Rezension

emotionale Familiengeschichte- Leseempfehlung

Gestorben wird immer - Alexandra Fröhlich

Gestorben wird immer
von Alexandra Fröhlich

Bewertet mit 5 Sternen

Klappentext: Der Tod war Agnes’ Geschäft. Über Jahrzehnte hinweg führte sie den Steinmetzbetrieb Weisgut & Söhne in Hamburg und lenkte gebieterisch die Geschicke der Familie. Mit 91 Jahren nun hat Agnes von allem und jedem genug, sie will reinen Tisch machen und endlich das Geheimnis lüften, das sie viel zu lange schon mit sich herumträgt. Da ihre Tochter das Weite gesucht hat, beauftragt sie ihre Enkelin Birte, die Einzige, die aus demselben harten Holz geschnitzt ist wie sie, den ganzen Clan zusammenzutrommeln – kein einfaches Unterfangen, denn alle sind sich spinnefeind. Es ist Zeit für die Wahrheit.

 

Ein schlichtes Cover für ein wunderbares Buch, das ich fast nicht aus der Hand legen konnte. Die Autorin erzählt eine wunderbare Familiengeschichte in drei verschiedenen Erzählsträngen aus  unterschiedlichen Jahren, Ostpreußen kurz vor und während des 2. Weltkrieges, aus den 1980 Jahren und der Gegenwart 2008, die abwechselnd erzählt werden, jeweils mit dem Jahresdatum am Anfang des Erzählstranges, die alle für sich eine sehr gute Länge haben und bei jedem wird die Spannung sehr gut gehalten, so gut, dass man als Leser das Buch nicht mehr aus der Hand legen möchte.

Agnes, die das Oberhaupt der Familie ist, ist eine Familienmatriarchin, die den Takt vorgibt, die über alles Bescheid weiß, eingreift, wenn es ihr nötig erscheint und ihren Standpunkt durchsetzt, wenn sie glaubt, dass es von Nöten ist. Ihre Kinder und Enkelkinder lieben sie nicht, aber sie respektieren sie und es gibt nur wenig, was sie über ihre Vergangenheit  wissen, dass Agnes aus Königsberg stammt, dort mit ihrem Mann einen Steinmetz-Betrieb hatte, ihr Mann Wilhelm im Krieg vermisst wurde und Agnes 1945 mit ihren Kindern vor dem Einmarsch der Roten Armee geflohen ist, alles zulassen musste und in Hamburg  mit großem Erfolg völlig neu angefangen hat.

Doch so vieles ist unklar, warum hat Martha, ihre Tochter, die immer ein wenig verrückt war, Familie sang- und klanglos verlassen, was ist mit Wilhelm passiert, der vermisst wurde… und dann die Enkelin Birte, die zwar erfolgreich, aber bindungsunfähig ist und bei emotionalem Stress Fress-Brechattacken hat…und was ist damals mit Astrid passiert, der Schwester ihres Cousins Bosse…

Agnes, die spürt, dass sich ihre Lebenszeit dem Ende zuneigt, möchte „reinen Tisch“ machen und beauftragt Birte, die Familie einzusammeln und nach Hamburg zu bringen, ein nicht ganz einfaches Unterfangen…

Gestorben wird immer ist ein sehr emotionaler Roman über Agnes Weisgut, die mit knapp 18 Jahren einen Mann heiraten muss, den sie nicht liebt und dessen Mutter ihr das Leben zur Hölle macht, der aber ein treuer Nationalsozialist ist. Sie erfährt erst viel durch die Hetze ihrer Schwiegermutter den wahren Grund, sie ist zu einem Viertel Jüdin und die Ehe versprach Schutz. Eine starke Protagonistin, die oftmals intuitiv handelt, immer das Wohl ihrer Kinder im Auge hat und sich vor allen Digen nicht unterkriegen lässt. Eine klare Leseempfehlung.