Rezension

Eine Reise mit Hindernissen

Welt in Flammen - Benjamin Monferat

Welt in Flammen
von Benjamin Monferat

Bewertet mit 3.5 Sternen

Im Mai 1940 geht in Paris die Angst vor den herannahenden deutschen Truppen um. Eine Epoche endet, eine Zeit der Aristokratie, der feinen Gesellschaft und französischer Eleganz, die auch in einer technischen Errungenschaft ihren Ausdruck findet. Der Roman „Welt in Flammen“ entführt uns in den Orient Express, der seine letzte Reise ins alte Konstantinopel, dem heutigen Istanbul macht. Im Zug wimmelt es nur so von Geheimdienstmitarbeiten. Russen, Deutsche, Franzosen und Briten begeben sich auf die Fahrt in den destabilisierten Balkan, dessen Machtverschiebungen Fürsten und Könige auf den Thron locken. Mehr oder weniger reiche Amerikaner dagegen wundern sich über die snobistischen Gewohnheiten des europäischen Adels, der an alles versucht, um Macht und Einfluss zu erhalten. Aber Vorsicht, niemand im Orient Express ist ohne Geheimnis. Alle besteigen den Zug voller Hoffnung nach der Neuordnung Europas auf der Siegerseite zu stehen. Bis auf die arme Jüdin Eva, die ums nackte Überleben kämpft.

Eines ist Benjamin Monferat mit Sicherheit gelungen. Einen spannenden Unterhaltungsroman zu schreiben, der nicht mit Hintergrundwissen geizt. Der Roman glänzt mit historischer Recherche, sprachlicher Finesse, sattelfester Konstruktion, enormen Ideenreichtum und Handlungsintensität. Der Leser springt im Eiltempo von einer Perspektive in die nächste Person. Nach jedem Abschnitt baut sich eine neue Frage auf, was den Leser schnell an das Buch fesselt. Leider fällt in all der Rasanz bisweilen die Unterfütterung der Handlungsweisen spärlich aus, was der Figurenzeichnung natürlich abträglich ist. Auch wird oft in die wörtliche Rede Informationen gepackt, die normale Leute bei der Gelegenheit kaum so aussprechen würden. Das Buch ist Effektheischend, als wäre es direkt für Film und Fernsehen geschrieben worden. Es funktioniert, wie eine gut geölte Maschine, die unter jeden Christbaum Platz finden soll, sorgt bei mir allerdings für wenig Nachhall, weil das wichtigste Element für einen großen Roman fehlt. In der wundervollen Verpackung steckt nämlich kein Mensch über den der Leser nach dem zuklappen des Buches auch nur eine Viertelsekunde nachdenkt. Ging jedenfalls mir so. Kann man das einem Unterhaltungsroman vorwerfen? Warum eigentlich nicht?