Rezension

eiskalte Spannung garantiert

Valhalla - Thomas Thiemeyer

Valhalla
von Thomas Thiemeyer

Zitat:
„Was dieser Mann zu berichten hatte, konnte einem den Angstschweiß auf die Stirn treiben. Wenn man die stetig schlechter werdende Schrift berücksichtigte, hatte er bis zu seinem Tod weitergeschrieben.“
(S.38)

„Der Schmerz ließ ihn fast erblinden. Sterne explodierten in seinem Kopf. Dort, wo seine Nase sein sollte, befand sich eine glühende Supernova.“
(S.74)

„Durch die Öffnung blies ihnen ein kühler Luftstrom entgegen. Der Geruch war anders als auf ihrer Seite. Klinisch, antiseptisch, tot.“
(S.113)

Inhalt:
Gerade noch erforscht Hannah die Geheimnisse der Tempelanlage Angkor in Kambodscha, da wartet bereits ein neuer Auftrag des charismatischen Milliardärs Stromberg auf sie. In der Arktis wurden seltsame Gesteinsstrukturen gefunden. Stromberg besteht trotz Hannahs Bedenken darauf, dass sie die Expedition im arktischen Eis begleitet, um die Ruinen zu erkunden. Doch niemand ahnt, dass sie nicht die ersten sind, die diese jahrhundertealte Stadt entdeckt haben. Bereits die Nazis haben die alten Mauern in der ewigen Kälte heimlich genutzt, um hier ein Labor für biologische Kampfstoffe zu betreiben. Und was sie zurückgelassen haben, gefährdet die gesamte Menschheit. Aber die tödlichen Viren sind nicht die einzige Bedrohung…

Meinung:
Ein neues Buch von Thomas Thiemeyer ist eigentlich immer ein Must-Have für mich. Bei „Valhalla“ war ich mir ehrlich gesagt jedoch nicht ganz sicher, ob es mir gefallen würde. Doch natürlich konnte ich mich nicht zurückhalten. Und so fand das Buch nun kurzerhand zu mir und ich begann auch gleich mit dem Lesen.

Bereits mit dem Prolog setzt Thomas Thiemeyer einen richtigen Appetizer, der mich wohldosiert neugierig auf die anschließende Geschichte machte. In diese wurde ich sodann geruhsam durch den Autor eingeführt. Nichts war überhastet und so konnte ich mich mit der Welt bekanntmachen. 

Hannah und John sind nun schon seit zwei Jahren ein Paar. Doch hier in Kambodscha gibt es kaum Platz für Privatsphäre. Aber Liebespaare können erfinderisch sein, wenn es darum geht, einige Stunden ausschließlich zu zweit verbringen zu können. Beide wissen einander zu schätzen und respektieren sich, ihre Gefühle zueinander sind unzweifelhaft. 

Als der Milliardär Stromberg nur Hannah zu sich zitiert und ihr einen Auftrag gibt, über den sie mit John nicht sprechen darf, ist dieser natürlich skeptisch. Immerhin arbeitet John schon seit Jahren für Stromberg. Über die Motive Strombergs kann John nur spekulieren.

Kaum kommt Hannah am Nordpol an, beginnt die Ereigniskette. Nach der ruhigen Einführung konnte mich Thomas Thiemeyer fortlaufend mit temporeichen und spannenden Abschnitten wirklich überzeugen. Die menschenfeindliche Atmosphäre im ewigen Eis konnte mir der Autor dermaßen gut vermitteln, dass während des Lesen ein permanentes Kältegefühl aufkam. Hierzu verzichtet Thomas Thiemeyer auf ausufernde Beschreibungen. Er beschränkt sich stets auf die wichtigsten Details und ließ mir damit ausreichenden Freiraum für meine eigenen Gedanken. Ich wurde präzise durch die Geschichte gelenkt, erlebte einige Überraschungen und litt mit den Charakteren.

Die Protagonistin Hannah könnte besser nicht gewählt sein. Die beiden Bände, in denen sie bisher die Hauptrolle übernommen hatte, habe ich leider noch nicht gelesen. In „Valhalla“ lernte ich sie indes als intelligent und selbstbewusst schätzen. Getrieben von enormen Entdeckergeist und Forscherdrang handelt sie nie unüberlegt. 
Hannah sieht sich schier unüberwindbaren Gefahren und Mächten gegenüber, gibt den Kampf aber nie auf und stellt sich ihren Gegnern. Im weiteren Verlauf der Geschichte erfährt sie etwas, das ihr Handeln beeinflusst. Doch die folgenden schier ausweglosen Situationen erschweren ein Vorankommen, das Ziel rückt immer weiter ab. Muss Hannah aufgeben?

John habe ich als sehr sympathischen Charakter kennengelernt. Er hat klare Vorstellungen über sein Leben. In Hannah hat er eine Partnerin gefunden, wie er sie schon immer wollte. Nach und nach erfuhr ich weitere Einzelheiten aus seinem bisherigen Leben, die so manche interessante Information enthielten. Letztendlich kann er für die jetzige Aufgabe auf Wissen zurückgreifen, das sich für die Gruppe eindeutig als hilfreich erweist.

Auch scheinbare Nebencharaktere vernachlässigt der Autor nicht. Er hauchte ihnen Leben ein, gab ihnen Struktur und ließ sie authentisch erscheinen. Alles in allem ergab sich dadurch ein ziemlich abgerundetes Bild für mich.

Für die Erzählung seiner Geschichte wählte Thomas Thiemeyer den personalen Stil in Vergangenheitsform. Wechselnde Sichten und geschickt eingebaute Dialoge brachten mir so die unterschiedlichen Denkweisen nahe. Der Autor konnte mich mit diesem angenehm flüssigen Schreibstil mitnehmen und ich tauchte tief in die Geschichte ein.

Thomas Thiemeyer ist es mit „Valhalla“ gelungen, mich mit seiner Idee in den Bann, Kälteflash inklusive, zu ziehen. Auch für das Ende, dem eine wirklich atemberaubende Entwicklung voranging, hat er ein nachvollziehbares Szenario arrangiert, wie man es sich wirklich nur wünschen kann. Mit „Valhalla“ setzt Thomas Thiemeyer aus meiner Sicht den nächsten Meilenstein in Sachen Spannung und Abenteuer.

Mit vielen anschaulichen Bildern im Kopf schließe ich mein eiskaltes Nordpolabenteuer sehr zufrieden ab, denke nochmal an die Geschichte zurück und stelle das Buch nun zurück in mein Regal.

Urteil:
Eiskalte Realität und ausgereifte Charaktere zusammen mit grenzenlosem Entdeckerdrang ließen mich „Valhalla“ einfach nur genießen. Diese kühle, aber dennoch aufgrund der vorherrschenden Spannung schweißtreibende Unterhaltung belohne ich deshalb mit klaren 5 Büchern.

Für alle Buchliebhaber, die vor Herausforderungen nicht zurückschrecken, unbekanntes Terrain erobern wollen, Gefahren nicht unterschätzen, sich diesen jedoch stellen können. Ein Must-Read für alle Fans spannender Unterhaltung, denen logische Strukturen und nachvollziehbare Handlungen wichtig sind.

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