Rezension

Einfach toll erzählt!

Auf immer verbunden - Domenico Starnone

Auf immer verbunden
von Domenico Starnone

Bewertet mit 5 Sternen

Allgemeines:

Domenico Starnones Auf immer verbunden ist sein dreizehnter Roman. Für sein umfangreiches Werk erhielt er unter anderem den renommiertesten Literaturpreis Italiens. Auf immer verbunden ist am 12.03.2018 bei DVA erschienen, gebunden und hat 171 Seiten.

Mittlerweile verdichten sich die Gerüchte, dass Starnone unter dem Pseudonym „Elena Ferrante“ die Ferrante-Saga geschrieben hat. Bewiesen ist es allerdings noch nicht.

Inhalt:

„Vanda und Aldo können auf ein langes gemeinsames Leben zurückblicken, auch wenn sie nicht immer glücklich waren. Wie bei vielen Paaren erstickte auch ihre Beziehung irgendwann in Routinen. Als Aldo dann die jüngere Lidia kennenlernt, scheint die Ehe endgültig zerbrochen. Doch die neue Liebe kann die Bande, die die Kinder geknüpft haben, nicht lösen, und so kehrt Aldo nach Hause zurück. Inzwischen sind seit dem Bruch Jahrzehnte vergangen, und die Wunden der einstigen Verletzungen scheinen geheilt – bis zu jenem Tag, als die alte Narbe plötzlich schmerzhaft aufbricht …“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House)

Meine Meinung:

Erinnerungen kommen sofort, wenn ich das Cover betrachte. Erinnerungen an die Ferrante-Saga, die ich unglaublich gerne gelesen habe.

Dieses kleine Buch nimmt man einfach gern in die Hand. Man ahnt schon aufgrund des Titelbildes, worum es gehen wird: Zwei Menschen stehen dort dicht beieinander, aber sie wirken nicht, als ob sie einander wirklich nahe sind. Der freie Himmel über ihnen unterstreicht diesen Eindruck. Schlägt man nun den Klappentext auf, wird man bestätigt in seiner Vermutung. Die Protagonisten Vanda und Aldo haben ein langes Leben zusammen verbracht, ein Leben mit Glück, Brüchen und Verletzungen. Sie mögen sich vielleicht ähnlich fühlen wie die beiden auf dem Cover.

Ich möchte nun wissen, welche Geschichte hier erzählt werden wird. Unbedingt. Und wieder denke ich an die Geschichte von Lila und Elena. Auch sie hatten Partner, mit denen sie mal mehr, mal weniger eng verbunden waren. Ihre Geschichte ging nicht gut aus. Wie wird es in Auf immer verbunden sein? Ich bin gespannt.

Das Buch gliedert sich in drei Teile, die unterschiedliche Lebensphasen des Paares betreffen und verschiedene Erzählstimmen zu Wort kommen lassen. Das ist eine interessante Art des Erzählens, die dem Buch zusätzliche Tiefe gibt.

Erzählt wird im ersten Teil aus der Ich-Perspektive Vandas, der weiblichen Protagonisten. Bezug genommen wird auf die Vergangenheit. In Form eines inneren Monologs wäscht sie ihrem Mann gehörig den Kopf:

„Falls du’s vergessen haben solltest, mein Lieber, muss ich dich eben daran erinnern. Ich bin deine Frau. Ich weiß, du warst mal froh darüber, aber jetzt stört es dich plötzlich. Ich weiß, du tust so, als gäbe es mich gar nicht, als hätte es mich nie gegeben, weil du dich in den gehobenen Kreisen, in denen du dich jetzt bewegst, nicht blamieren möchtest. (…) Muss ich dir erst die entsprechenden Urkunden zeigen, um dich wieder zur Vernunft zu bringen?“ (S. 7/8)

Klare Ansage, klare Sprache. Dieses dünne Büchlein gefällt mir schon jetzt.

Teil 2 bezieht sich auf die Jetztzeit, Teil 3 bezieht die Kinder des Paares ein. Ich mag eigentlich keine dünnen Bücher und habe dieses nur lesen wollen, weil ich durch eine Ankündigung im Kulturteil einer Zeitschrift darauf aufmerksam geworden bin. Auf immer verbunden hat mich aber nicht enttäuscht. Starnone erzählt dicht und unglaublich intensiv. Er packt in 171 Seiten, was andere auf 500 nicht schaffen. Man hat, obwohl er gar nicht so genau beschreibt, ein Bild der Protagonisten im Kopf, sein eigenes Bild. Ich kann mir genau vorstellen, wie Vanda aussieht, in welcher Tonlage sie mit Aldo spricht, wenn sie sauer ist. Das passiert mir nicht so oft beim Lesen. Es ist eine echte Kunst, so schreiben zu können wie Starnone!

Fazit:

Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der sich mit Familiengeschichten der anderen Art beschäftigen möchte. Leise Töne, dennoch klare und fordernde Sprache. Tragisch, komisch und anrührend zugleich. Einfach toll erzählt.