Rezension

Eine spannende Fortsetzung, die Lust auf mehr macht

Die Bestimmung 02 - Tödliche Wahrheit - Veronica Roth

Die Bestimmung 02 - Tödliche Wahrheit
von Veronica Roth

Bewertet mit 4.5 Sternen

Fünf Fraktionen mit völlig verschiedenen Lebensformen - Altruan – die Selbstlosen. Candor – die Freimütigen. Ken – die Wissenden. Amite – die Friedfertigen. Und schließlich Ferox – die Furchtlosen- eingepfercht in dem Chicago der fernen Zukunft, und umgeben von einem Zaun. Die Unterteilung in Fraktionen dient nur dem einen Zweck, dass alle Menschen friedlich miteinander leben und sich ergänzen können. Jeder Jugendliche wird mit 16 Jahren in einer Zeremonie – bei den bestimmte Fähigkeiten herausgefiltert werden - seiner Bestimmung und seiner Fraktion zugeführt. Bei Beatrice Prior zeigten diese Tests jedoch Fähigkeiten, die zu mehreren Fraktionen passten und machten sie somit zu einer todgeweihten Unbestimmten.

Die Idee zu einer Zukunftsvision hat mich sehr fasziniert. Eine Stadt zu schaffen mit einer so besonderen Gesellschaftsform, in der Menschen sich durch ihre Fähigkeiten auszeichnen, um mit ihnen die Gesellschaft und die Gemeinschaft zu unterstützen. Wenn man sich dieses System vor Augen führt, kommt man zwangsläufig zu der Frage: Warum lassen sich Menschen in ein System pressen? Ihnen muss doch klar sein, dass sie sich auf diese Weise berechenbarer machen. Schon Band eins von „Die Bestimmung“ hat mir diese Frage nicht zufriedenstellend beantwortet. Nein, sie wartete mit vielen anderen Fragen auf eine Fortsetzung, denn es kam wie es kommen musste. Menschen legen nicht einfach ihr kriegerisches Wesen ab…

In „Die Bestimmung – Tödliche Wahrheit“ von Veronica Roth wird die Handlung genau dort aufgegriffen, wo sie in Band eins endete. Viele Altruan, die es nicht schafften zu fliehen, mussten in einer inszenierten Simulation ihr Leben lassen. Die Fraktionen wurden erschüttert und gespalten, denn niemand fühlt sich mehr sicher. Menschen sind auf der Flucht vor ihren eigenen Fraktionen und sind der Willkür anderer ausgeliefert. Genau wie Tris und Tobias. Auf der Flucht und der Suche nach mehr Informationen, wird nicht nur ihr Vertrauen auf eine harte Probe gestellt.

Am Anfang war es etwas schwierig für mich, wieder in die Geschichte zu kommen. Da ich Band eins vor über einem halben Jahr gelesen habe, hatte ich Probleme, die Geschehnisse zu rekonstruieren und musste die vielen Charaktere erst einmal wieder neu zuordnen. Doch nach wenigen Seiten ist es mir gelungen. Obwohl Veronica Roth ihre Ideen nicht wie Pulver verschießt, ist dieses Buch sehr handlungsreich, immer wieder überraschend und spannend. Ihren Stil – bei dem Leser viele Fragen aufzuwerfen – hat sie beibehalten. Genau das machte das Buch für mich so interessant. Man könnte sagen, dass man als Leser aufgefordert ist, aktiv an diesem Buch teilzunehmen. Der Leser muss sich eigene Muster zusammenspinnen, denn Veronica Roth hat zwar ein genaues Konstrukt zu ihrer Geschichte im Kopf, lässt uns aber nicht immer teilhaben. Oft kommt es zu logischen Missverständnissen, die aber, wenn man sich die Zeit nimmt und darüber nachdenkt, einige spannende Ergebnisse liefert. Ich empfand den Freiraum für mich als Leser sehr angenehm. Auch in der Gestaltung der Charaktere gab es keine Veränderungen. Sie blieben facettenreich, manchmal eben nicht sympathisch, aber dafür sehr authentisch und überraschend.
Das Ende dieser Geschichte war für mich sehr interessant und lässt mich auf einen spannenden Abschluss dieser Trilogie hoffen.

„Die Bestimmung – Tödliche Wahrheit“ von Veronica Roth ist eine sehr gelungene, handlungsreiche und überraschende Fortsetzung zu Band eins „Die Bestimmung“. Die Geschichte lebt von der genialen Grundidee, die, wenn man über einige Schwachstellen hinwegsieht, mit Begeisterung zu lesen ist.