Rezension

Einfach großartig! Zu Recht für den Deutschen Buchpreis 2016 nominiert!

Weit über das Land
von Peter Stamm

Bewertet mit 4 Sternen

Klappentext:

Ein Mann steht auf und geht. Einen Augenblick zögert Thomas, dann verlässt er das Haus, seine Frau und seine Kinder. Mit einem erstaunten Lächeln geht er einfach weiter und verschwindet. Astrid, seine Frau, fragt sich zunächst, wohin er gegangen ist, dann, wann er wiederkommt, schließlich, ob er noch lebt.
Jeder kennt ihn: den Wunsch zu fliehen, den Gedanken, das alte Leben abzulegen, ein anderer sein zu können, vielleicht man selbst. Peter Stamm ist ein Meister im Erzählen jener Träume, die zugleich locken und erschrecken, die zugleich die schönste Möglichkeit und den furchtbarsten Verlust bedeuten. ›Weit über das Land‹ ist ein Roman, der die alltäglichste aller Fragen stellt: die nach dem eigenen Leben.

Mein Eindruck:

Peter Stamms Roman "Weit über das Land" hat mich von Anfang an gefesselt. Warum verlässt ein Mensch von jetzt auf gleich sein bisheriges Leben und verschwindet? Und wie gehen Familie und Angehörige mit dieser Situation um? Diese Fragen haben mich während der Lektüre unheimlich beschäftigt und ließen mich den Roman kaum mehr aus der Hand legen. In einer sehr nüchternen Schreibweise, die ohne wörtliche Rede und detailreiche Beschreibungen auskommt, berichtet uns Peter Stamm von Thomas Verschwinden. Dabei nimmt er abwechselnd die Perspektive von Thomas und die seiner Frau Astrid ein. Beide Blickwinkel auf das Geschehene überschneiden sich hin und wieder - eine hervorragend gelungene Erzählweise, die nach und nach das Bild auf die Geschehnisse rund um Thomas Aufbruch vervollständigt. Unklar blieben für mich jedoch bis zum Ende Thomas Beweggründe für sein plötzliches Verschwinden - eine Tatsache, die ich zum einen sehr schade finde, zum anderen hat mich diese offen gebliebene Frage aber auch lange über die Lektüre hinaus beschäftigt. Zum Nachdenken regt ebenso das Ende der Geschichte an. Der offene Charakter lässt Realität und Astrids Gedankenwelt miteinander verschwimmen. Ein herrlicher Abschluss für ein absolut gelungenes Werk, das in meinen Augen zu Recht für den Deutschen Buchpreis 2016 nominiert wurde!