Rezension

Eine verstrickte Geschichte

Seelenfeindin - Sabine Trinkaus

Seelenfeindin
von Sabine Trinkaus

Bewertet mit 4 Sternen

Konstanze Friedrichs ist eine erfolgreiche Fernsehjournalistin. Doch lässt sie sich nachdem ihr Exfreund ihren Hund umgebracht hat in eine psychiatrische Klinik einweisen. Nun soll Nadja Schönberg herausfinden, ob Konstanze sich das alles nur eingebildet hat, denn in ihrem Garten wurde keine Hundeleiche gefunden.

Das Cover hätte mich persönlich im Laden nicht angesprochen. Die Motte in der Mitte fällt zwar gut auf, aber trotzdem finde ich es recht langweilig.
Jedoch bin ich froh, dass ich es gewonnen habe, denn es ist ein wirklich gut geschriebenes Buch, das mich so ziemlich von Anfang an gefesselt hat.
Denn die Autorin fackelt nicht lange und zieht einen in diese verworrene Geschichte zwischen Wahn und Wahrheit hinein. Sie wechselt dabei sehr oft zwischen den Perspektiven und so braucht man immer ein paar wenige Sätze um herauszufinden um wen es sich jetzt gerade handelt.
Aber das macht der Geschichte gar nichts, im Gegenteil fand ich das einen wirklich gelungen Trick um den Leser noch mehr zu verwirren und die Geschichte spannender zu gestalten.
Dazu kommt das man an einigen Stellen schöne komplexe Sätze hat, die der Story Tiefe geben und an anderen man atemlos durch kurze, knappe Sätze hetzt. Dadurch ist Seelenfeindin kein Buch das man so eben nebenbei lesen kann, denn schnell hat man dann den Anschluss verloren und sucht den roten Faden, der allgemein schon nicht so gut sichtbar ist. Aber sonst hätte die Autorin ja zu früh ihr Ende verraten. ;)
Die beiden Frauen, Konstanze und Nadja, haben beide ihre Probleme und man fragt sich die ganze Zeit, wer am besten wen therapieren sollte. ;)
Aber auch die anderen Charaktere sind alle keine kleinen Lämmchen und so hat man im Buch zwar fast gar keine Sympathieträger, aber das passt meiner Meinung nach wirklich gut in die Geschichte. Alle wirken manchmal düster und so als könnten sie hinter allem stecken. Wenn ich mich entscheiden würde, wen ich am meisten mochte, wüsste ich das nicht, denn alle Charaktere haben eine Regung oder besser Art an sich, die mir nicht gefallen hat.
Nein, ich glaube es gibt wirklich keinen Charakter den ich besonders mochte. Aber das ich das Buch trotzdem gut fand, zeigt ja nur, wie gut die Autorin diesen Missstand mit ihrer Sprache und verstrickten Geschichte auffangen konnte, denn mir sind sympathische Charaktere sonst immer sehr wichtig.
Immer wieder habe ich meine Meinung geändert, wer denn was und wie gemacht haben könnte. Und war am Ende dann doch froh, dass keine meiner Gedanken gestimmt hat und die Autorin es nicht so einfach gemacht hat.
Wobei ich kurz vor Schluss dachte, dass das Ende bestimmt ziemlich unspektakulär wird, denn irgendwie war kurzzeitig ein bisschen die Luft raus. Aber dann kam das letzte Kapitel und ich wurde eines besseren belehrt.

Mein Fazit: Ein sehr gelungenes Buch, das wirklich nur ganz kurz die Spannung verliert, aber ansonsten durch gute Perspektivwechsel den Leser durch eine Geschichte führt, die einem manchmal den Atem nimmt.
Sogar nach der Lektüre weiß man nicht mit Sicherheit was jetzt Wahn und was Wahrheit war. Und das ist nach meinem Geschmack. Keine großen offenen Fragen, aber doch nicht so festgelegt dass der Leser seine Fantasie nicht benutzen kann.
Klare Leseempfehlung!