Rezension

Eine Story mit Message. Lasst euch Zeit für diese Geschichte, die zeigt, dass man die eigene Lebendigkeit durch Veränderung erreicht.

Love Letters to the Dead - Ava Dellaira

Love Letters to the Dead
von Ava Dellaira

Bewertet mit 4 Sternen

Was tun, wenn die Feenflügel der großen Schwester nicht passen?

„Love Letter to the dead“ ist er erste Roman der amerikanischen Autorin Ava Dellaira. Die Geschichte wurde 2015 durch den cbt-Verlag in Deutschland veröffentlicht. Inhaltlich beginnt es mit der Hausaufgabe, einen Brief an eine berühmte Person zu schreiben. Für Laurel bleibt es nicht bei einem Brief. Sie verfasst sehr viele, u.a. an Kurt Cobain, Janis Joplin oder E.E. Cummings. Sie stellt Ihnen Fragen, schreibt über ihr Leben und ihre Gefühle nach dem Tod ihrer Schwester. Wird es ihr helfen über das Erlebte hinweg zu kommen?

Mich hat der Titel des Buches sehr angesprochen. Die Grundidee, Briefe an Verstorbene zu verfassen, die man respektiert oder bewundert, ist nicht neu. Nicht nur die Literatur, auch der Film nutzt die Emotionalität der Thematik. Daher schon vorab: Es ist keine leichte Kost, die man mal schnell „durchsuchten“ kann! Mich führt die 14-jährige Laurel mit ihren Briefen an 12 verstorbene Berühmtheiten durch den 400 Seiten starken Roman. Das Makabere dabei ist, dass ich jetzt genau weiß, wie welcher Empfänger gestorben ist. Laurel schreibt dies auf poetische, manchmal trockene Art nieder. Der Tod ist also der traurige Begleiter des Buchs. Nun, was haben die Menschen wie Amy Winehouse, E.E. Cummings oder Amelia Earhart aber noch gemeinsam? Zum einen hat Laurel zu allen einen persönlichen Bezug und zum anderen haben sie gegen ihre Ängste angekämpft und ihre Gefühle der Welt offenbart. Genau das, was Laurel fehlt. Es beginnt damit, dass sie einsam und verloren ihr 1. High School – Jahr beginnt und schildert hochsensibel das Leben mit ihrer zerrütteten Familie und wie sehr sie ihre verstorbene Schwester May vermisst Es hat mich mitgenommen, wie Laurel May nacheifert, um die geschwisterliche Verbindung wieder zu spüren und schreckliche Erinnerungen bruchstückhaft in den Briefen ans Licht kommen. Damit ziehen sich Schatten der Vergangenheit durch die Geschichte. Warum kann Laurel nicht sie selbst sein? Und wie ist May gestorben? Genau diese Fragen und das Finden der Antworten sind wichtige Bestandteile der Briefe. Und ich wollte es wissen! Einer der Gründe, warum ich trotz der deprimierenden Stimmung weiter gelesen habe. Das Gute ist, unsere Hauptprotagonistin bleibt nicht lange allein. Sie findet Freunde, die ich am Anfang überhaupt nicht mochte. Hannah und Natalie, die laut Laurel ihre eigene Sternenkonstellation bilden, stiften Unruhe. Aber Hauptsache dazugehören. Ich fand es vorhersehbar, aber auch authentisch. Denn ganz ehrlich, wer wusste schon in diesem Alter, wer er ist und wo er hin gehört? Tiefgründig gilt es für alle drei Mädchen das herauszufinden. Um das Bild abzurunden, kommt die erste große Liebe namens Sky dazu. Einfach ein vernünftiger und liebevoller Typ. Ab diesem Punkt gab es auch ein paar positiv Ereignisse, die mir Hoffnung auf ein Happy End gaben. Das wäre aber zu schön gewesen. Ich gleitete weiter durch ein sich wiederholendes Potpourri aus Selbstzweifeln, Schuldgefühlen, Wut, Hass, Angst, Liebe, Traurigkeit und Verständnis gegenüber ihrer Familie, Freunden, sich selbst, sowie Kurt Cobain & Co..Durch dieses hin und her war es teilweise sehr langatmig. Die klare Linie hat gefehlt. Erst als Laurel eine Metamorphose durch macht und plötzlich erkennt, dass es nicht schlimm ist, sich zu öffnen, hat es richtig Spaß gemacht zu lesen. Es ist eine wunderbare Message zu sagen: Sei verletzlich, aber auch mutig und überwinde deine Ängste. Für diesen Teil des Erwachsenwerden hat es nur ein ganzes langes Schuljahr in Albuquerque gebraucht. Schlussendlich bin ich froh das Buch gelesen zu haben, auch wenn es länger gedauert hat. Einen Verlust zu verarbeiten und sich selbst zu finden ist dramatisch, aber hier gelungen beschrieben.

Fazit: Ein Jugendbuch, dass berührt. Für Leser, die mit langem Atem unter die Oberfläche von Verlust und Liebe tauchen wollen.