Rezension

Emotionale Geschichte, die mich nicht ganz erreichen konnte

Nichts ist gut. Ohne dich.
von Lea Coplin

Bewertet mit 4 Sternen

Jana und Leander haben sich seit 6 Jahren nicht mehr gesehen, doch an diesem schicksalhaften Tag steht er plötzlich in der Buchhandlung vor ihr und auch wenn die vertrauten Erinnerungen und Gefühle schlagartig wieder auftauchen, ist es nicht mehr so wie früher. Zu viel Leid, Schuld und Trauer liegen über beide, wie ein dunkler Schatten, der sie auf Schritt und Tritt verfolgt. Trotz der schwierigen Umstände können sie nicht voneinander lassen und versuchen eine Annäherung, bis die Vergangenheit sie einholt...

Die schwierige Situationen zwischen Leander und Jana kommt in der angespannten Atmosphäre zwischen den beiden sehr gut zur Geltung und nach einigen Flashbacks, die vergangenen Geschehnisse betreffend, die sie damals äußerst plötzlich und schmerzhaft getrennt haben, erfährt man mehr über den Bruch. Die damit verbundenen Gefühle der beiden, aber auch der Familien, sind hervorragend ausgearbeitet und man kann richtig mitfühlen und die Handlungen teils nachvollziehen. Leander und seine Mutter sind zwei herzensgute und aufrichtige Charaktere, die mir ans Herz gewachsen sind. Besonders Leanders Mutter ist so weise und tiefgründig, dass es viel Spaß gemacht Szenen mit ihr zu lesen. Leander ist sehr empathisch und altruistisch und setzt sich sehr für seine Mitmenschen ein, wenn sie Hilfe benötigen. Seine Mitbewohner sind super amüsant, besonders Max hat es mir angetan, steckt doch so viel mehr hinter ihm, als in dieses kurzen Ausschnitte deutlich wird. Jana ist für mich leider etwas Blass geblieben. Man kann ihre innere Zerrissenheit, zwischen ihren wahren Gefühlen und den Erwartungen von außen, deutlich spüren, da sie gut verdeutlicht werden. Durch ihre Handlungen oder Ansichten konnte sie mich allerdings nicht überzeugen und ich weiß nicht so recht wie ich sie einschätzen kann. Das was mir gefehlt hat, sind die tiefgründigen Gefühle und die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Janas und Leanders Interaktionen erinnern an einen Eiertanz, der anfangs durchaus seine Legitimation hat, später allerdings mehr an eine zwingend notwendige Vermeidungsstrategie erinnert, die beide nicht in ihrer komplizierten Beziehung weiter bringt, sondern sie auf einer Stelle stehen bleiben lässt. Die Entwicklung fehlte mir hier, ebenso die gemeinsame Diskussion und Verarbeitung des Geschehenen. Dadurch ist leider auch viel an Emotionen und Glaubhaftigkeit verloren gegangen, die gegen Ende zwar noch intensiv auftreten, allerdings etwas zu spät und zu schnell abgehandelt werden.

Eine schwierige Thematik einfühlsam, herzzerreißend und emotional erzählt, allerdings mit zu geringer Tiefgründigkeit und geringer Charakterentwicklung einhergehend.