Rezension

Emotionale Geschichte über das Leben und den Abschied

Solange ich in deinem Herzen bin - S. D. Robertson

Solange ich in deinem Herzen bin
von S. D. Robertson

Bewertet mit 5 Sternen

Als Will mit dem Fahrrad seine sechsjährige Tochter Ella von der Schule abholen will, passiert ein schlimmer Unfall. Eine Autofahrerin übersieht den jungen Mann und kollidiert mit ihm. Leider ist Will so schwer verletzt, dass er noch an der Unfallstelle verstirbt. Als seine Seele aus dem Körper tritt, kann er es kaum fassen, denn er hat doch Ella versprochen, für immer bei ihr zu bleiben. Tatsächlich schafft es Will noch eine Weile als Seele auf der Welt bleiben zu dürfen, um von seiner Tochter Abschied zu nehmen, doch das ist gar nicht so einfach.
Meine Meinung:
Das Buch beginnt gleich mit dem großen Knall, nämlich mit Wills Unfall und ich war doch darüber überrascht, hätte ich doch erwartet, den Protagonisten zunächst "lebend" kennenlernen zu dürfen. Doch ich muss sagen, dass dies so genau in die Geschichte passt und ich gleich zu Anfang sehr berührt wurde, vom Geschehen. Mir tat hier nicht nur Will Leid, der vor einer schweren Entscheidung steht, als Seele auf der Erde zu verweilen oder aber ins Paradies zu dürfen. Vielmehr machte mich die Situation der kleinen Ella betroffen, die sich so sicher war, dass ihr Vater jeden Moment kommen würde, um sie abzuholen. Als Mama ging dieser Moment schon sehr tief und ich war gleich zu Beginn schon zu Tränen gerührt. S. D. Robertson versteht es hier sehr gut, den doch sehr berührenden Moment zu beschreiben und auch Wills Gefühle darzustellen. Auch sonst hat mir der Schreibstil des Autors sehr gut gefallen, denn er schreibt flüssig und fesselnd und ich fühlte mich schon recht schnell mit den Charakteren verbunden. Schnell entwickelte die Geschichte einen Sog und ich wollte einfach nur wissen, wie Will sich entscheiden würde und wie es seiner Familie geht. Der Beginn, als ich lesen konnte, wie er als Seele seinen Körper verlässt, ließ mich an den Film Ghost - Nachricht von Sam denken, den ich vor kurzem erst nochmal gesehen hatte und tatsächlich beschreibt auch Will diese Situation dann so.
Die Geschichte ist alles in allem eine Geschichte über das Leben, aber auch über das Abschied nehmen. Ich erfuhr hier sehr viel über Will und seiner Familie, Dinge, mit denen ich nie gerechnet hätte, manchmal war es lustig, manchmal traurig und so gab es hier die ganze Bandbreite der Emotionen. Allerdings muss ich eins sagen: es war mir ein wenig zu viel Drama, das hier auf Wills Mutter und die kleine Ella einprasselte, wobei es durchaus, leider, auch realistisch sein kann.
Will erzählt hier aus seiner Perspektive, was geschieht und zwar auch in der Ich-Form. So konnte ich seine Gefühle perfekt nachvollziehen und fühlte mit ihm mit.  Ich konnte mich sehr gut in ihn hineinversetzen und hatte absolutes Verständnis dafür, wie schwer es ihm fallen muss, seine Tochter alleine zu lassen. Aber auch wenn er die Situationen um ihn herum beschreibt, spürte ich, wie hilflos er sich fühlen musste, da ihm einfach nichts anderes übrig bleibt, als zu beobachten.
Die Charaktere der Geschichte sind hier sehr gut dargestellt, ob Will, seine Tochter Ella oder sonst jemand aus der Familie. Ich hatte sie klar und deutlich vor Augen und ihre Handlungen waren immer schlüssig und glaubhaft. Will ist mir sehr ans Herz gewachsen, allein weil ich ihn einfach absolut verstehen konnte und ich konnte mir auch vorstellen, wie er vor seinem Tod war. Ich spürte wie er innerlich hin- und hergerissen wurde und wie schwer seine Entscheidung hier sein würde. Aber nicht nur Will als Protagonist konnte mich packen und berühren, auch seine kleine Tochter Ella hat mich sehr berührt. Wie kann ein so kleines Mädchen mit solch einer schweren Situation nur klar kommen. Auch diese Darstellung ist hier sehr gut gelungen. Neben diesen Beiden gibt es aber auch noch weitere Personen aus Wills Familie, die mich ebenfalls überzeugen konnte, allen voran Wills Mutter, die hier ein sehr schweres Schicksal zu tragen hat. Doch wie in so gut wie jeder Familie brodeln unter der Oberfläche Geheimnisse und so manches mal war ich dann doch überrascht, wenn wieder etwas unvorhersehbares geschah.
Das Ende der Geschichte war dann auch sehr lange für mich nicht abzuschätzen und dem Autor gelingt es auch sehr gut, in keinster Weise etwas zu verraten. Auch mit diesem Schluss bin ich dann hoch zufrieden.
Mein Fazit:
Ein Buch mit sehr vielen Emotionen, das fesselt und berührt, das mich lachen, aber auch weinen ließ und das ich in nur wenigen Stunden komplett verschlungen habe. Charaktere, die mir schnell ans Herz wuchsen und die so natürlich waren, wie du und ich. Ein Buch über das Leben und das Sterben, über Gefühle und Gedanken, Geheimnisse und Mut zur Wahrheit. Dieses Buch konnte mich von der ersten bis zur letzten Seite abholen und brachte mir sehr emotionale Lesestunden. Leseempfehlung!