Rezension

Elizabeth wird vermisst

Elizabeth wird vermisst - Emma Healey

Elizabeth wird vermisst
von Emma Healey

Bewertet mit 4 Sternen

Ich habe dieses Buch letzte Woche gelesen und es hat mich sehr berührt und auch nachdenklich gemacht, denn schließlich kann jeden von uns "ein solches Schicksal" treffen. Und vergesslich zu werden ist ja nicht nur für einen selbst unangenehm und immer wieder erschreckend und traurig, sondern ist eben auch für Angehörige, Familie, Bekannte, Freunde und aber auch fremde Menschen, nicht einfach. Maud beispielsweise schreibt sich ständig Gedankstützen auf Zettel. Diese steckt sie dann ein oder legt sie auf den Sessel. Und sowie sie einen der Zettel findet und liest, was darauf steht, hat sie meist den eigentlichen Sinn dafür bereits vergessen oder weiß nicht, von wann dieser Zettel ist, welcher Tag gerade ist und ob dieser Zettel wichtig ist. Daher verstrickt sie sich selbst schon oft genug in ihren Notizen und Erinnerungen. Dazu kommt, dass Maud ja das ganze Buch hindurch ihre Freundin Elizabeth vermisst und ihr aber niemand glauben oder helfen möchte. Ganz im Gegenteil, ihre Tochter Helen ist gelegentlich etwas überfordert mit den Besuchen bei ihrer Mutter. Helen muss, wie jeder andere Mensch ja auch, ihr eigenes Leben leben, muss arbeiten, kümmert sich um ihre Teenager-Tochter und hat ja selbst auch eigene Sorgen und Probleme. Und dann kommt sie beispielsweise zu ihrer Mutter, die ihr dann wirres Zeug erklärt, muss sich mit Ärzten, Nachbarn und anderen Menschen "herumschlagen", die sie mal wieder darauf hinweisen, dass ihre Mutter unnötige Dinge kauft, nachts den Sohn von Elizabeth anruft und diesen verdächtigt, dass er etwas mit ihrem Verschwinden zu tun hat oder mehrmals täglich beim Arzt anruft und um Hilfe bittet, weil sie genau diese Dinge immer wieder vergisst. Das stelle ich mir doch sehr schwer und bedrückend vor.

Während des gesamten Buches lernt man Maud besser kennen. Rückblicke zeigen immer mal wieder ihr früheres Lebens mit ihrem Mann Patrick. Hier bekommt man einen schönen Einblick in Maud´s Leben. Denn zwischendurch hat Maud immer wieder klare, wache Momente, wo sie ihr vergangenes Leben ngenau vor Augen hat. Aber meist kann sie sich nie lange auf solche Momente konzentrieren und beginnt die reale Vergangenheit mit Phantasie zu füllen und brigt so wieder alles durcheinander.
Die Suche nach ihrer vermissten Freundin Elizabeth zieht sich durch das Buch wie ein roter Faden. Elizabeth und Maud treffen sich für gewöhnlich einmal die Woche, denkt Maud, doch plötzlich ist Elizabeth nicht mehr zuhause anzutreffen und geht auch nicht ans Telefon. Maud fragt ständig bei ihrer Tochter nach und macht sich mehrmals allein auf den Weg zur Polizei, um sich nach Mauf zu erkundigen. Doch niemand kann oder will ihr helfen. Zum Ende des Buches erschließt sich dem Leser, was es mit Elizabeth´s Verschwinden auf sich hat, aber dies möchte ich hier nicht verraten.

Das Buch war leicht zu lesen und mir hat die Geschichte um Maud sehr gut gefallen. Ich fand es traurig zu lesen, wie verstört sie leider teilweise war und wie wirr sie ist, gerade auch in den klaren Momenten, in denen ihr selbst bewusst wird, dass sie Dinge vergisst und die Vergangenheit und die Gegenwart vermischt. Das Thema Alzheimer ist in dem Buch durch Maud ja durchweg präsent und ich fand es sehr interessant, hierüber mehr zu erfahren und in Mauds´Alltag schauen zu können.

Mich hat das Buch sehr gut unterhalten und ich fand es sehr interessant und teilweise aber eben auch traurig.
Ich habe 4 Sterne vergeben.