Rezension

Eine zauberhafte WG

Heftiges Umarmen im Eingangsbereich der Pension verboten - Mamen Sánchez

Heftiges Umarmen im Eingangsbereich der Pension verboten
von Mamen Sánchez

Bewertet mit 4 Sternen

~~Die Welt der erfolgreichen 43-jährigen Anwältin Cecilia bricht wie ein Kartenhaus zusammen, als ihr Mann sie wegen einer Jüngeren sitzen lässt. Dabei hat sie sich so sehr ein Kind gewünscht und nun wird auch dies sich nicht mehr erfüllen. Um sich von ihrem Schmerz abzulenken, entscheidet sie sich, ihr Erbe anzutreten und das alte etwas heruntergekommene Haus ihrer Großeltern zu beziehen, um es in eine Pension umzuwandeln und Studentinnen dort Zimmer zur Verfügung zu stellen. Die Renovierung birgt schon einige Schwierigkeiten, denn sie hat ständig Meinungsverschiedenheiten mit dem attraktiven Bauunternehmer Andrés Leal, wobei sich die beiden eigentlich recht sympathisch sind. Dann wird bei den Umbauarbeiten ein altes Medaillon gefunden und zwischendurch begegnet sie auch noch dem illegalen Flüchtling Justice, der ihr erster Gast in der Pension wird. Dann kann Cecilia endlich ihre ersten drei Studentinnen als neue Bewohnerinnen begrüßen, die auch recht viel Wirbel in das Haus bringen. Zu guter Letzt weht ihr noch Azucena als Haushälterin in die Pension, die sich auf eine drei Jahre alte Anzeige beworben hat. Dieser bunte zusammengewürfelte Haufen lebt nun mehr oder weniger unter einem Dach und muss sich natürlich auch an extra dafür aufgestellte Hausregeln halten. Das führt zu so manchen Verwicklungen, Missverständnissen und einem sehr turbulenten Pensionsbetrieb.
Mamen Sánchez hat mit ihrem Buch „Heftiges Umarmen im Eingangsbereich der Pension verboten“ einen sehr unterhaltsamen und zauberhaften Roman vorgelegt. Schon der Titel ist ein Zungenbrecher und lässt einen neugierig aufhorchen. Der Schreibstil ist flüssig, dabei mit viel Witz und Poesie gespickt, so dass der Leser sich gleich mit den ersten Seiten wohl fühlt und als unsichtbarer Zaungast staunend dem Treiben zusieht. Mit Herz und Seele lässt die Autorin ihre Protagonisten aufeinander treffen und sich in dem neugeschaffenen „Wohnheim“ einrichten und einander kennenlernen. Es wirkt schon bald wie eine offene WG, in der alles miteinander geteilt wird, sei es Sorgen und Nöte, Freude oder Kummer. Dabei greift die Autorin auch auf zeitgemäße Themen wie Flüchtlinge oder Einbruch zurück, wobei sich letzteres schon fast zu einem kleinen Krimi entwickelt. Durch die schöne und gefühlvolle Erzählweise der Autorin kann man das Buch fast gar nicht aus der Hand legen, obwohl es auch ein paar Längen vorzuweisen hat.
Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgearbeitet und schön in Szene gesetzt. Sie wirken in ihrer Handlungsweise und ihrer Gefühlswelt absolut authentisch und sehr lebendig. Cecilia eine gestandene Frau, deren Welt soeben in den Keller gerauscht ist. Um sich von ihrem Kummer abzulenken, möchte sie etwas Neues wagen und krempelt die Ärmel hoch für ihre Idee der Pension. Sie ist recht einfallsreich, wenn sie ihren Willen durchdrücken will, trägt ihr Herz auf der Zunge und wird auch schon mal zur Diva, wenn es ihr nützt. Andrés Leal ist ein attraktiver Mann, der ein Geheimnis hat und dieses lange gut zu verstecken weiß. Azucena ist die gute Seele des Hauses und macht mit ihrer Art die Pension zu einem Wohlfühlort. Ivana ist russischer Abstammung und führt ein Doppelleben, um ihr Studium zu finanzieren. Noelia ist die Tochter der Freundin von Cecilias Mutter und Catalina liebt Krimis und betätigt sich als Hobbydetektivin. Justice ist ein junger Flüchtling, der in der Pension endlich ein Zuhause findet und bald auch seine Liebe.
„Heftiges Umarmen im Eingangsbereich der Pension verboten“ ist ein unterhaltsamer Roman mit einer wirklich fesselnden und liebevoll erzählten Geschichte, die sowohl Liebe als auch Leid sowie ein Geheimnis beinhaltet, welches gelüftet werden will. Ein schönes Buch für alle, die sich von Emotionen einfangen lassen und in eine Geschichte eintauchen wollen. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!