Rezension

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Einfach nur genial!

Digby #02. Zu cool zum Sterben - Stephanie Tromly

Digby #02. Zu cool zum Sterben
von Stephanie Tromly

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt
Mehrere Monate sind vergangen, seitdem Digby die Stadt verlassen hat. Zoe hat sich inzwischen ein geordnetes, normales Leben aufgebaut mit einem neuen Job und Austin, ihrem neuen Freund. Es könnte gar nicht besser für sie laufen - und dann steht Digby plötzlich wieder vor der Tür, als wäre er nie weg gewesen. Zoe ist perplex, verwirrt - und wütend, denn Digby hat sich in der ganzen Zeit nicht ein Mal bei ihr gemeldet. Eine Entschuldigung? Fehlanzeige! Stattdessen tut Diby das, was er am besten kann: Chaos anrichten und sich in das Leben anderer Leute einmischen. Innerhalb kürzester Zeit hat er sich in Zoes Heim einquartiert (zum Ärger von Austin) und sie in einen neuen Fall verwickelt. Mit Zoes Seelenfrieden ist es damit endgültig vorbei. Und wenn sie ehrlich ist, hat sie das Chaos vermisst, das Digby in ihr Leben bringt...

Meinung
Ich hätte es kaum für möglich gehalten, aber Band 2 der Digby-Reihe war sogar noch fantastischer als der erste Teil - und von dem war ich nun wirklich über die Maßen begeistert! Nach dem Cliffhanger am Ende von "Digby #01" stand ich unter Strom und wollte unbedingt weiterlesen und - was noch viel wichtiger ist - ich hatte sogar das Bedürfnis, den Roman noch einmal zu lesen (etwas, was in letzter Zeit nicht besonders häufig bei mir vorkommt). Genauso erging es mir mit Teil 2. Was also liebe ich an diesem Buch?

Erstens wären da die Charaktere: Digby und Zoe sind alles andere als 08/15-Protagonisten. Digby mit seinen direkt-bis-unhöflichen Kommentaren, seiner dreisten Missachtung persönlicher Grenzen und seinem Talent dazu, sich und andere in Schwierigkeiten hineinzumanövrieren, ist eine echte Herausforderung für jeden, mit dem er Kontakt hat. Und doch besticht er durch Charisma und einen unkonventionellen Charme, dem man sich nur schwer entziehen kann. Mir jedenfalls ist es unmöglich, ihn nicht toll zu finden. Ich bleibe zwar bei meiner Meinung, dass ich im realen Leben nicht mit jemandem wie ihm befreundet sein könnte, weil er mich in den Wahnsinn treiben würde. Als Charakter in einem Buch jedoch ist er einfach fantastisch, weil ebendiese Eigenschaften ihn zu einer erinnerungswürdigen Person machen. Zoe, die Erzählerin, ist dagegen weitaus weniger anstrengend, und doch entspricht sie nicht ganz dem typischen Teenager. Natürlich schlägt sie sich mit denselben hormonellen Gefühlsschwankungen herum, aber das definiert sie nicht als Charakter. Sie ist nicht von denselben Unsicherheiten geplagt wie so manch anderer. Auf erfrischende Weise scheint sie sich weitgehend zu akzeptieren, was von einem gewissen Selbstbewusstsein zeugt (auch wenn sie gelegentlich auch mal ein paar Selbstzweifel hat). Außerdem schätze ich ihren Sinn fürs Abenteuer, ihre Loyalität, ihren Ehrgeiz und ihren Sarkasmus. Ihre beste "Qualität" ist allerdings, dass sie die Einzige zu sein scheint, die weiß, wie sie mit Digby umgehen muss und tatsächlich auch etwas Einfluss auf ihn hat. Die zwei zusammen sind einfach grandios. Ihre Dynamik macht einen Großteil des Lesevergnügens aus. Es gibt noch eine ganze Reihe von Nebencharakteren, die für die Geschichte relevant und nicht einfach bloß Statisten (d.h. entsprechend gut ausgearbeitet) sind. In Teil 2 kommen zum einstigen Ensemble einige neue Figuren dazu (z.B. Austin) bzw. werden einige mehr in den Fokus gerückt (Sloane), wofür teilweise andere vernachlässigt wurden (Henry, Bill). Bei manchen fand ich das schade, bei manchen war ich allerdings auch froh darüber.

Zweitens sorgt der Mix aus typischer Contemporary-/Coming-of-Age-Story mit den üblichen jugendlichen Problemchen und Liebeswirren und dem kriminalisitischen Subplot für ein dauerhaft fesselndes, unterhaltsames Leseerlebnis. Die Spannung baut sich folglich auf zwei verschiedenen Ebenen auf. Die diversen zu lösenden Mysterien haben für Action, Abenteuer und (mehr oder weniger starken) Nervenkitzel gesorgt, aber auch die zwischenmenschlichen Komplikationen haben zum Aufbau der Dramatik beigetragen. Diesmal nehmen die Entwicklungen in Zoes Liebesleben wesentlich mehr Platz ein: zum einen, weil sie jetzt einen festen Freund (Austin) hat, zum anderen, weil es zwischen ihr und Digby heftig knistert. Vielleicht erachtet der ein oder andere diesen Handlungsstrang für unnötig, ich gehöre aber definitiv nicht dazu. Über die Rivalität zwischen Austin und Digby konnte ich mich einfach nur amüsieren und jedes Mal, wenn Digby und Zoe so etwas wie "einen Moment" hatten, war ihre Anziehung fast physisch spürbar. Klar, das Hin und Her war auch etwas zermürbend, aber dadurch habe ich nur umso mehr der Auflösung der Spannung entgegengefiebert - auf beiden Ebenen.

Drittens sind Tromlys Schreibfähigkeiten einfach grandios: witzig, clever, jugendlich-spritzig und immer auf den Punkt genau - passend zu ihren Protagonsiten. Abgesehen davon entfaltet sie die Handlung im rechtigen Tempo und kreiert (wie oben schon angemerkt) authentische, eigenwillige bzw. ungewöhnliche Charaktere, die der Handlung gewachsen sind.

Das sind die wesentlichen Punkte, warum die Digby-Reihe quasi offene Türen einrennt, wobei ich die Liste sicherlich noch fortführen könnte.

Fazit
Summa summarum: "Digby #02" hat mich vollkommen überwältig. Ich hatte Dank des genialen ersten Teils sehr hohe Erwartungen und entsprechend Angst, enttäuscht zu werden - aber das war vollkommen unnötig. Tromly knüpft nahtlos an ihren mitreißenden Reihenauftakt an und setzt sogar noch einen drauf. "Digby #02" landet definitiv in meiner Top-10-Liste der diesjährigen Neuerscheinungen!

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