Rezension

Eine wirklich schöne Liebesgeschichte, wäre da bloß ein anderes Ende gewesen...

Eleanor & Park
von Rainbow Rowell

Bewertet mit 4 Sternen

"Dieses Gefühl, das sie immer im Bus neben ihm hatte - das Gefühl, dass sie an einem sicheren, geschützten Ort war -, sie konnte es inzwischen heraufbeschwören. Wie ein Kraftfeld. Als wäre sie das Invisible Girl aus den Fantastic Four-Comics. Dann wäre Park Mr Fantastic." (Seite 98)

Sie sind beide Außenseiter, aber grundverschieden: Die pummelige Eleanor und der gut aussehende, aber zurückhaltende Park. Als er ihr im Schulbus den Platz neben sich frei macht, halten sie wenig voneinander. Park liest demonstrativ und Eleanor ist froh, ignoriert zu werden. In der Schule ist sie das Opfer übler Mobbing-Attacken und zu Hause hat sie mit vier Geschwistern und einem tyrannischen Stiefvater nur Ärger. Doch als sie beginnt, Parks Comics mitzulesen, entwickelt sich ein Dialog zwischen den beiden. Zögerlich tauschen sie Kassetten, Meinungen und Vorlieben aus. Dass sie sich ineinander verlieben, scheint unmöglich. Doch ihre Annäherung gehört zum Intensivsten, was man über die erste Liebe lesen kann.

Meine Meinung

Eleanor und Park könnten unterschiedlicher nicht sein und doch verbindet die zwei eines: Sie sind beide Außenseiter. Eleanor, die neu in der Umgebung ist, fällt mit ihrer roten Lockenmähne und ihrem den viel zu weiten Herren-Hemden, die sie immer trägt, aus der Reihe und stellt für ihre Mitschüler das perfekte Mobbingopfer dar. Park ist ein eher ruhiger und zurückhaltender Junge, der sich die meistens lieber in seine Musik flüchtet und seine Mitschüler ignoriert anstatt zur Zielscheibe ihrer Gemeinheiten zu werden.

Am Anfang des Buches dürfen wir eine Szene im Schulbus mit verfolgen, in der sich Eleanor und Park kennenlernen. Anders als die anderen, die die Neue keinesfalls neben sich sitzen lassen wollen, macht Park notgedrungen den Platz neben sich frei. Seine Entscheidung bereut jedoch bald darauf schon wieder, da sich Eleanor von da an jeden Tag neben ihn setzt. Doch als sie beginnt Parks Comics stumm mitzulesen, entwickelt sich so etwas wie eine Freundschaft zwischen den beiden, aus der nach und nach eine wirklich schöne und tiefgründige Liebesgeschichte wird.  

Es fällt mir wirklich schwer zu sagen, was genau für mich „Eleanor & Park“ so besonders gemacht hat, da es hierfür viele verschiedene Gründe gibt. Da wären zum einen die beiden sympathischen Charaktere, die dank Rainbow Rowell geradezu lebendig geworden sind (Sie sind so liebevoll und detailreich dargestellt; man merkt , dass sie der Autorin selbst sehr am Herzen liegen) und deren Gefühle man jederzeit nachvollziehen konnte. Besonders Eleanor’s schwierige Familienverhältnisse haben mich betroffen gemacht. Während des Lesens habe ich mir immer wieder gewünscht, dass es ihr irgendwie gelingt, von ihrem blöden Stiefvater Richie loszukommen, da sie eindeutig besseres verdient hat. Diese Schattenseiten wurden allerdings von vielen schönen und humorvollen Momenten zwischen Eleanor und Park überstrahlt. Anfangs sind die beiden noch ein wenig unbeholfen und unsicher, doch nach und nach erkennen sie, was und wie viel sie füreinander empfinden. Auch sonst entwickelt sich alles ganz langsam zwischen ihnen, was ihre Liebe/ihr Verliebtsein umso glaubwürdiger und authentischer erscheinen lässt. Man beobachtet/ verfolgt mit und lässt dieses Bauchkribbeln, die Schmetterlinge etc. auf sich übergehen.

Ach ja man genießt jede einzelne Seite und möchte am liebsten immerzu weiterlesen ♥

Park mochte ich wirklich sehr gern, wenn es ihm für meinen Geschmack manchmal zu wichtig war, was die anderen von ihm denken könnten, weil er mit Eleanor zusammen ist. Ich meine außer die beiden geht das doch niemanden etwas an. Ja und auch wenn sie ein bisschen pummelig ist (was Park übrigens gar nicht findet – so unterschiedlich kann die Wahrnehmung sein), Hauptsache er mag sie so wie sie ist. Naja aber ohne kleine und große Hindernisse kommt nun mal keine Liebesgeschichte aus…

Ebenfalls gut gefallen hat mir, dass sich Rainbow Rowell nebenbei auch mit dem Thema Vorurteile auseinandergesetzt hat und uns das Verhalten von unserer Gesellschaft vor Augen geführt hat.

Die letzten Seiten stellten für mich eine Achterbahnfahrt der Gefühle dar. Eine unerwartete Wendung hat die Karten noch einmal neu durchgemischt. Letztendlich hat mich die Entwicklung bzw. wie die Autorin das Buch hat enden lassen, ein wenig enttäuscht zurückgelassen. Ich kann nicht genauer ins Detail gehen, da ich sonst spoilern würde, aber ich hätte mir gewünscht, dass die Handlung anders verläuft oder zumindest in einem Epilog die offenen Fragen geklärt werden. 

Mein Fazit

„Eleanor & Park“ ist ein eher ruhiges Buch, das seine Leser trotzdem an die Seiten fesselt und sie so schnell nicht wieder los lässt. Rainbow Rowells Schreib- bzw. Erzählstil mit dem sie es schafft die tiefe Gefühle, die sich nach und nach zwischen Eleanor & Park entwickeln, greifbar herüberzubringen, sodass man sie fast am eigenen Leib miterleben kann. Natürlich tragen auch die beiden Protagonisten Eleanor & Park, die das ganze Buch über so lebendig wirken, viel zur Einzigartigkeit dieser Geschichte bei. Wäre das Ende nicht gewesen, dann wäre „Eleanor & Park“ durch und durch perfekt gewesen.