Rezension

Emotional dicht

Wenn du mich küsst - Juliana Stone

Wenn du mich küsst
von Juliana Stone

Bewertet mit 5 Sternen

"...Irgendwann musst du dir selbst vergeben und einfach weiterleben..."

 

Monroe hat nach dem Tod ihres kleinen Bruders einen Selbstmordversuch hinter sich. Es wird zwar keinen zweiten geben, doch sie lebt in einer Welt von Schuld, Trauer und Schmerz und lässt niemand an sich heran. Deshalb schicken sie ihre Eltern während der Ferien zur Großmutter nach Louisiana. Dort lernt sie Nathan kennen, der kleine Arbeiten für ihre Großmutter verrichtet. Für Nathan ist vor kurzem ebenfalls seine Welt zusammengebrochen. Er hat Schuld auf sich geladen und kann damit nicht umgehen. Sein bester Freund Trevor liegt im Koma.

Die Autorin hat einen bewegenden Jugendroman geschrieben. Während schon auf den ersten Seiten klar wird, worin Nathans Vergehen besteht, erfahre ich als Leser erst fast am Ende, was mit Monroes kleinen Bruder passiert ist.

Das Buch lässt sich zügig lesen und hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass es die Autorin versteht, die Emotionen ihrer Protagonisten vielfältig darzustellen.

Als besonders Stilmittel hat sie zwei Ich-Erzähler gewählt. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Monroe und Nathan erzählt. Neben den Hauptdarsteller spielt für mich Monroes Großmutter eine entscheidende Rolle. Sie steht mitten im Leben und versucht alles, um Monroe aus ihrer Lethargie zu reißen. Dabei geht sie durchaus ungewöhnliche Wege. Nathan und

Monroe erkennen von Anfang an in den Augen des anderen den gleichen Schmerz, der ihr Leben durchzieht. Deshalb begegnet Monroe Nathan anfangs etwas spröde. Sie will kein Verhältnis und fühlt sich doch zu Nathan hingezogen. Sehr behutsam wird die Beziehung aufgebaut. Rückschläge gehören dazu. Nathans Nähe lässt Monroe wieder innerlich lebendig werden, auch wenn sie sich lange dagegen sträubt. Dann aber braucht Nathan ihre Hilfe. Dabei fällt von Monroes Seite obiges Zitat. Zu den Höhepunkten des Buches gehören für mich die aussagekräftigen und emotional dichten Dialoge. Monroes Gespräch mit Trevors Vater, Brents Unterhaltung mit Monroe und Rachels kurzer Dialog mit Monroe sind einige der entscheidenden Stellen. Es gibt viele Feinheiten in der Geschichte. Monroes Gedanken über Glauben und Weiterleben, die berührende Szene unter dem Nachthimmel im Meteroritenschauer oder Nathans erster Besuch im Krankenhaus sind Beispiele dafür.

Das Cover passt zu dem Jugendbuch sehr gut.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es geht um Schuld und Vergebung, um Neuanfang und Erinnerung.