Rezension

Eine Wolke aus Gift

Die Wolke - Gudrun Pausewang

Die Wolke
von Gudrun Pausewang

Bewertet mit 4 Sternen

Es ist ein sehr bedrückendes und erschütterndes Buch, das Gudrun Pausewang ihren Lesern anbietet. Aber ebenso erschreckend und beängstigend sind gerade auch die Erlebnisse der Hibakusha, der Überlebenden von Tschernobyl, deren Geschichte die vierzehnjährige Janna-Berta exemplarisch durchmacht.

Schonungslos und ehrlich berichtet die Autorin von den Folgen eines atomaren Super-GAUS. Nüchtern und sachlich werden Krankheit und Egoismus, Rücksichtslosigkeit und Massenhysterie bildhaft verdeutlicht.

Der Stil der Autorin ist kurzweilig und fesselnd, drängt zum Weiterlesen. Die 223 Seiten des Buches beschäftigen während des Lesens nicht lange, bleiben aber nach Schließen des Buches im Kopf und stimmen nachdenklich.

"Die Wolke" ist ein wichtiges Buch, und ebenso wichtig ist, dass es gelesen wird. Kinder bzw. Jugendliche sollte man damit wahrscheinlich nicht allein lassen und so kann ich mir dieses Buch gut als Schullektüre vorstellen. An die Hand genommen von einem Lehrer lässt sich so manche grausame Szene des Buches sicherlich leichter verarbeiten.

Sehr gut gelingt es der Autorin, dem Buch Glaubhaftigkeit und Authentizität zu verleien. So finden sich Befürworter und Gegner der Atomkraft in diesem Buch, die ihre Positionen auf mehr oder weniger sachliche Art und Weise vertreten. So wird ein umfassendes Bild von der Atomenergie erzeugt, dass nicht nur einseitig polarisiert.

Vorangestellt ist der eigentlichen Erzählung eine Anzeige, die am 23.05.1986, vier Wochen nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl, in der Zeitung DIE ZEIT erschien. Diese Anzeige ist sehr anklagend und fordernd und der Autorin gelingt es gut, diese Stimmung in ihrem Roman ebenfalls zur Geltung zu bringen.

Besonders in Erinnerung geblieben ist mir der Satz "Jetzt werden wir nicht mehr sagen können, wir hätten von nichts gewusst."

Mein Fazit:
* * * * * * *
Ein wichtiges und authentisches und leider auch zeitloses Buch, das hervorragend als Schullektüre geeignet ist, aber auch Erwachsenen nicht entgehen sollte.