leben übertragen – auch ohne, dass man an Esoterik „glauben muss“. Man soll sich einfach auf Unbekanntes einlassen, sich mitreißen lassen und offen werden. Man muss mit sich selbst im Reinen sein und sich und seinen Fähigkeiten vertrauen, sich so annehmen wie man ist. Man muss sich regelmäßig von Dingen befreien, ob materiell oder nicht spielt hierbei keine Rolle. Lernen, mit Dingen abzuschließen und stark und selbstbewusst seinen Ängsten entgegenblicken.

Dabei werden die Seelenreisen zwar präzise beschrieben, lassen aber doch noch genug Platz für die eigene Phantasie und ziehen einen in seinen Bann. Ich habe den ersten Teil nicht gelesen und bei mir blieben trotzdem keine offenen Fragen. Nach wie vor ist die gelebte Spiritualität kein Teil meines Lebens, hat mir allerdings viel Stoff zum Nachdenken gegeben. Und ich bin auch nicht umhingekommen, aus Neugierde doch das eine oder andere Thema weiter zu recherchieren :)

Die Geschichte ist nicht abgehoben und überdreht, sondern eher bodenständig. Durch den flüssigen Schreibstil kommt man gut voran, aber auch die Geschichte hat mich dann doch so gefesselt, dass ich weiterlesen wollte. Eine Leseempfehlung auch für Skeptiker.

Ich möchte mich bei Kari Lessír ganz herzlich für das Rezensionsexemplar bedanken und die Chance, auch mal in ein neues Genre reinschnuppern zu können.