Rezension

Eine Reise mit und zwischen zwei Generationen

Albertos verlorener Geburtstag - Diana Rosie

Albertos verlorener Geburtstag
von Diana Rosie

Bewertet mit 5 Sternen

Ein ganz wunderbares und anrührendes Buch, das auch auf Grund seiner Äußerlichkeit Freude macht. Es liegt gut in der Hand, hat ein angenehmes Format, ein Lesebändchen und ein sehr stimmungsvolles Cover.
Und in dieser schönen Hülle steckt ein sehr berührendes und auch heiter-leichtes Buch, dem aber der Tiefgang und die Nachdenklichkeit an den richtigen Stellen nicht fehlen.
Alberto muss sich einige Tage um seinen Enkel Tino kümmern, dessen Vater hatte einen schlimmen Unfall und so ist die Mutter rund um die Uhr in der Klinik. Tino ist natürlich verstört und so bekommt er zum Abendessen eine dicke Scheibe Weißbrot mit einer Füllung aus Schokolade. Dieses einfache und doch so trostreiche Mahl stößt für den Großvater eine ganz schmale Tür zu seinen verschollenen Erinnerungen der Kindheit auf und von dieser Kindheit wird in einer zweiten Erzählebene berichtet. Von dieser Zeit in den dreißiger Jahren, in Spanien geprägt vom beginnenden Bürgerkrieg, erinnert Alberto fast nichts mehr. Er weiß nur, dass er in einem Waisenhaus aufgewachsen ist  und hat keinerlei Erinnerungen mehr an seine Eltern.
Im Gespräch mit dem Großvater erfährt Tino ein ihn bestürzendes Detail aus dem Leben seines geliebten „Apu“, das seine Vorstellungswelt vollständig sprengt. Der Großvater hat noch nie seinen Geburtstag gefeiert. Ja er weiß nicht einmal, an welchem Tag sein Geburtstag überhaupt war. Tino überredet den Großvater, sich gemeinsam auf eine Reise zu begeben, um den Geburtstag von Apu (heraus-) zu finden. Nach anfänglichem Zögern brechen die beiden auf, finden erste Anhaltspunkte und Menschen aus Apus Kinderjahren. Die meisten wissen fast gar nichts mehr, aber einen oder zwei kleine, aber entscheidende Hinweise bekommen die beiden Geburtstagssucher dann jeweils doch. So geht es von Station zu Station, mal zu Fuß, mal mit dem Bus, und langsam nimmt ein Leben, nimmt ein Lebensweg Gestalt an.
Es sind vielleicht ein paar zu viele Personen, die den Weg des Großvaters begleitet haben oder zumindest in seinem Leben an entscheidenden Punkten ein Rolle spielten. Doch keine dieser Figuren ist langweilig, alle haben etwas zu berichten und eine Haltung im Leben, die auch für Tino zu wichtigen Erfahrungen werden.

Alberto und Tino wünsche ich ganz viele LeserInnen, sie haben es einfach verdient. Diese besondere Beziehung des beiden und die sehr lebensklugen Gespräche sind mehr als lesenswert. Und das Buch beweist: Lachen und Weinen sind wohl die beiden verschiedenen Seiten der gleichen Medaille, die da LEBEN heißt. Selbst in traurigen Episoden hat der Erzählton immer auch etwas tröstlich Heiteres, das sich wie ein unsichtbarer roter Faden durch dieses Buch, durch dieses Leben zieht.