Rezension

Eine verkappte Vater-Sohn-Beziehung, die unverhofft Dinge ins Rollen bringt

Geschenkt - Daniel Glattauer

Geschenkt
von Daniel Glattauer

Bewertet mit 5 Sternen

Gerold Plassek ist nicht mehr der Jüngste und hat sein Leben nicht wirklich im Griff. Im Grunde hangelt er sich recht antriebs- und ziellos von einem Tag zum anderen und versackt nicht selten in Zoltans Bar, seiner Stammkneipe.

Als Journalist der vom Großhandelskonzern Plus finanzierten Gratiszeitung „Tag für Tag“ ist er für das Ressort „Soziales“ zuständig, was allenfalls einen Dreizeiler umfasst, den man bei den bunten Meldungen zum Tag suche muss.

Eines Tages erfährt Gerold, dass er einen inzwischen 14jährigen Sohn namens Manuel hat, und dass dieser während eines Auslandsaufenthalts der Mutter bei ihm im Büro die Nachmittage verbringen soll.

Ohne zu wissen, dass dieser eigenartige Mensch, der ihn da betreut, sein Vater ist, stellt Manuel Gerolds berufliches und privates Leben gehörig auf den Kopf und bringt ihn dazu, Farbe zu bekennen und sich neu zu definieren.  Und daran ist auch der anonyme Geldspender nicht unbeteiligt, der Gerold immer mehr in das Licht der Öffentlichkeit rückt.

Das Buch beruht auf einer wahren Begebenheit, aber das ist es nicht alleine, was die Geschichte so vielschichtig und auch rührselig macht. Auch wenn Gerold am Ende eine andere Position eingenommen hat, so ist er doch derselbe Mensch geblieben. Und das gefällt mir besonders gut an dem Buch. Er macht nicht diese stereotypische Verwandlung vom hässlichen Entlein zum Prinzen durch, sondern wechselt einfach mal die Perspektive, ohne sich selbst dabei zu verlieren. Und dabei hilft ihm Manuel. Diese Vater-Sohn-Geschichte, die sich durch das ganze Buch zieht, zeigt das Potential zwischenmenschlicher Verbindungen auf, das genutzt werden kann oder eben auch nicht. Man kann den Kopf in den Sand stecken und sich gehen lassen, man kann aber eben auch die Dinge in die Hand nehmen und was aus seinem Leben machen – man ist nicht alleine und manchmal ergibt das eine das andere und die Dinge kommen ins Rollen.

Eine ganz klare Leseempfehlung!