Rezension

Eine tragische Geschichte über zwei mutige Frauen im 2. Weltkrieg

Die Nachtigall
von Kristin Hannah

Bewertet mit 5 Sternen

Schon lange nicht mehr habe ich ein so aufwühlendes, bewegendes, trauriges und sogleich hoffnungsvolles Buch gelesen, das mich tief berührt hat. Schon jetzt kann ich sagen, dass es eines meiner Highlights in 2016 werden wird. Kristin Hannah, von der ich bisher noch nichts gelesen habe und dir mir eigentlich bisher nur als Autorin von Liebesromanen bekannt war, hat mit diesem Buch eine wundervolle Geschichte erschaffen, die mMn zu recht gehyped wurde. Künftige Leser sollten sich jedoch Taschentücher bereithalten, denn der Hintergrund der Geschichte ist nun mal der 2. Weltkrieg mit all seinen Facetten. Das Wissen darum, dass diese Geschichte so oder in ähnlicher Weise tatsächlich passiert ist, macht das Lesen nicht unbedingt einfacher. Vielmehr fühle ich mich als Deutsche, obwohl ich mit diesem Krieg gar nichts zu tun hatte, irgendwie beschämt und gerade in der heutigen Zeit, wo das Thema Fremdenhass leider wieder brandaktuell ist, habe ich Angst, dass es wieder zu solch einer Situation kommen könnte...

Aber fangen wir am Anfang an. Wir befinden uns 1940 im von den Deutschen besetzten Frankreich. Wir begleiten die beiden Schwestern Vianne und Isabelle, die nach dem Tod von ihrer Mutter, von ihrem Vater in ein Heim abgeschoben werden. Er ist ein Kriegsveteran, der die Schrecken des Krieges und den Tod seiner Frau nicht verwinden kann. Isabelle und Vianne könnten unterschiedlicher nicht sein... Vianne, die ältere von beiden kommt ganz gut zurecht, lernt sie doch mit 14 Jahren Antoine kennen und lieben und kann sich so den Internaten und Schulen entziehen. Isabelle dagegen möchte eigentlich nur Liebe erfahren und da ihr dieses Grundbedürfnis weder von ihrem Vater noch von ihrer Schwester gegeben werden kann, wird sie aufmüpfig, fliegt von mehreren Schulen und möchte daraufhin irgendetwas tun um ihre Familie stolz zu machen.

Beide Schwestern gehen sehr unterschiedlich mit den Auswirkungen des Krieges um. Vianne, die nicht auffallen möchte um sich und ihre Tochter nicht zu gefährden und Isabelle, die sich dem Widerstand anschließt und zu einer mutigen jungen Frau reift.

 

Wie schon gesagt, das Buch hat mich tief berührt und mir noch einmal vor Augen geführt, welche Gräueltaten ein Krieg hervorbringt. Nicht nur an der Front sondern auch zuhause wo die Frauen und Kinder versuchen müssen allein klarzukommen, den nächsten heftigen Winter zu überstehen oder einfach nur zu überleben. Oftmals während der Geschichte musste ich innehalten um das Gelesene zu verarbeiten und zu verdauen. Kristin Hannah hat einen wunderbaren, flüssigen Schreibstil, der einem das Lesen trotz der schlimmen Thematik angenehm leicht macht. Wir erleben wie zwei junge Frauen dem Krieg trotzen und zu Heldinnen werden - jede auf ihre Weise. Ich habe mit beiden Frauen mitgelitten, mitgehofft und mitgeweint. Jedem, der mit der Thematik 2. Weltkrieg etwas anfangen kann, dem sei dieses Buch wärmstens ans Herz gelegt.