Rezension

Einfühlsam, spannend - einfach richtig gut

Mein schlimmster schönster Sommer
von Stefanie Gregg

Bewertet mit 5 Sternen

Unternehmensberaterin Isabel Drievers lebt zufrieden mit ihrem Lebensgefährten Georg Krailsheim in einer schicken Wohnung in München. Ihre immer öfter auftretenden Schmerzen verdrängt sie bis es nicht mehr geht. Die schockierende Diagnose: Krebs – ein männerfaustgroßer Tumor im Bauchraum – trifft sie völllig unvorbereitet und mit großer Wucht. Bis zum OP-Termin in 14 Tage soll sie Urlaub machen. Diesen Rat des Arztes nimmt sie an, als sie auf dem Heimweg einen gelben VW-Bulli Jahrgang 1985 mit einem „zu verkaufen“-Schild am Straßenrand stehen sieht. Zusammen mit dem jungen Besitzer Rasso Liebermann beginnt ihre Fahrt quer durch Deutschland. Dabei wollte sie eigentlich in die Provence.

Stefanie Gregg gelingt es, mich mit dieser berührenden, manchmal traurigen oder nachdenklichen, insgesamt sehr gefühlvollen Geschichte völlig in die Welt von Isabel eintauchen zu lassen. Ich leide mit ihr, ich lache mit ihr, wenn sie weint, kommen mir die Tränen. Ich begleite sie auf ihrer Reise in eine ihr vollkommen fremde Welt: von der taffen Unternehmensberaterin zum Mondenkind, die sich gerade treiben lässt – und es genießt. In ihren Träumen erzählt sie mir von unerfüllten Wünschen und ich merke, wie weit sie sich davon entfernt hat.

Ihr Lebensgefährte Georg, der nicht weiß, wo Isabel hin ist, kein Lebenszeichen von ihr bekommt, nur eine kurze Mitteilung, dass sie für 14 Tage weg ist, tut mir manchmal leid. Er merkt erst jetzt richtig, wie sehr er Isabel vermisst, wie wenig er sich um ihre Gefühle geschert und ihr geneinsames Leben als selbstverständlich hingenommen hat.

Auch die anderen Protagonisten, die Isabel auf ihrer Reise kennenlernt, kommen sehr authentisch, lebendig und menschlich rüber. Es sind sehr verschiedene Charaktäre, die sich da in Isabels Leben schleichen. Dem ein oder anderen bin ich vielleicht schon mal begegnet. Den kleinen Streuner hätte ich auch sofort adoptiert.

Die witzigen Dialoge, die Gedanken von Georg, die vielen kleinen Geschehnisse und der temporeiche Erzählstil lassen mich nur so durch die Seiten fliegen. Langeweile oder Langatmigkeit hat überhaupt keine Chance.

Diesen unterhaltsamen, sehr berührenden Roman, der mich bis zum Schluss gefesselt und auch überrascht hat, kann ich nur jedem, der Lebensgescichten mag, empfehlen. In mir wird er noch eine Zeit lang nachwirken.