Rezension

Eines meiner Highlights in 2013

Das letzte Sandkorn - Bernhard Giersche

Das letzte Sandkorn
von Bernhard Giersche

Bewertet mit 5 Sternen

Heute bedanke ich mich ausnahmsweise NICHT für ein Rezensionsexemplar, denn dieses Buch habe ich mir selbst geleistet. Und weil sich hierfür die Arbeit lohnt, möchte ich es unbedingt besprechen.

Was wäre, wenn Gott jedem einzelnen Menschen auf der Welt ein und das selbe Ultimatum stellen würde?
>> Du hast zehn Tage Zeit, die Welt zu retten, bevor ich sie zertrete mit allem Gewürm darauf. Zehn Tage und Nächte gebe ich Dir, Dir alleine, um die Welt zu retten. Nutze sie oder vergehe zusammen mit allen anderen Deiner Art.<<
Jeder einzelne Mensch auf Erden erhält diese Botschaft und der Untergang nimmt seinen Lauf.
Nahezu die gesamt Menschheit handelt so, wie Gott es sich fast gedacht hatte. Nur ein paar Wenige sehen die Sache anders.

Nachdem ich schon ein begeisterter Fan der Armageddon-Reihe von D.J. Franzen bin, kam ich nicht umhin, dem Begedia Verlag einen weiteren Besuch abzustatten, um zu prüfen, welche Werke sich dort außerdem anbieten. So dauerte es auch nicht lange und “Das letzte Sandkorn” von Bernhard Giersche landete auf meiner privaten Wunschliste und nur wenig später dann auch in meinem Briefkasten.

Auf 296 Seiten begleitet der faszinierte Leser Adam, Fred, Brigitta und Tomate auf ihrem Weg in den Untergang.
Ich liebe die Art und Weise, wie Bernhard Giersche seine Charaktere geschaffen hat.
Adam, der Versicherungsfachmann, dessen Sichtweise der Leser aus der Ich-Perspektive erleben darf, ist sozusagen der Held dieser Geschichte. Er ist nicht besonders “hart” und eigentlich ein ganz normaler Kerl mit einer herrlich lockeren “Ruhrpottschnauze”. Im Laufe der Geschehnisse wächst er jedoch über sich hinaus und hat recht schnell einen festen Platz im Herzen der Leser.
Fred ist mehr oder weniger ein entlaufener Irrer mit einer unschönen Vorgeschichte. Eigentlich kein Mensch, den man auf Anhieb sympathisch finden würde und trotzdem jemand, der erst durch die Geschehnisse zu dem wird, was er wirklich ist, nämlich ein Pfundskerl.
Brigitta, die Frau mit Handicap, deren Auftauchen in der Geschichte für eine wichtige Wandlung sorgt – eine wundervolle Frau.
Nicht zu vergessen der religiös komplett fehlgeleitete Laurenz Beck, ehemaliger Bankdirektor, der von der Rettung der Welt eine komplett andere Auffassung hat als der Rest der Überlebenden.
Natürlich möchte nun jeder wissen, wer zum Geier eigentlich Tomate ist.
Nur so viel: Tomate ist Liebe. Tomate ist der Schlüssel zur Selbstlosigkeit. Tomate ist Hoffnung.

Abgesehen von diesen hammergeil gestalteten Personen, deren Sichtweisen jeweils einen eigenen, sehr gelungenen Schreibstil haben, gibt es so viele Dinge in diesem Roman, die mich begeistert haben, dass eine einzige Buchbesprechung dafür kaum ausreicht.
So bemerkte ich zum Beispiel einige Aspekte, die deutliche Kritik an Religionen aller Arten und der Gesellschaft mit all ihren Hierarchien ausdrückten. Das Thema “Töten im Namen des Herrn” steht hierbei an vorderster Stelle. Obwohl die mitunter lockere und umgangssprachliche Schreibweise einen großen Unterhaltungswert erzeugt, entgeht dem aufmerksamen Leser kaum die Ernsthaftigkeit, die mahnend im Hintergrund steht.

Die Story deckt eigentlich alle möglichen Facetten der Unterhaltung ab. Es gibt reichlich Action, einige Gewaltszenen, Liebe, Spannung und schließlich noch eine bemerkenswerte Dosis Tiefgang und Rührung. Gegen Ende hat es mir buchstäblich die Tränen in die Augen getrieben. Ich bin weiß Gott keine Heulsuse, aber Bernhard Giersche hat mich zum weinen gebracht. Ich weiß noch nicht, ob ich das gut finden soll.
Fakt ist, dass ich eigentlich nur kurz “reinlesen” wollte, weil ich noch haufenweise andere Bücher zu lesen habe. Daraus wurde nichts. Ich habe alle anderen Bücher an die Seite geschoben und dieses Buch regelrecht gefressen.

Wie diese Geschichte endet? Nun, sie endet für jeden von uns anders. Deswegen sollte man sich die Mühe machen und diesen wundervollen Roman lesen. Sollte es jemals eine Fortsetzung dazu geben, bin ich wahrscheinlich die Erste, die ihn bestellen wird. Ich bin gerade ziemlich bedrückt, weil ich noch nicht loslassen kann. Der Roman ist zuende gelesen und in meinem Hirn arbeitet es noch immer.

Fazit:
“Das letzte Sandkorn” von Bernhard Giersche ist ein Pageturner wie er im Buche steht. Wer auf schnörkellose Action steht, die trotzdem genug Tiefgang für den nachdenklichen, gefühlsbetonten Leser bereit hält, kommt an diesem Buch eigentlich nicht vorbei. Von mir gibt es daher eine Leseempfehlung mit Sternchen.