Rezension

Eine zauberhafte Liebesgeschichte und ganz viel Kaffee

Zwei Espresso - Kan Takahama

Zwei Espresso
von Kan Takahama

In einem kleinen verlassenen Dorf betreibt Michihoko ein heruntergekommenes Café. Seine Kaffeekreationen schmecken scheußlich und haben sogar schon den ein oder anderen ins Krankenhaus gebracht. Michihikos Ehefrau hat längst das Weite gesucht. Sie ist wieder bei ihrer Mutter eingezogen und möchte den unfähigen Ehemann nicht mehr sehen.
Doch eines Tages kommt ein Fremder in das Dorf. Der Franzose ist auf der Suche nach einer Frau, der er vor etwa 17 Jahren auf der Straße begegnet ist. Dieses Mädchen hat einst einen Hinweis hinterlassen, der besagt, dass sie sich irgendwo in der Nähe aufhalten soll. Bald kommen Michihiko und der Franzose ins Gespräch. Benjamin darf die Nächte im Café verbringen und zeigt dem Cafébetreiber tagsüber, wie man in Paris guten Kaffee zubereitet. Abends geht er auf die Suche nach der Liebe seines Lebens.

Zeichenstil + Erzählstil:
Benjamin ist auf der Reise nach Gononi. Ein leichter Schlaf lässt ihn die Haltestelle verpassen. Eine Station später springt er aus dem Zug und fragt einen älteren Passanten nach dem kleinen Dorf. Dieser antwortet ihm, dass die Station Gononi längst geschlossen wurde. Dort triebe der Schlitzer sein Unwesen.
Ziemlich schnell fragt man sich als Leser, in was für einem unheimlichen Ort man hier mit dem Reisenden gelandet ist. Hier spukt es, wird schnell klar. Erratische Einstiegsszenen, skurrile Dialoge und zwischendurch immer wieder Kaffee erwarten den Leser.
Vermeintlich absurde Szenen sollte man einfach auf sich wirken lassen und der Zeichnerin Vertrauen schenken. Denn Kan Takahama webt einen Plot, der letztlich mit einer zauberhaften Geschichte zu überzeugen weiß.
Mit Michihiko und Benjamin erschafft Kan Takahama zwei Protagonisten, die charakterlich sehr unterschiedlich sind, aber zugleich ein ähnliches Schicksal teilen. Beide sind auf der Suche nach ihrer großen Liebe, beiden gelingt es nicht ihren Traum zur eigenen Zufriedenheit umzusetzen. Während Michihiko, wie ein kleines Kind schnell bockig wird und aufgibt, wenn's ihm zu viel wird, zeigt Benjamin stete Ruhe und glaubt an das Projekt Café. Nur in seinen eigenen Belangen stagniert er. Die zentrale Botschaft wird hier deutlich: Manchmal brauchen wir jemanden, der uns antreibt, der uns hilft, wenn wir selbst die Hoffnung aufgegeben haben.
Bereits Cover, Buchtitel und Bild auf der Rückseite des Heftchens (zentraler Blick auf eine Kaffeetasse) verraten es: Bei dieser Geschichte liegt der Fokus auf dem Thema Café/Kaffee. Die ersten Seiten über unterhalten sich die Protagonisten nur über eines: Über Michihiko und seine Unfähigkeit eine gute Mischung des selbigen zu brauen. Kaffeeliebhaber werden bei dieser Geschichte voll auf ihre Kosten kommen. Auch, wenn dieses Thema hier die zentrale Rolle übernimmt, so wirkt die Erzählung nicht flach, denn auch der Nebenplot weiß zu überzeugen.

Fazit:
Das Buch ist schräg, skurril und visuell einfallsreich. Rätsel, ein Hauch von Spannung und eine zauberhafte Liebesgeschichte setzen dem Plot ein Schaumkrönchen auf. Eine schöne gelungene Geschichte, die vermittelt, dass man wenn man zusammen hält, alles schaffen kann.
Eine Graphic Novel, die nicht nur Kaffeeliebhaber von sich überzeugen wird.