Rezension

Eine Stimme gegen die Ungerechtigkeit

The Hate U Give - Angie Thomas

The Hate U Give
von Angie Thomas

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:

Die Protagonistin Starr lebt in einem schwarz dominierten Viertel und geht auf eine weiß dominierte Schule, zwei Bereiche ihres Lebens, die sie konsequent trennt. Dann muss sie mitansehen, wie ihr Freund Kahlil bei einer Polizeikontrolle ohne ersichtlichen Grund erschossen wird. Bis dato jemand, der selbst gegen Ungerechtigkeit und Rassismus gegenüber Schwarzen protestiert hat, hadert Starr nun mit sich selbst, ob sie mit ihrer Zeugenaussage an die Öffentlichkeit gehen will. Doch die Wahrheit ist gefährlich. Vor allem, da sowohl die Polizei als auch die Medien die Tatsachen verdrehen und die Situation in Starrs Gemeinde sich zunehmend anspannt.

Meine Meinung:

Ich kann die Authentizität nicht bewerten, schließlich bin ich selbst privilegiert und weiß, und komme zudem nicht aus den USA, wo die Situation dann doch noch etwas anders ist als hier. Dennoch ist Rassismus mit Sicherheit nicht auf die USA beschränkt, daher sollte dieses Buch auch uns als Europäer*innen dazu animieren zu reflektieren.

Aber ähnliche Fälle, in denen Polizist*innen oftmals unbewaffnete Schwarze ohne Grund erschießen und im Nachhinein kaum dafür geradestehen müssen, Fälle, in denen es zu Aufständen und Protesten kommt, zu gegensätzlichen Darstellungen und zu Gewalt ... solche Fälle kennen wir vermutlich alle aus den Medien. Und damit wäre deutlich, dass diese Geschichte vielleicht einen fiktiven Fall schildert, aber dieser letztendlich nur für die vielen realen Fälle steht.
Das wiederum macht es so schwer, dieses Buch zu bewerten, denn wie will ich etwas bewerten, was in dieser Form mehrfach passiert ist und immer noch passiert?

Dass die Autorin selbst als Schwarze auf ein weiß dominiertes College gegangen ist, lässt auch bei Starrs Alltag auf eine ausgeprägt Authentizität vermuten. 
Was ich generell mochte, war, dass bei der schwarzen Community, in der Starr lebt, sowohl die negativen als auch positiven Aspekte angesprochen werden. Es werden Bandenkriminalität, Drogenhandel, Armut oder Sachen wie die, dass es zu gefährlich ist, Kinder draußen spielen zu lassen angesprochen. Aber es wird auch gezeigt, was für ein familiärer Zusammenhalt es in der Community gibt, der außerdem sehr nachempfindbar rübergebracht wird.

Die Autorin zeigt, wie ausgeprägt der Rassismus immer noch in der Gesellschaft ist und wie er sich im Alltag äußert, sie zeigt, wie Worte und Tatsachen verdreht werden, was mich fassungslos gemacht hat. Weil es ungerecht ist. Und grundlos. 
Der Hype um das Buch ist gerechtfertigt. Denn es ist ein Buch, das gelesen werden sollte. Weil es die Ungerechtigkeit in Worte fasst, denen eine Stimme gibt, die sonst keine haben, und weil wir ihr zuhören sollten. Und etwas verändern. Und sei es nur im Kleinen.

Was übrigens das Englisch angeht: Sobald man sich an den Slang, der vor allem in Starrs Community gesprochen wird, gewöhnt hat, ließ sich das Buch meiner Meinung nach recht flüssig lesen.

Fazit: Ein wichtiges Buch, das gelesen werden sollte, weil es Rassismus und Ungerechtigkeit gegenüber Schwarzen vor allem (aber nicht nur) in der US-amerikansichen Gesellschaft anhand eines fiktiven Falles zeigt, der für die vielen realen, genauso stattfindenden Fälle steht