Rezension

Eine wundervolle Geschichte mit kleinen Lichtblicken in einer düsteren Zeit

Alles Licht, das wir nicht sehen - Anthony Doerr

Alles Licht, das wir nicht sehen
von Anthony Doerr

Bewertet mit 5 Sternen

Dieses Buch von Anthony Doerr spielt im Zweiten Weltkrieg. Die eigentliche Geschichte handelt von zwei Jugendlichen - gefangen im Krieg, jeder auf seiner Seite. Das Mädchen, Marie-Laure, durch eine Krankheit früh erblindet, allein mit ihrem Vater lebt in Paris und wird vom Krieg aus ihrem Leben gerissen. Auf der anderen Seite steht Werner, das Waisenkind aus Deutschland, ideologisch bearbeitet und in der Wehrmacht eingesetzt. Zwei völlig unterschiedliche Kinder, komplett anders aufgewachsen treffen im Krieg auf aufeinander.

"Sie alle sind ein Haufen Ton, und der Töpfer, der füllige Anstaltsleiter mit dem glänzenden Gesicht, formt daraus vierhundert identische Gefäße." (Zitat S.144)

Es handelt sich bei dem Buch zwar um eine Kriegsgeschichte, welche eigentlich nicht so mein Ding sind. Aber dieses Buch ist so gewaltig und wundervoll geschrieben, dass es mich regelrecht in seinen Bann gezogen hat. Im Vordergrund steht auch weniger das eigentliche Kriegsgeschehen, sondern mehr die Wirkung des selbigen auf die einzelnen Menschen.

Dieses Buch lebt von den recht kurzen und abwechselnden Kapiteln, welche mit vielen Rückblenden aufwarten. Es bringt uns die erschreckende aber auch bewegende Lebensgeschichte der beiden Protagonisten Marie-Laure und Werner nahe. Denn einschneidende Erlebnisse und starke Veränderungen hat der Krieg für beide auf Lager. 

"Jetzt ist die Welt grau. Graue Gesichter, graue Stille und eine nervöse Furcht durchsetzen die Schlange vor der Bäckerei." (Zitat S.352)

Anthony Doerr schreibt mit sehr viel Liebe zum Detail und führt uns dadurch das schreckliche Ausmaß des Krieges deutlich und schonungslos vor Augen. Uns wird ein Leben voller Verlust, Angst und Trauer gezeigt, aber auch Liebe und Güte kommen nicht zu kurz. Selbst in so einer düsteren Zeit bleibt der Lebenswille erhalten und es ist ein Licht am Ende des Tunnels. Der Autor schafft es durch seinen poetischen Schreibstil die Stimmungen perfekt einzufangen und an uns Leser weiterzugeben. Auf der einen Seite die Einsamkeit, die Trauer und die Angst - aber auf der anderen Seite auch das Licht, die Hoffnung und die Liebe,

Als Fazit kann ich nur sagen, dieses Buch hat den Pulitzer-Preis für Literatur uneingeschränkt verdient. Ein wirklich tolles, wundervolles Buch - sehr packend und berührend mit einem etwas überraschenden Ende (jedes andere Ende hätte aber wahrscheinlich auch nicht wirklich gepasst). Ich kann dieses Buch nur empfehlen - lest es selber und ihr werdet meiner Meinung sein.

"Öffnet eure Augen und seht mit ihnen, was ihr könnt, bevor sie sich für immer schließen. (Zitat S. 404)