Rezension

Einfühlsames Portrait einer Krankheit - ein wunderbares Buch!

Nachruf auf den Mond - Nathan Filer

Nachruf auf den Mond
von Nathan Filer

 

»Ich werde Ihnen erzählen, was passiert ist, denn bei der Gelegenheit kann ich Ihnen meinen Bruder vorstellen. Er heißt Simon. Ich glaube, Sie werden ihn mögen. Wirklich. Doch in ein paar Seiten wird er tot sein. Danach war er nie mehr derselbe.«

Matthew Homes ist ein begnadeter Erzähler, und Patient der Psychiatrischen Klinik in Bristol. Um dort dem trostlosen Alltag zu entfliehen, schreibt er seine Geschichte auf – und die seines Bruders Simon, der im Alter von elf Jahren während des Campingurlaubs in Cornwall starb. Selbst nach zehn Jahren gibt sich Matthew immer noch die Schuld am Unfalltod seines Bruders. Doch eigentlich ist Simon für ihn gar nicht tot – und Matthew auch kein gewöhnlicher 19-Jähriger. Matthew leidet an Schizophrenie … ( Klappentext )

Meine Meinung

Das ist ganz wunderbares Buch!

Der 19 jährige Matthew schreibt. Er schreibt sein Leben auf. Auf dem Computer, auf einer alten klapprigen Schreibmaschine … der Leser schaut Matt über die Schulter und darf dessen tagebuchartigen Einträge verfolgen. Nach und nach entfaltet sich dem Leser Matts Geschichte. Stück für Stück erfährt man mehr über seine Tragödie, die trotz aller Dramatik leicht, poetisch und ohne Bitterkeit erzählt wird. Und man nähert sich voller Spannung in Zeit- und Gedankensprüngen dem Tag, an dem alles begann. Dem Tag, an dem Simon starb.

Der 19jährige Matthew befindet sich in einer Tagesklinik der Psychiatrie und erinnert sich an seine Kindheit sowie an die kürzer zurückliegenden Vergangenheit.
Als er 8 oder 9 Jahre alt war,ist sein 3 Jahre älterer Bruder Simon, der am Down Syndrom litt, gestorben. Matt gibt sich die Schuld daran. Durch den plötzlichen Tod seines Bruders gerät das Familienleben völlig aus den Fugen. Matts Mutter reagiert mit extremer Verlustangst, und Depression, sein Vater verschließt vor allem die Augen ... Matt hat keine unbelastete Minute mehr, seine Kindheit ist ein einziger Albtraum, mit Schuldgefühlen und tiefer Trauer wird er sich selbst überlassen, wohnt zeitweise bei den Großeltern. Als er 17 Jahre alt ist zeigen sich bei ihm die ersten Anzeichen einer schweren psychischen Störung. Sein toter Bruder Simon verfolgt ihn, mehr und mehr verliert er sich in Gedankengänge, die seine Umwelt als absurd abtut, für ihn aber vollkommen logisch sind. Es wird Ich-Verlust oder Schizophrenie diagnostiziert und medikamentös behandelt. Schließlich wird er sogar in die geschlossene Abteilung zwangseingewiesen. Es scheint, als sei Matt in einer Abwärtsschleife gefangen. Doch bricht er aus der Klinik aus …

Matts Geschichte ist überaus authentisch. Der Autor Nathan Filer hat selbst jahrelang als Pfleger in einer psychiatrischen Klinik gearbeitet und schildert Matts Leidensweg von den ersten Vorboten der Krankheit bis zu den schlimmsten wahnhaften Phasen der Schizophrenie echt und ungeschönt.

Ich habe vor Jahren bereits den Roman "Ich habe Dir nie einen Rosengarten versprochen" von Hannah Green gelesen, der ebenfalls Erkrankung an Schizophrenie  thematisiert und mir gedacht, dass man über psychische Krankheiten so gut wie nichts weiß. Menschen, die "Stimmen hören" und Befehle von eingebildeten Personen erhält, machen uns Angst. Ich finde es wichtig, dass man mehr erfährt über Menschen, die zu unserer Gesellschaft dazu gehören, die Hilfe und Pflege brauchen.

Mir ist die Geschichte sehr nah gegangen, der Autor hat es geschafft, mich todtraurig zu stimmen und auf der nächsten Seite zum Lachen zu bringen – mit einer Geschichte, die mich sehr beeindruckt hat. Definitv ist dieses eines der besten Bücher, die ich in den letzten Jahren gelesen habe!