Rezension

Eine wunderschöne, bewegende Geschichte

Anders geht immer - Mirjam Müntefering

Anders geht immer
von Mirjam Müntefering

Anders geht immer

Inhaltsangabe / Klappentext:

Charlotte (70) will einen ruhigen Lebensabend verbringen. Doch da muss sie plötzlich ihrer 17-jährigen Großnichte Lotta Unterkunft  bieten. Der quirlige Teenager erweist sich als Nervenprobe. Um in der angesagten Mädchenclique mithalten zu können, bandelt Lotta mit dem Englisch-Referendar an. Charlotte erhält Besuch von der Lehrerin – und staunt, dass es sich bei ›der ollen Schubert‹ um jene Irene handelt, die ihr einst Kopf und Herz verdreht hat. Verrückterweise hat Irene an Charme nichts eingebüßt.
Lotta ihrerseits macht Bekanntschaft mit Nachbarstochter Jill, die wesentlich cooler ist als alle Mädels der Schulclique zusammen. Jill behauptet ganz selbstverständlich von sich, sie sei lesbisch. Und nicht nur das. Offenbar beherrscht sie auch irgend so einen 'Lesbentrick'. Wann immer sie Lotta nur kurz berührt, fühlt sich das an wie ein kleiner Stromschlag. Diese neuen Gefühle öffnen Lotta die Augen: Zum ersten Mal kapiert sie, was es mit ihrer seltsamen Ahnung auf sich hat, dass Großtante Charlotte irgendwie anders ist.

Meine Meinung:

Für mich war "Anders geht immer" das erste Buch das ich von Mirjam Müntefering gelesen habe. Das bunte und mal etwas andere Cover ist mir direkt ins Auge gestochen und hat mich neugierig auf den Inhalt gemacht. Die Inhaltsangabe klang vielversprechend und ich war sehr gespannt auf das Buch, aber auch darauf ob sich meine Erwartungen erfüllen würden.

Der Schreibstil hat mir schon mal sehr gut gefallen - ich mag es wenn Bücher locker, leicht und flüssig geschrieben sind, die Seiten fliegen dann wie von selbst.

Besonders gut gelungen fand ich das die Geschichte abwechselnd aus Sicht von Lotta (17 Jahre)  und Charlotte (70 Jahre)  erzählt wurde. So war man immer ganz dicht an den Charakteren dran und konnte sich sehr gut in sie reinversetzen und mit ihnen fühlen. Beide brauchten nicht lange um sich einen Platz in meinem Herz zu ergattern. Sie waren einfach wunderbar und sorgten bei mir für den ein oder anderen Schmunzler. Charlotte die ein kleines, süßes Mädchen mit Zöpfchen erwartet hat und auf der anderen Seite Lotta die nicht wusste wie sie die nächsten Woche bei ihrer schrulligen, alten Großtante verbringen sollte, noch dazu fern ab von den ganzen Freunden und auf dem Land. Viele Szenen konnte ich mir bildlich im Kopf vorstellen und ich war richtig gespannt auf die gemeinsame Zeit der beiden. Tja, es kommt wie es kommen muss - am Anfang stehen sich die beiden noch sehr skeptisch gegenüber, aber im Laufe der Zeit wachsen sie zusammen und merken dann auch das sie sich trotz des Altersunterschiedes mögen, das sie miteinander reden können und das die gemeinsame Zeit doch ganz schön ist.

Für mich war es interessant zu lesen wie die beiden aufeinander zu gehen und immer mehr zu einer Einheit zusammen wachsen. Es machte richtig Spaß mit den beiden und so wie Lotta stellte auch ich recht bald fest das Charlotte alles, nur keine schrullige alte Tante war. Beide Frauen hatten so ihre Probleme mit denen sie sich auseinander setzen mussten und gerade bei Lotta merkte man das sie in der Zeit bei ihrer Großtante gereift und erwachsen geworden ist. Aber nicht nur die Jugend, auch Charlotte hat viel von ihrer Großnichte mitgenommen - es war (und das fand ich sehr schön) ein geben und nehmen.

Gelungen fand ich auch das die Autorin das Thema gleichgeschlechtliche Liebe in das Buch eingebaut hat. Sie hat alles sehr schön geschildert, sensibel und doch offen - interessant dabei die unterschiedlichen Blickwinkel, damit meine ich auch den Wandel der Zeit.

Auch die Nebencharaktere sind authentisch rüber gekommen. Alle hatten sie ihre Ecken und Kanten, wie im wahren Leben. Ich hatte von allen ein Bild vor Augen und konnte sie mir leibhaftig vorstellen.

Ein tolles Buch das meine Erwartungen tatsächlich noch übertroffen hat. Ein Buch das mich sehr bewegt hat,  einerseits zum Lachen und Schmunzeln brachte, auf der anderen Seite jedoch auch zum Nachdenken anregte.

Mein Fazit:

"Anders geht immer" bekommt von mir eine absolute Leseempfehlung und fünf Sterne.