** Einseitige Liebe **
Bewertet mit 5 Sternen
Clarissa blickt auf einen Scherbenhaufen, wenn sie ihr Leben betrachtet. Zwar hat die hübsche, junge Frau einen guten Job an einer Universität, jedoch trauert sie immer noch ein wenig ihrer in die Brüche gegangenen Liebe nach. Dies alleine wäre noch nicht einmal so schlimm, wäre da nicht Rafe – ein Kollege von der Universität, der von ihr besessen zu sein scheint.
Obwohl sie ihm eindeutig zu verstehen gegeben hat, dass sie nichts von ihm will und nichts für ihn empfindet, will Rafe dies nicht wahrhaben. Er lauert Clarissa tagtäglich vor ihrer Haustür oder in ihrer Freizeit auf, überhäuft sie mit Liebesschwüren und macht ihr unangemessene Geschenke. Als er sogar ihren Müll durchwühlt, zudringlich wird und Kontakt zu ihrer alten Freundin sucht, reicht es Clarissa. Sie weiß, dass man als Opfer von Stalking oft nicht ernst genommen wird und so sammelt sie – auch wenn es ihr schwerfällt – jeden einzelnen Hinweis, jedes perverse Geschenk. Sie fängt an, Tagebuch zu führen und Leute als potentielle Zeugen zu akquirieren.
Als Clarissa ausgewählt wird, als Geschworene einem Gerichtsverfahren beizuwohnen, ist dies wie eine Befreiung für sie. Die kommenden Wochen versprechen tagsüber zumindest etwas sichere Zuflucht, etwas weniger Angst, die aufkeimt, weil Rafe hinter jeder Ecke auflauern könnte. Während der Verhandlung lernt sie auch Robert – einen anderen Geschworenen – kennen, den sie äußerst sympathisch findet. Clarissa hat jedoch Angst, sich mit ihm in der Öffentlichkeit zu zeigen, da sie befürchtet, dass Rafe eifersüchtig werden und Robert etwas antun könnte. Clarissa vegetiert nur noch vor sich hin, isst kaum noch was, traut sich kaum mehr aus dem Haus, isoliert sich von Freunden und Familie, aus Angst, ihr Stalker könnte diesen Personen leid antun.
Eine schreckliche Schicksalsspirale, dessen Ausweg unerreichbar scheint. Als sie endlich den Mut aufbringt, alle schrecklichen Beweisstücke zusammenpackt und Rafe bei der Polizei anzeigt, stößt sie überraschenderweise auf viel Verständnis und ihr ungeliebter Verehrer hält sich zunächst zurück. Doch kann ein Mann, der sie über Wochen und Monate krankhaft verehrte, gewalttätig ihr gegenüber wurde und offen äußert, dass er ihre Ablehnung nicht akzeptiert, plötzlich aus ihrem Leben verschwinden? Oder hat Clarissa durch diesen Schritt den tiefen Zorn es Psychopathen geweckt?
Ein wirklich spannender, fesselnder und interessanter Thriller, der zugleich beklemmend und angsteinflößend auf mich wirkte. Clarissa erzählt die Geschehnisse zum einen aus ihrer Sicht, da sie alle Vorkommnisse in Bezug auf Rafe in Form von Tagebucheinträgen festhält, um so später entsprechendes Beweismaterial zu haben. Zum anderen wird die Geschichte phasenweise aus der Erzählersicht beschrieben. Ich muss sagen, dass ich eigentlich kein Fan von wechselnden Erzählerweisen bin, aber bei „Du bist mein Tod“, macht dies wirklich Sinn und passt zur Story. Durch die unterschiedliche optische Darstellungsweise im Buch/eBook weiß man als Leser auch sofort, ob es sich um einen Tagebucheintrag, oder um die Geschichte aus der Erzählersicht handelt. Aufgrund dieser unterschiedlichen Sichtweisen bekommt man als Leser einen noch tieferen Einblick in die Geschehnisse und in die Gefühlslage von Clarissa.
Man kann während des Lesens Clarissas Angst und Verunsicherung förmlich spüren und nachvollziehen. Auch ihre Gedankengänge, dass sie zunächst Beweise sammeln muss, bevor man sie bei der Polizei ernst nimmt und die Angst, dass Freunde und Familie ebenfalls von Rafe terrorisiert werden könnten, werden äußerst glaubhaft dargestellt. Im Gegenzug dazu habe ich Rafe während des Lesens auch seine Rolle abgenommen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es wirklich solche Personen gibt, deren Lebensinhalt daraus besteht, Kontakt zu einer Person zu suchen und die krankhaften Phantasien auszuleben. Meiner Meinung nach ist die Story von „Du bist mein Tod“ in keiner Weise an den Haaren herbei gezogen, sondern könnte im Grunde genauso bereits geschehen sein. Das Thema Stalking wird zwar von vielen belächelt, aber durch die Medien hörte man in den letzten Jahren immer mehr von derartigen Fällen, wo sogar Prominente Opfer von Besessenen wurden.
Alles in allem ein wirklich gutes, unterhaltsames, spannendes und fesselndes Buch, welche ich ohne jegliche Einschränkung weiterempfehlen möchte!