Rezension

Einfach herzergreifend!

Bäume reisen nachts - Aude Le Corff

Bäume reisen nachts
von Aude Le Corff

Ein kleines einsames Mädchen und ein alter einsamer Mann. Sie treffen sich und geben sich gegenseitig Kraft. So beginnt die wunderschöne Geschichte, die in „Bäume reisen nachts“ erzählt wird.

Manon und Anatole wohnen seit Jahren im gleichen Haus. Aber sie kennen sich nicht, nur ein paar Mal haben sie sich flüchtig gesehen. Auch Manons Tante Sophie wohnt in diesem Haus und kennt Anatole nicht. Denn Anatole, ein pensionierter Französischlehrer ist ein Eigenbrötler, ein typischer alter Mann, der auf den Tod und die damit verbundenen Qualen wartet. Der tägliche Gang zum Bäcker ist das anstrengendste, das er sich noch zutraut.

Manon ist acht Jahre alt und wohnte mit ihren Eltern in diesem Haus. Wohnte, weil sie nun nur noch mit ihrem Vater dort wohnt. Ihre Mutter hat die Familie verlassen, einfach so, von heute auf morgen, ohne eine Erklärung. Ihr Vater Pierre versinkt seitdem im Selbstmitleid und seinem eigenen Mief. Manon muss sich um ihn kümmern, als sei sie die Erwachsene. Nachmittags sitzt sie dann immer unter der großen Birke im Garte und liest. Und erzählt den Ameisen und Katzen Geschichten, damit sie nicht an ihre Mutter denken muss. In Anatole findet sie einen Seelenverwandten, der ihr Geschichten erzählt und ihr aus dem Buch „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint- Exupéry vorliest.

Doch eines Tages meldet sich die Mutter unverhofft wieder. Und Pierre, Manon, Anatole und Sophie machen sich auf eine abenteuerliche Reise, die alle an ihre Grenzen führt. Mit dem Auto fahren sie von Frankreich nach Marokko, wo sich die Mutter aufhält, um sie nach Hause zu holen.

Auf der Fahrt sieht sich jeder von ihnen mit seinen eigenen Abgründen konfrontiert und lernt etwas über das Leben, nämlich dass man alles schaffen kann, wenn man nur ganz fest daran glaubt.

„Bäume reisen nachts“ ist eine wunderbar leicht erzählte Geschichte. Man liest das Buch schnell durch und kann kaum erwarten, am Ende endlich das ersehnte Happy End präsentiert zu bekommen. (Ob es auch eins gibt, muss dann natürlich jeder selbst lesen.) Aber man hofft es die ganze Zeit. 

Das Buch ist gespickt mit vielen Zitaten aus dem „kleinen Prinzen“ und das macht es nur umso liebenswerter, da die Geschichte manchmal wirklich wie eine moderne Variation von Antoine de Saint- Exupérys Klassiker erscheint.

 „Bäume reisen nachts“ ist ein süßes Kinder- und Jugendbuch, aber ebenso ein tolles Buch für junggebliebene Erwachsene und solche, die immer noch an das Schöne und Gute im Leben glauben und die Hoffnung niemals aufgeben.

Aude Le Corff hat einen sehr flüssigen Sprachstil, man hat beinahe das Gefühl, sie erzählt einem die Geschichte im Plauderton und man kann nicht anders, als ihr zuzuhören. Schade, dass das Buch nicht 100 Seiten mehr hat, ich hätte gerne noch so viel mehr über Pierre, Anatole, Sophie und Anais, die Mutter, erfahren! Und das ist doch ein gutes Gefühl, wenn man ein Buch beendet.