Rezension

Eine wundervolle Geschichte

Rache und Rosenblüte - Renée Ahdieh

Rache und Rosenblüte
von Renee Ahdieh

Inhalt:
Während Chalid den Bewohnern seines Reiches dabei hilft, die Schäden, die durch das Unwetter entstanden sind, zu reparieren, befindet sich Shahrzad in der Obhut ihrer Schwester und ihres ehemaligen Geliebten Tarik.
Es vergeht kaum ein Tag, an dem Shahrzad nicht darüber nachsinnt, wie sie den Fluch, der über Chalid liegt, brechen und zudem auch ihrem Vater helfen kann, dem es zusehens schlechter geht. Shahrzad verlangt es nach Chalids Nähe, auch muss sie Tarik früher oder später ihre wahren Gefühle offenbaren, doch wie wird er reagieren? Tariks Leute begegnen der zurückgekehrten Königin von Chorasan mit Misstrauen und bald schon entdeckt Shahrzad auch in den eigenen Reihen Feinde. Es wird Zeit zu handeln. Eine Lösung bietet sich an, doch für diese muss Shahrzad sich in Gefahr begeben und die verraten, die sie liebt.

Schreibstil:
Reneé Ahdieh beginnt ihre Fortsetzung mit dem gewohnt bildhaften und fesselnden Schreibstil, die Leser ihres ersten Teils bereits kennenlernen durften.
Schnell taucht man auch hier in dem dörflichen orientalischen Setting ab, in dem sich die Protagonistin bewegt. Gemeinsam mit ihrer Schwester und ihrem ehemaligen Geliebten Tarik verbringt Shahrzad ihr Dasein in einer Zeltstadt. Ziegen laufen dort herum, Wasserschalen dienen dazu sich zu säubern, die Zahnreinigung erfolgt mit Minze, weißem Pfeffer und zerstoßenem Steinsalz. Aber auch die Anrede ihres Vaters mit dem Kosenamen „Baba“ oder Kleidungsstücke/Waffen, die Namen wie Shamshir, Tikka-Schärpe, Quamis und Scimitar tragen, sorgen für Kopfkino und einen entsprechenden Flair beim Leser.
Auch wenige magische Elemente baut die Autorin in Rache und Rosenblüte ein. Fliegende Teppiche und das magische Buch, dessen Inhalt sich der Vater von Shahrzad zu eigen machen möchte, seien als Beispiel genannt.
Rache und Rosenblüte bietet, genau wie der vorangegangene Teil, Lesefreude von der ersten bis zur letzten Seite. An keiner Stelle kommt Langeweile auf. Das liegt wohl unter anderem an den gut geschliffenen Charakteren, aber auch an der Gefahr, die allgegenwärtig ist und an den Fragen, die sich der Leser stellen wird. So möchte man wissen, was es mit dem magischen Buch auf sich hat, von dem Shahrzads Vater sich keine Sekunde trennen mag und welches ihm zusehends die Lebenskraft zu entziehen scheint. Im Fokus steht selbstverständlich die Frage, ob es Shahrzad gelingen wird den Fluch zu brechen, der über Chalid liegt. Auch tauchen in der Zeltstadt Wächter auf, die die gleiche Tätowierung tragen, wie die Mörder, die Shahrzad bereits in Ray töten wollten. Und dann ist da noch die allgegenwärtige Gefahr, der Chalid ausgesetzt ist. Der König hat nicht nur einen Feind und viele wollen ihn fallen sehen. Ganz an der Spitze Tarik, dem so viel an dem wilden Mädchen liegt, mit dem er aufgewachsen ist. Bald stellt sich auch die Frage: Wer ist Feind und wer ist Freund?
In Rache und Rosenblüte darf sich der Leser zudem nicht nur über eine Liebesgeschichte, sondern gleich über mehrere Verstrickungen dieser Art freuen. So leidet man mit Jalal, der seiner Liebe Despina nachtrauert, verfolgt die Dreiecksbeziehung Tarik-Chalid-Shahrzad und wird Zeuge einer zaghaften Romanze, die sich zwischen Tariks besten Freund und Shahrzads Schwester anbahnt. Jede dieser Liebesgeschichten ist fesselnd, wie der ganze Roman an sich.
Neben „alten“ Charakteren, die man wiedertrifft und die die Autorin bereits in Band 1 dem Leser ins Herz geschrieben hat, lernt man in diesem Buch auch neue Helden kennen. So begegnet man hier unter anderem dem skurrilen und in Rätseln sprechenden Jungen Artan. In seinem Auftreten mehr als merkwürdig und auf den ersten Blick gewiss nicht gerade sympathisch, versucht man ihn gemeinsam mit der Protagonistin einzuordnen. Auch mit diesem Stilelement erzeugt die Autorin Neugierde und Spannung beim Leser.
In Zorn und Morgenröte wurden unter anderem viele kleine Fabeln eingewoben, mit denen Shahrzad versucht hat Chalid von seinem Vorhaben, sie zu töten, abzubringen. Auch in Rache und Morgenröte werden kleine Märchen mit einer weisen Anekdote erzählt. Geschickt webt die Autorin diese Geschichten in der Geschichte in die Handlung ein, ohne, dass der Leser sich dadurch gelangweilt oder gestört fühlt. Ganz im Gegenteil. Diese Märchen wirken erfrischend und bleiben noch danach im Gedächtnis.

Fazit:
Rache und Rosenblüte ist die Fortsetzung von Zorn und Morgenröte und zugleich der Abschluss der von Reneé Ahdieh verfassten Fantasysaga. Mit der gewohnt eigenwilligen und impulsiven Protagonistin versucht man den Fluch zu brechen, der auf ihrem Ehemann Chalid liegt und der das Zusammensein der beiden Geliebten verhindert. Überraschende Wendungen, Gefahren, die an jeder Ecke lauern und Lösungen, die mit Opfern verbunden sind, sorgen für einen durchweg spannenden Plot. Mehrere Liebesgeschichten, gut geschliffene Charaktere, fantastische Elemente und ein orientalisches Setting runden die Geschichte ab. Mit kleinen Geschichten (weisen Fabeln), setzt die Autorin dem durchweg gelungenen Roman noch ein Sahnehäubchen auf.
Bei dieser Buchreihe kommen Fantasyfans auf ihre Kosten. Eine vollumfängliche Leseempfehlung von mir.

Buchzitate:
Shahrzad stand im Eingang, eine Hand auf dem juwelenbesetzten Dolch an ihrer Hüfte. Ihre äußere Erscheinung war unbewegt. Aber etwas Wildes lauerte tief in ihren Augen.