Rezension

Eine Welt zwischen Gegenwart und Vergangenheit

Fräulein Hedy träumt vom Fliegen - Andreas Izquierdo

Fräulein Hedy träumt vom Fliegen
von Andreas Izquierdo

Bewertet mit 5 Sternen

Die Geschichte beginnt mit der Erzählung über die achtundachtzigjährige Hedwig von Pyritz – auch Hedy genannt, die im münsterländischen Telgte in einem gut bürgerlichen Haus lebt. Ihre Angestellte Marie versorgt sie fast rund um die Uhr. Als der junge Physiotherapeut Jan zu ihr nach Hause kommt, um mit ihr tagtägliche Physiotherapie durchzuführen, lernen sich die beiden besser kennen. Hedy stellt nach einiger Zeit fest, dass Jan nicht lesen kann, und organisiert Lernhilfen für ihn. Aber diese Hilfe verbirgt einen Plan, den Hedy unbedingt noch erleben will. Parallel annonciert Hedy eine Anzeige in einer lokalen Zeitung, die in dem beschaulichen Ort für Unruhe sorgt, vor allem bei ihrer Tochter Hannah, die sich für ihre Mutter schämt. Dennoch lässt sich Hedy nicht von ihrem Plan abbringen, und zieht die Angelegenheit durch. Nach und nach erfährt im Gegenzug Jan die Lebensgeschichte von Hedy. Dabei stellt sich heraus, dass sie einmal die erste junge Frau gewesen ist, die zu Beginn des Zweiten Weltkrieges das Fliegen gelernt hat. Auf der einen Seite lernt Jan durch die Erzählung von Hedy, wir hart ihr Lebensweg bisher war, und auf der anderen Seite bekommt Mut zugesprochen, dass man sein Leben verbessern kann, egal ob es bei der Arbeit oder in der Liebe ist.

Andreas Izquierdo konnte mit diesem Roman, trotz Schicksalsschlägen und Ernsthaftigkeit, überzeugen. Ihm gelingt es immer wieder eine Sprache zu entwickeln, die warmherzig, humorvoll und nachdenklich erscheint. In diesem Roman konnte die Entwicklung der Hauptfigur Hedy aufgrund ihrer Biografie nachvollzogen werden. Die Rückwärtserzählung in diesem Fall bezieht sich darauf, dass der Autor von der Gegenwart in die Vergangenheit zurückgeht. Man erfährt anhand dieser Figur, warum sie so geworden ist wie sie in der Gegenwart agiert. Hedys Vergangenheit hat sie bis ins hohe Alter geprägt, was sicherlich viele Senioren nach über sieben bis acht Jahrzehnten Leben befürworten können. Vor allem die Generation, die den Zweiten Weltkrieg erlebt hat. Jan und sein Bruder Nick hatten es in ihrem Leben nicht leicht wie man anhand der Erzählung erfährt. Aber Hedy stellt die Grand Dame mit Resolutheit und Disziplin dar, die ihren Humor ebenso nicht vergessen hat, und gibt den beiden jungen Männern eine zweite Chance, ihr Leben zu ändern und positiv in die Zukunft zu schauen. Eine Abenteuerreise durch Jahrzehnte, Erfahrungen und Ereignissen, die nachdenklich stimmen. Man sollte jeden Tag genießen.

Diesen Roman fesselt einen, denn der Humor, der Werdegang von Hedwig von Pyritz und die Entwicklung des jungen Jan wurden zu einer spannenden Geschichte verflochten. Wenn man einmal begonnen hat, die ersten Seiten zu lesen, möchte man nicht mehr aufhören. Andreas Izquierdo ist mit diesem Roman wieder eine lesensreiche Geschichte gelungen, die man unbedingt weiter empfehlen sollte.