Rezension

Einfach faszinierend

Stockinger - Dieter Weißbach

Stockinger
von Dieter Weißbach

Die Naivität des Protagonisten und die Beschreibung seines Lebens sind genauso verstörend wie faszinierend

Protagonist Stockinger ist ein Bergbauer des alten Schlages. Zeit seines Lebens hat er geschuftet und vieles entbehrt. Dennoch empfand er sein Leben als abwechslungsreich, ohne wirklich etwas zu vermissen. Doch auch ein Bergbauer hat seine kleinen und großen Geheimnisse, die ihm zu schaffen machen.

Autor Dieter Weißbach erzählt die Geschichte Stockingers in drei Teilen. Seine Kindheit war hart und von einschneidenden Erlebnissen geprägt, überschattet vom frühen Tod der Mutter, der ihn bis ins hohe Alter beschäftigt. Der mittlere Teil der Geschichte beschreibt gleichzeitig das zweite Lebensdrittel Stockingers, der mehr oder weniger unfreiwillig heiratet und dessen Frau einen unglaublichen Tatendrang beweist, der ihn nahezu unbeeindruckt lässt. Teil drei beschreibt dann den Lebensabend bis zu seinem Schlaganfall.

Was anscheinend als Heimatroman daherkommt, lässt sich tatsächlich nicht in ein Genre pressen. Krimi oder Drama könnte da genauso gut passen. Tatsache ist, dass das Leben des Bergbauern schonungslos mit mehr Tiefen als Höhen dargestellt wird. Einerseits kamen mir der Protagonist und seine Mutter irgendwie dümmlich vor, gleichzeitig konnte ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen. Auch wenn die Ereignisse im Buch oft sehr extrem sind, so finde ich die Beschreibung der Menschen und der Lebensweise in den Alpen in dieser Zeit sehr authentisch, unterstützt durch die einfache Sprache. Beides zusammen bewirkte bei mir eine seltsame Faszination, die von Seite zu Seite mehr zunahm.

Anfangs war ich wirklich skeptisch, doch im Nachhinein muss ich sagen, dass mich das Buch extrem gefesselt hat und ich es einfach nicht mehr aus der Hand legen konnte. Die Geschichte an sich und die Art der Erzählung suchen wirklich seinesgleichen, so dass ich 5 von 5 Sternen und eine uneingeschränkte Leseempfehlung gebe.