Rezension

einfach genial

Kernstaub - Marie Graßhoff

Kernstaub
von Marie Graßhoff

Bewertet mit 4.5 Sternen

Normalität ist nicht, was gewöhnlich ist, sondern was wir als gewöhnlich empfinden. Wären wir unser Leben lang im Kreis gelaufen, empfänden wir gerade Wege als unnormal. Hätten wir unser ganzes Leben im Schatten verbracht, blendete uns das Sonnenlicht. Und hätten wir die ganze Zeit über in einer falschen Welt gelebt, würde die Realität uns Angst einflößen.
Mara, 14%

 

Charaktere:
Mara ist 19 Jahre alt und lebt mit ihrem Bruder Liam in einer großen Villa. Die Eltern der beiden sind vor Jahren gestorben, weshalb Liam den Konzern übernahm. Mara hat außerdem panische Angst vor Uhren. Sie ist unsicher, ängstlich, aber auch selbstbestimmt.
Calla ist Maras beste Freundin und wohnt nur wenige Minuten entfernt.
Juan ist 23 und der Bruder von Calla. Er kann Mara gar nicht leiden und lässt sie das stets spüren. Er ist wahnsinnig arrogant, ignorant und selbstsicher. Wenn er aber eine Person in sein Herz geschlossen hat, dann würde er alles für sie tun.
William und Manjana sind auf der Suche nach Mara um sie zu töten. Sie sind die Wächter des Systems.
Ciar ist der Butler von Mara und ihrem Bruder. Ciar ist neben Calla und Liam die Person, die Mara am nähesten steht.
Außerdem gibt es noch den ideenreichen Glen, die fürsorgliche Sia, den vorlauten Uxur, den Anführer Nero und viele mehr…

 

Meine Meinung:
Die Geschichte wird größtenteils aus der Sicht von Mara beschrieben. Mittels der Ich-Perspektive schildert sie ihre Gedanken und Gefühle, sodass der Leser ihr stets nahe ist. Einige Kapitel werden auch aus der Sicht von anderen Charakteren beschrieben, z. B. von den beiden Wächtern William und Manjana, von Glen oder Juan.

Auch wenn der Klappentext schon verrät, dass Mara umgebracht werden soll/muss, damit alle anderen Seelen ewig und wohlbehalten leben können, sie einen Freund hat, der sie immer begleitet und zu schützen versucht, und sie ihre Erinnerungen wiedererlangt, ist die Idee hinter der Geschichte so viel mehr. Bei vielen Büchern bin ich beeindruckt, was der/die Autor/in sich erdacht und erschaffen hat. Hier bin ich das noch viel mehr. Der Inhalt von „Kernstaub“ ist wie ein Eisberg. Man sieht nur die Spitze, also den Anfang der Geschichte, und darunter verbirgt sich viel, viel mehr – das, was im größten Teil des Buches von Bedeutung ist. Ok, wenn wir jetzt an die Titanic denken, ist der Eisberg leicht negativ… aber stellt euch vor, ihr steht vor den Bergen und seht hinter ihnen noch einen Berg, den größten, von dem man nur die eingeschneite Spitze erkennen kann. Wenn man nun genau vor dem Berg steht, also mit voranschreitender Seitenzahl immer weiter in die Geschichte vordringt, dann kann man seinen beeindruckenden Anblick erkennen.

Der Schreibstil von Marie Graßhoff ist wirklich außergewöhnlich. Es sind oft lange Sätze enthalten, die man ab und zu zwei Mal lesen muss, aber ihre Art zu Schreiben ist sehr angenehm. Marie Graßhoffs Schreibstil ist oftmals komplex, aber sie kann wunderbar mit der Sprache umgehen und schongliert nahezu mit den Wörtern, sodass daraus dieser wunderbare Roman entsteht.

Was mich, neben der Idee, besonders beeindruckt hat, war die Beschreibung der Charakterentwicklung. Ich kann nicht zu viel dazu sagen, sonst würde ich womöglich spoilern, aber die enorme Veränderung von Maras Charakter wurde wunderbar eingefangen. Oftmals haben die Ereignisse sie sehr geprägt, sodass sich ihre Art enorm verändert hat, aber durch diese Entfaltung hatte man nie das Gefühl, dass man nun eine ganz andere Person vor sich hätte.  
Nachdem Mara mit einigen anderen Protagonisten an einem anderen Ort angekommen ist, war die Geschichte stellenweise etwas langgezogen. Indem die Geschehnisse oft aus Maras Sichtweise erzählt wurden und ihr einfach nicht viel passier ist, ist man kaum vorangekommen. Ich hatte so viele Fragen und wollte mehr erfahren. Nach einiger Zeit hat sich dies jedoch wieder behoben, man hat so viele Informationen bekommen, dass ich wieder zufrieden war und es geschahen auch erneut spannende Ereignisse.

Das Ende ist soweit in sich abgeschlossen, dass man getrost auf den nächsten Teil der Trilogie warten kann. Trotzdem hat man das Gefühl erst am Anfang des Geschehens zu stehen, obwohl sich bereits so viel ereignet hat. Der Leser hat schon das grundlegende System verstanden, aber ich bin trotzdem sehr gespannt auf die weitere Geschichte, weil man merkt, dass es noch vieles gibt, das man noch nicht weiß.

 

Fazit:
Der Science-Fantasy-Roman „Kernstaub -  Über den Staub an Schmetterlingsflüglen“ fundiert auf einer großartigen Idee. Marie Graßhoffs Schreibstil ist vielleicht nicht für jeden geeignet, aber ihre Art mit der Sprache umzugehen und daraus Gefühle und Geschehnisse zu entwickeln, hat mich sehr beeindruckt.