Rezension

Eine Zeit für Helden

Herbstzeilen - Anja Schenk

Herbstzeilen
von Anja Schenk

Bewertet mit 5 Sternen

Zum Inhalt: 

Ein stürmischer Herbsttag und ein Brief aus dem fernen Nevada, der Elisabeths Gedanken zurück ins Jahr 1944 nach Berlin führt und längst vergessen geglaubte Wunden aufreißt. 

Eine kleine, melancholisch-nachdenkliche Geschichte über eine einsame Heldin. 

Über die Autorin: 

Anja Schenk wurde 1975 in der Nähe von Dresden geboren und lebt heute mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in einem kleinen Ort im Tharandter Wald. Ihre Liebe zu Büchern entdeckte sie schon als Kind. Inspiriert durch ihre eigenen Kinder packte sie vor einigen Jahren die Begeisterung fürs Schreiben aufs Neue. Seitdem verfasst sie Geschichten für Kinder und veröffentlichte zwei von ihnen in den Jahren 2014/2015. Mittlerweile bringt sie neben Kindergeschichten auch Kurzgeschichten und Romane für größere Leser zu Papier. 

Mein Fazit und meine Rezension: 

Ich halte ein ziemlich kleines, aber auch feines Büchlein in der Hand. Das Cover ist liebevoll gestaltet und ja, ich weiß, was mich erwartet. In der Geschichte stoßen wir auf eine Frau an einem See. Sie sitzt unter einer alten Weide und liest einen Brief, den sie erhalten hat. Sie ist eine Heldin - steht in dem Brief. Doch als Heldin will sie sich so gar nicht fühlen. Nach und nach erfährt man, was sie zur Heldin gemacht hat, was sie getan hat und wessen Leben sie gerettet hat. Das Schicksal hat sie zur damaligen Zeit zur richtigen Zeit an den richtigen Ort geführt, um dort das Leben einer Frau und zweier Kinder zu retten, die dem Tod geweiht waren. 

Es ist der zweite Weltkrieg. Draußen ist es kalt und die Deutschen sind auf der Suche nach allen Juden, um sie zu deportieren. Einige haben sie schon gefasst, wenige haben es geschafft, einen Unterschlupf zu finden. Und hier beginnt unsere Heldengeschichte, denn tatsächlich hat die nunmehr alte Frau in jungen Jahren dieser Mutter und ihren beiden Kindern in einem Versteck Unterschlupf gewährt, hat ihnen Essen und Trinken gebracht und sie so vor der Deportation und dem sicheren Tod bewahrt. Dass sie dabei ihr eigenes Leben aufs Spiel setzt und auch das ihres ungeborenen Kindes, wird ihr täglich bewusst, doch kann sie nicht anders. Jeder hätte wohl so agiert, oder? 

Mich hat die kleine, aber feine Geschichte sehr berührt. Mit wenigen Worten erzählt die Autorin, was sich zur damaligen Zeit abgespielt hat, wie Wut, Trauer und nackte Angst sich abwechselten und doch immer ein kleiner Hoffnungsschimmer in der Ferne blieb. Nicht alle konnten gerettet werden, aber die wenigen, die es wurden, die überlebten, wissen heute, was es heißt zu leben! In dieser Zeit wurden Helden geboren!