Rezension

Eine tolle, faszinierende Story!

Doctor Sleep - Stephen King

Doctor Sleep
von Stephen King

Bewertet mit 5 Sternen

Klappentext:

Die große Fortsetzung von "Shining"

Auf Amerikas Highways ist eine mörderische Sekte unterwegs. Sie hat es auf Kinder abgesehen, die das Shining haben. Stephen King kehrt zu den Figuren und Szenerien eines seiner berühmtesten Romane zurück: Der Dreirad fahrende kleine Danny, der im Hotel Overlook so unter seinem besessenen Vater hat leiden müssen, ist erwachsen geworden. Aber die Vergangenheit lässt ihn nicht los, und wieder gerät er in einen Kampf zwischen Gut und Böse. Die zwölfjährige Abra hat das Shining. Kann er sie retten?

Nur mühevoll kann Dan Torrance die Schrecken verarbeiten, die er als kleines Kind im Hotel Overlook erlitten hat. Obendrein hat er die Suchtkrankheit seines besessenen Vaters geerbt und nimmt daher fleißig an Treffen der Anonymen Alkoholiker teil. Seine paranormalen Fähigkeiten – das Shining – setzt er nun in seinem Beruf ein: In einem Hospiz spendet er Sterbenden in ihren letzten Stunden Trost. Man nennt ihn liebevoll Doctor Sleep. Währenddessen ist in ganz Amerika eine Sekte auf der Suche nach ihrem Lebenselixier unterwegs. Ihre Mitglieder sehen so unscheinbar aus wie der landläufige Tourist – Ruheständler in Polyesterkleidung, die in ihr Wohnmobil vernarrt sind. Aber sie sind nahezu unsterblich, wenn sie sich vom letzten Lebenshauch jener Menschen ernähren, die das Shining besitzen. Das Mädchen Abra Stone besitzt es im Übermaß und gerät ins Visier der mörderischen Sekte. Um sie zu retten, weckt Dan die tief in ihm schlummernden Dämonen und ruft sie in einen alles entscheidenden Kampf.

Meine Meinung:

Als großer King-Fan, war ich natürlich absolut begeistert als ich hörte, das es eine Fortsetzung von "Shining" geben wird. Schon als Teenager habe ich seine Werke verschlungen. Angefangen von  "Friedhof der Kuscheltiere", "ES", "Carrie", "Desperation", "Das Mädchen", "Misery" und natürlich "Shining" - um nur einige meiner persönlichen Lieblinge zu nennen.  "Shining" habe ich kurz vor "Doctor Sleep" zur Auffrischung nochmal gelesen. Erinnerungen verblassen und ich wollte gut vorbereitet sein...

Und so ging es wirklich fast übergangslos von "Shining" zu "Doctor Sleep" über. Denn "Doctor Sleep" knüpft direkt an den Klassiker an. Es wird kurz erzählt, wie und wo Danny und seine Mutter Wendy die ersten drei Jahre nach den Ereignissen im Hotel "Overlook" verbracht haben. Wir erleben Danny mit acht Jahren. Noch immer ein kleiner Junge, der aber durch sein Shining nicht zur Ruhe kommen kann. Das Hotel ist scheinbar noch immer nicht fertig mit ihm.

Danny wird erwachsen...

Es gibt einen großen Sprung und wir sind im Jahr 2001. Dan ist inzwischen
28 Jahre alt, Alkoholiker, lebt von Gelegenheitsjobs und ist rastlos. An keinem Ort bleibt er unnötig länger. Doch ein Ereignis  erschüttert ihn zutiefst, er schämt sich vor sich selbst und er versucht sein Leben zu ändern. Er beschließt sich in einem kleinen Ort, indem er herzlich empfangen wurde und einen guten Job findet, erst mal niederzulassen. Er nimmt an einem Programm der Anonymen Alkoholiker teil und sein Leben scheint wirklich eine Wende einzuschlagen.

Im selben Jahr wird Abra Stones - nicht weit entfernt von Dan´s Wohnort geboren.  Von Geburt an haben Dan und Abra eine zuerst unerklärbare mentale Verbindung. Denn Abra besitzt auch hellsichtige Fähigkeiten. Die jedoch 1000x stärker sind als Dan´s.
Dan wird später einmal zu Abra sagen: "Wenn meine Fähigkeiten eine Taschenlampe sind, sind deine ein Leuchtturm!"
Im Jahre 2013 - Dan ist inzwischen 40 Jahre und Abra 12, treffen sich die beiden erstmals persönlich, denn Abra steckt in lebensbedrohlichen Schwierigkeiten.... Eine Sekte ist hinter ihr und ihrem besonderen Shining her! Denn davon ernähren sie sich.....!

Mich hat die Story samt den Figuren einfach umgehauen. Dachte man anfangs vielleicht noch, was für einen dicken 700 Seiten Wälzer man da vor sich liegen hat, so ändert sich die Meinung ganz schnell, denn die Seiten und Kapitel, fliegen nur so an einem vorbei.  Je mehr ich in die Geschichte und die Abenteuer von Dan und Abra eintauchte, desto faszinierter und begeisterter war ich. Bildlich alles so perfekt beschrieben, das man die Szenen quasi vor Augen hat, so ungewöhnlich und fantastisch sie auch waren.

Die Figuren absolut grandios beschrieben.

Daniel Torrance - den musste ich einfach irgendwie "lieb haben". Man kannte ihn aus "Shining", litt damals schon mit dem kleinen Jungen mit. Man hatte Verständnis für ihn und seinen Alkoholismus, denn man wusste warum und wovor er sich betäuben wollte. Man fieberte mit ihm und ich fand ihn ganz besonders als "Doctor Sleep" sehr beeindruckend. Wie er den Sterbenden im Hospiz half "hinüber zu gehen", da bekam ich jedes mal Gänsehaut.  Sehr gefühlvoll und faszinierend beschrieben!
Dans Verbindung mit Abra fand ich auch klasse. Sein Ebenbild, nur um so vieles stärker.
Abra selbst, gefiel mir auch sehr gut und einige Beschreibungen ihrer Fähigkeiten, fand ich ganz schön unheimlich, aber manchmal auch recht lustig beschrieben.

Die Sekte, allen voran deren Oberhaupt "Rose the Hat" - hat mir auch sehr gut gefallen. Obwohl sie die bösen waren und man als Leser quasi automatisch auf Dan´s Seite steht, fand ich diese Truppe einzigartig und genial. Zu gerne stellte ich sie mir in meinem Kopfkino vor und ihre Aktivitäten sind zwar sehr grausam und mörderisch, aber ich war fasziniert, wie man als Autor überhaupt auf solche Ideen kommen kann.

Sehr gut waren die Rückblenden zu "Shining", die für Neueinsteiger genug an Informationen waren, als Kenner freut man sich darüber, es war aber auch nicht zu viel von dem, was man sowieso schon wusste. Dafür kam vieles an Informationen und Ergänzung zu "Shining" dazu, was sehr interessant war. Der Ort des "Showdowns" gegen Ende, war natürlich perfekt ausgesucht und es wurden viele Fragen beantwortet, die einen King-Leser schon seit Beendigung von "Shining" unter den Fingernägeln brannte.
Es gibt auch ein Wiedersehen mit einigen alten Bekannten.

Ein Zitat aus dem Buch: "Das Rad des Lebens - alles kommt zu seinem Ursprung zurück", das trifft es wirklich sehr gut!

Für mich war die Story auch kein reiner Horror, also wer Angst hat, er könnte zu schwache Nerven für das Buch haben, muss sich keine allzu großen Sorgen machen. Einige Szenen waren in der Vorstellung schon recht gruselig und auch grausam, aber ich finde, das das Buch viel mehr  Mystery- Einschlag hat. Und an vielen Stellen ganz viel Gefühl, aber auch lockeren schwarzen Humor.

Danke an" Stephen King, für dieses Meisterwerk!

Vergleichen kann man "Shining" und "Doctor Sleep" nicht. Beides ist ein grandioses Werk für sich. Doch das Lesegefühl war bei "Doctor Sleep" für mich viel intensiver und oft auch gefühlvoller.
Im Nachwort erwähnt Stephen King, woran das wohl liegen kann. Bei "Shining" war er noch selbst ein junger Alkoholabhängiger Schriftsteller, bei "Doctor Sleep" schon lange nicht mehr. Ich finde, das merkt man - im positiven Sinne.

Fazit:

Für mich persönlich ist es das Top- Buch des Jahres.
Selten war ich von einer Geschichte und deren Figuren dermaßen begeistert
und ebenso traurig, als sie beendet war.

Absolute Leseempfehlung mit gefühlten 100.000. Sternen!