Rezension

Eine tragische Familiengeschichte

Das Mädchen auf den Klippen - Lucinda Riley

Das Mädchen auf den Klippen
von Lucinda Riley

Bewertet mit 4 Sternen

Dies ist nach "Das Orchideenhaus" der zweite Roman der Autorin, den ich gelesen habe. "Das Mädchen auf den Klippen" hat mir im Vergleich deutlich besser gefallen.

Bereits beim Orchideenhaus ist mir aufgefallen, dass Lucinda Riley einen Schreibstil bestizt, welcher wunderbar in die Erzählung der Vergangenheit um 1900 passt. Da kaufe ich ihr ihre Erzählungen voll und ganz ab. Aber sie ändert ihren Stil nicht, wenn es zu Erzählungen aus der modernen Zeit kommt. Die Charaktere reden einfach so geschwollen, ob Erwachsen oder Kind, Adliger oder Normalsterblicher. Das finde ich sooo wahnsinnig schade, da ich die Abschnitte aus der Vergangenheit grandios finde! Aber in beiden bisher gelesenen Romanen von ihr, konnte ich mich nicht 100% auf die Charaktere der modernen Zeit einlassen, da sie viel "platter" wirken, als die Charaktere der Vergangenheit. Ich kann also auch wirklich verstehen, wenn man mit diesen Büchern nichts anfangen kann. Aber für mich ist es vor allem die Erzählung der Vergangenheit und die Familiengeschichte, die ich kennenlernen möchte, die mich für sich einnimmt. Besonders schön an dem Stil dieses Buches waren für mich die kurzen Abschnitte aus Auroras Sicht. Man konnte schnell erahnen, dass es sich um die Nacherzählung der Familiengeschichte von Aurora handelt, wahrscheinlich kurz vor ihrem eigenen Ende.  Auf diese Weise konnte sie zwischendurch immer aktuelle Kommentare zum Verlauf der Geschichte geben. 

Die Geschichte selbst war einfach wundervoll. Die Familiengeschichten der Lisles und Langdons war so beeindruckend ineinander und miteinander verflochten. Ich habe es geliebt die verschiedenen Generationen der Familien zu begleiten. Vor allem die Geschichte von Anna und Mary während des 1. Weltkriegs in London war sehr ergreifend für mich und ich mochte die beiden so sehr. Umso trauriger war ich, dass Anna im Laufe der Geschichte eine so unerwartete Entwicklung durchgemacht hat. Die Generationen der Mädchen die nach Anna kamen, waren ebenso beeindruckend wie sie selbst. Ich konnte mir diesen Typ Mädchen einfach soo gut vorstellen und ich mochte vor allem Aurora so gerne! Grania ging mir teilweise ein bisschen auf den Keks mit ihrem falschen Stolz. Viele ihrer Entscheidungen konnte ich nicht nachvollziehen, da hätte ich sie am liebsten geohrfeigt für ihre Sturheit. 

Am Ende hatte ich wirklich Tränen in den Augen, aber es war auch so passend! Ich habe noch immer ein komisches Gefühl, wenn ich jetzt darüber schreibe. Für mich war "Das Mädchen auf den Klippen" jedenfalls eine toll ausgearbeitete Familiengeschichte. Um den Schreibstil der Autorin lässt sich streiten, er hält mich aber nicht davon ab, diese schöne Geschichte zu genießen.