Rezension

Eine wunderbare Zeitreise

Ein Gentleman in Moskau - Amor Towles

Ein Gentleman in Moskau
von Amor Towles

Bewertet mit 4.5 Sternen

Auf dem Titel sieht man einen Mann, der an einem Fenster steht und in die vor ihm liegende Straße hinausblickt. Das weist schon auf das Grundthema des Buches hin: "Wenn ich nicht in die Welt hinaus komme, dann muss die welt zu mir kommen!"
Graf Alexander Rostov ist im Russland nach der Oktoberrevolution eine "ehemalige Person" und wird zu lebenslangem Hausarrest im vornehmen Hotel Metropol in Moskau verurteilt. Dort hat er viele Jahre in einer herrlichen Suite gelebt, nun muss er in ein winziges Dachzimmer umziehen. Doch Rostov bleibt auch in dieser Lage ein Gentleman, vornehm, höflich, diskret.
Er freundet sich mit der kleinen Nina an, die ebenfalls im Hotel wohnt und gemeinsam entdecken sie die verborgenen Geheimnisse des Hauses. Nachdem er sich wegen Depressionen vom Dach stürzen wollte, nimmt Rostov den Beruf des Kellners im Hotelrestaurant an und lebt sein beschauliches Leben, bis Jahre später Nina kommt und ihm ihre kleine Tochter Sofia anvertraut.
Ein ganz wunderbares Buch, das den Leser in eine andere Zeit entführt! Towles gelingt es sehr authentisch in Sprache und Form den Gentleman lebendig werden zu lassen. Er schildert einfühlsam die Entwicklung des Lebemanns zu einem, der sich als Diener aller versteht und seinen Weg geht. Als Sofia auftaucht, wird er ganz neu gefordert und muss sich umstellen, doch auch das geht er mit Ruhe und Selbstverständlichkeit an. Es ist wunderbar, wie nahe man den Personen des Buches kommt und wie gut man sich in sie hineinversetzen kann.
Ich finde das Buch unbedingt lesenswert!