Rezension

Emotionaler Tanz auf Glasscherben

Tanz auf Glas - Ka Hancock

Tanz auf Glas
von Ka Hancock

Bewertet mit 4 Sternen

 

Sie haben sich gesucht und gefunden und sind gegen alle Widerstände zusammengekommen. Doch ihr Glück ist zerbrechlicher als das anderer Ehepaare. Und leider wird ihre Liebe viel zu bald auf eine harte Probe gestellt.

 

Nach außen hin erscheinen Mickey Chandler und Lucy Houston das perfekte Paar zu sein. Aber ihre Liebe zu erhalten bedeutet einen immerwährenden, tagtäglichen Kampf gegen das Schicksal und die eigenen erschwerenden Voraussetzungen, unter denen sie die Beziehung eingegangen sind.
Mit den Jahren haben sie damit umzugehen gelernt und sich darauf eingestellt. Ihre Ehe könnte unter den Umständen glücklicher nicht sein.
Bis etwas geschieht, das all ihre sorgsam getroffenen Vorkehrungen über einen Haufen wirft und ihren Tanz auf Glas weitaus schmerzhafter werden lässt, als sie es sich jemals hätten vorstellen können.

 

Ich muss gestehen, ich hatte kaum Erwartungen an den Roman, vor allem da der Klappentext so erfreulich wenig verrät (Die innere Inhaltsangabe ist dagegen erheblich spoilerbelasteter, also Vorsicht!). Deswegen war ich auch positiv überrascht von der Geschichte, vor allem von den Charakteren. Ka Hancock hat sich sichtlich Mühe gegeben und man merkt den Protagonisten auch an, dass die Autorin sich mit den dargestellten Krankheitsbildern sehr gut auskennt. Besonders Mickey, der leider eine etwas kleinere Rolle spielt als Lucy, hat wunderbare Ecken und Kanten, die ihn wahrscheinlich als Mensch schon recht schwierig machen, aber dafür als Buchfigur wesentlich interessanter! Sein körperlicher und geistiger Zustand wird sehr schön umrissen, man erlebt seine Höhen und Tiefen hervorragend mit und selbst wenn er egoistisch handelt, so kann man seinen Schmerz, seine Wut und seine Verzweiflung auf eindringliche Art und Weise nachvollziehen.
Seine Frau dagegen erscheint besonders zu Anfang als etwas zu glatt und man vermisst, dass sie angesichts ihrer Situation etwas mehr negative Gefühle an den Tag legt. Im Laufe der Geschichte zeigt aber auch sie hin und wieder Reaktionen und Empfindungen, die beweisen, dass sie nicht ganz so perfekt ist, wie sie anderen gegenüber wirken mag.

 

Der Schreibstil Hancocks lässt sich angenehm lesen: Flüssig, nicht zu überladen und ideal dafür, große Emotionen zu transportieren. Oft gelingt es der Autorin auf diese Weise, den Leser zu berühren und für das Schicksal ihrer Figuren einzunehmen. Besonders gelungen fand ich dabei den Perspektivenwechsel zwischen Lucy und Mickey. Letzterer hat zwar leider nicht soviel Präsenz in dem Roman wie seine Frau, dennoch sind seine Passagen umso eindringlicher und abwechslungsreicher geschrieben. Zudem helfen die sorgfältig eingestreuten Rückblenden, die Beziehung zwischen den beiden Hauptcharakteren besser zu verstehen und nachvollziehen zu können. Gewöhnungsbedürftig sind hier nur die hauchfeinen Übergänge zwischen den einzelnen Zeitebenen, die häufig sehr fließend sind. Das hat mich anfangs manchmal aus dem Lesefluss gerissen, aber wenn man mehr darauf achtet, erkennt man sie recht schnell.
Leider muss ich sagen, dass das Buch hin und wieder in Kitsch und das eine oder andere Klischee abdriftet. In meinen Augen hielt es sich für einen Liebesroman noch in Grenzen, wer jedoch damit gar nichts anfangen kann, den wird es wahrscheinlich weitaus mehr stören.

 

Tanz auf Glas ist für ein Erstlingswerk wirklich gut gelungen. Man merkt dem Roman und seinen Figuren sofort an, dass Ka Hancock weiß, wovon sie schreibt. Besonders ihre Darstellung des Mickey wirkt durch ihre Schilderung unglaublich realistisch und ist ein großer Pluspunkt. Seine Geschichte und diejenige seiner Frau wissen zu berühren, selbst wenn dies nicht immer kitsch- und klischeefrei gelingt.
Wer Geschichten liebt, die den Leser durch Höhen und Tiefen der Emotionen treibt und den es auch nicht stört, wenn das Gefühlschaos manchmal etwas überschwappt, dem kann man das Buch in jedem Fall empfehlen!