Rezension

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Eine völlig "andere" Dystopie

Die fünfte Welle 01
von Rick Yancey

Allein in einer zerstörten, ausgelaugten und völlig niedergeschlagenen Welt macht sich die Teenagerin Cassie auf den gefährlichen Weg ihren Bruder zu retten.

 

Während der scheinbar passiv wirkenden Ankunft der „Anderen“ auf der Erde wissen die Menschen nicht, was das in ihrer Atmosphäre schwebende Raumschiff zu bedeuten. Bis die Außerirdischen aktiv werden und Unheil über die Menschheit bringen. Die erste Welle, ein elektromagnetischer Impuls, der jedes elektronische Gerät, Autos, Flugzeuge etc. von da an nutzlos macht, löscht einige Leben aus, die zweite Welle, totale Zerstörung, reduziert die Menschen auf wenige Millionen. Noch qualvoller ist die dritte Welle, welche zahlreiche Opfer durch eine Epidemie verbluten lässt und sie dezimiert. Die vierte Welle war eine Invasion der „Anderen“, der Silencer, die als Menschen getarnt jeden umbringen, dem sie begegnen. Auch Cassies Familie blieb davon nicht verschont, doch Cassie litt am meisten als ihr kleiner Bruder Sam von den „Anderen“ entführt wird und sie alleine überleben muss. Völlig gebrochen und beinahe tot, wird sie von Evan Walker gerettet, jedoch weiß sie nicht, ob sie ihm trauen kann und wer er eigentlich ist. Währenddessen erfährt Sam die wirklichen Absichten der „Anderen“ und lernt Cassies früheren Highschool-Schwarm Ben Parish kennen. Cassie ist immer noch fest entschlossen ihren Bruder zu retten und begibt sich mit Evan auf eine riskante Mission, die Tatsachen enthüllt, von denen sie nicht mal geträumt hätte.

 

Das Buch war meiner Meinung nach ein Volltreffer.

Zu Anfang hat mich besonders die Erzählperspektive beeindruckt, als Leser hat man Zugang zu den Gedanken Cassies als Protagonisten, andererseits ist der Erzählstil dokumentarisch. Deshalb ist dieser Roman eine ganz andere Dystopie als ich sie sonst kenne. Die Sprache, die Cassie benutzt ist sehr humorvoll, direkt und salopp. Sie spricht sogar mit dem Leser selbst und stellt Fragen an ihn. Dieser Stil war unerwartet und scheint zuerst gar nicht angemessen, für mich ist er aber genau das Richtige, um die Spannung und das Interesse des Lesers zu erhalten.

Weiterhin mochte ich die gefühlsmäßige Verbindung zwischen den Charakteren und dem Leser. Weil die Personen, allen voran Cassie, sympathisch sind, fühlt man sehr mit und ist emotional oft zerrissen, wenn Cassie einen weiteren Rückschlag erleidet.

Es spielen sich zwei Handlungsstränge parallel zueinander ab. Zuerst war der mit Ben Parish in einer noch unbekannten Anlage und Situation echt verwirrend und zusammenhanglos, als Sam aber von den „Anderen“ entführt wird und im Camp Haven auf Ben trifft, entsteht eine Relation zwischen den Handlungssträngen. Der simultane Ablauf der beiden Storys macht das Lesen spannend und fesselnd.

Die Geschichte wird immer tiefgründiger, komplizierter, man wird als Leser in Geschehnisse hineingezogen, die sich überschlagen und zu einem imposanten Finale führen. Aber genau dieses Finale hat für mich den Roman nicht vollständig überragend gemacht. Wähend des Lesens war ich immer der Meinung, es zähle zu den wirklich besten Büchern, die ich je gelesen habe, doch das Ende brachte eine leichte Enttäuschung. Ich empfinde den Schluss als zu klischeehaft, es hatte leider nicht den Charme, den ich an dem Buch liebe.

Trotzdem war der Roman super, sodass ich sicher den zweiten Teil „Das unendliche Meer“, auf den während des ersten Teils bereits indirekt Bezug genommen wurde, lesen werde. Außerdem würde ich das Buch gleich noch einmal lesen und dies ist ein Zeichen, dass es wirklich lesenswert ist.

 

Alles in einem ist „Die 5. Welle“ ein dystopischer Roman, der nicht mit heftigen Szenen, Geschichten von totaler Zerstörung und einem aussichtslosen Ende punktet, sondern mit einem humorvollen Stil, der den Leser in das Geschehen bringt, ihn mitfühlen lässt und in seinen Bann zieht. Der Roman ist für jedermann geeignet, er ist einfach zu lesen, was auf keinen Fall bedeutet, dass er monoton ist, denn das ist er in keinstem Sinne.