Rezension

Eine scheinbar perfekte Hauptprotagonistin, die leider wenig sympathisch ist...

Ich. Bin. So. Glücklich.
von Jessica Knoll

Bewertet mit 3 Sternen

Ani FaNelli hat das erreicht, wovon sie in ihrer Jugend immer geträumt hat: Sie hat einen guten Job bei einem New Yorker Frauenmagazin, trägt immer angesagte und sündhaft teure Designerklamotten und wohnt in einem Luxus-Penthouse. In wenigen Wochen wird ihr reicher, blendend aussehender Verlobter sie außerdem zum Traualtar führen und dafür sorgen, dass es Ani nie mehr an etwas fehlen wird. Das klingt nach einem perfekten Leben. Doch Anis Leben war nicht immer so glamourös. Seit ihrer Jugend trägt sie ein dunkles, bedrohliches Geheimnis mit sich herum, das nun dafür sorgen könnte, das Anis perfekte Welt zusammenstürzt.....

Ani FaNellis Geschichte wird in der Ich-Form erzählt. Man schlüpft also quasi in die Haut der Hauptprotagonistin. Da Ani es einem nicht gerade leicht macht, irgendeinen sympathischen Zug an ihr zu entdecken, kann man sich beim Lesen nur schwer mit ihr identifizieren. Deshalb beobachtet man das Geschehen anfangs zwar noch recht neugierig, aber eher distanziert. Ani erzählt ihre Geschichte auf verschiedenen Zeitebenen. In der Gegenwart beobachtet man ihr momentanes Leben, wobei die geplante Traumhochzeit und die damit verbundenen Vorbereitungen, ihre Beziehung zu ihrem Verlobten und die Anstrengungen, bis zur Hochzeit eine vermeintlich perfekte Figur zu erlangen, im Vordergrund stehen. Rückblicke in die Vergangenheit unterbrechen die aktuellen Ereignisse. Dort wird man Schritt für Schritt in Anis Jugend geführt und steuert langsam auf das dunkle Geheimnis zu.

Der Einstieg in die Geschichte gelingt recht mühelos. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm lesbar, sodass man dem Ganzen, ohne groß nachzudenken, folgen kann. Der Anfang plätschert allerdings eher gemächlich vor sich hin. Man fragt sich zwar stets, was es wohl mit dem dunklen Geheimnis auf sich haben mag, doch um was es da gehen wird, wird noch nicht enthüllt. Da Ani ziemlich anstrengend, wenig authentisch und alles andere als sympathisch wirkt, hofft man darauf, dass die Handlung bald Fahrt aufnimmt. Ab etwa der Hälfte der Geschichte wird die Geduld dann auch belohnt. Denn eine überraschende Wendung sorgt dafür, dass einem Ani zwar noch immer nicht sympathisch ist, aber dass man dennoch geneigt ist, zu verstehen, warum sie zu dem Mensch geworden ist, den sie der Öffentlichkeit präsentiert und warum es ihr so wichtig ist, ein scheinbar perfektes Leben zu haben. Am Ende laufen die Handlungen der verschiedenen Zeitebenen zusammen und man überblickt die Zusammenhänge. Allerdings wirkt das Finale dann zu abrupt und geradezu gehetzt, hier hätten ein paar Seiten mehr sicher nicht geschadet.

In meiner Bewertung bin ich hin- und hergerissen, denn bisher habe ich noch kein Buch gelesen, bei dem mir die Hauptprotagonistin so wenig sympathisch war. Das ist bei einer Erzählung in der Ich-Form ganz besonders bedauerlich, da man ja quasi in der Haut eines Hauptprotagonisten feststeckt, den man nicht einmal mag. Die Handlungen und Gedanken nachzuvollziehen fällt dann nicht gerade leicht. Der Anfang war dann auch eher belanglos und schon fast ein wenig zäh, wobei die Geschichte ab der Hälfte dann doch noch deutlich an Fahrt aufgenommen hat, sodass ich dann neugierig dem weiteren Verlauf gefolgt bin. Das Ende war mir dann zu abrupt. Da wären weitere Informationen wünschenswert gewesen. Ich schwanke deshalb zwischen zwei oder drei Bewertungssternen. Da mir die überraschende Wendung allerdings ganz gut gefallen hat und das Buch dann auch spannend zu lesen war, runde ich auf und vergebe drei Sternchen.