Rezension

Emotions- und geschichtsgeladen

Die sieben Schwestern - Lucinda Riley

Die sieben Schwestern
von Lucinda Riley

Bewertet mit 5 Sternen

Emotionsgeladen, abwechslungsreich, eine wunderbare Mischung aus Vergangenheit und Heute, geschickt miteinander verwoben und trotz weniger Klischees sehr authentisch. Eine Reise nach Brasilien und Paris, die mich absolut begeistern konnte.

Dieses Buch ist der Auftakt einer Serie von 7 Büchern (obwohl es nur 6 Schwestern sind, was wir bisher wissen). In Band 1 entführt uns die Autorin nach Rio de Janeiro und auf den Corcovado, den Hügel auf dem die Christusstatue steht. Dessen Erbauung ist ebenfalls Teil der Geschichte und nicht nur Fiktion, sondern auch mit einigen realen Fakten. Reine Fantasie ist hingegen das Anwesen am Genfersee, doch für mich als Schweizerin (wenn auch aus der Bodenseeregion und somit vom anderen Ende der Schweiz) ist es interessant als Schauplatz, da mein Land doch relativ selten als Schauplatz ausgewählt wird. 
Nachdem Padi von PadiLovesBooks und Anne von Goldschrift so von dieser Reihe und Autorin schwärmten, habe ich mich endlich an diese Bücher gewagt. Und ich kann gar nicht begreifen, warum ich damit so lange gewartet habe. Denn der Auftakt ist nicht nur grandios und vielversprechend, sondern das ganze Projekt nicht nur ambitioniert wie auch eine spektakuläre Idee. Ich kann kaum glauben, dass Lucinda Riley schon alle 7 Geschichten und die grosse alle Bücher überspannende Geschichte im Kopf hat! Mit vor Erstaunen weit geöffneten Augen und aufgeregt schlagendem Herzen freue ich mich jetzt schon auf den nächsten Band, die nächste Schwester und vor allem... auf das grosse Finale.
Ihr Schreibstil ist wie immer zauberhaft. Es ist einfach toll wie sie es immer wieder schafft, mehrere so detailvolle, lieb geschriebene Einzelgeschichten so geschickt miteinander zu verbinden, dass es logisch und ungekünstelt wirkt. Natürlich gibt es die ein oder anderen Zufälle, die konstruiert sind, scheinbar zu perfekt für das reale Leben. Und trotzdem scheint der Verlauf der Geschichte nicht absehbar und langweilig. Eine weiteres Talent dieser Autorin ist die weiche Vermischung von Fiktion und Fakten. So sind Angaben zur Christusstatue, Paul Landowski (dem Bildhauer aus Paris) und Heitor da Silva (Architekt des Christo) sowie Margarida Lopes (damals bekannte Brasilianerin in der Pariser Kunstszene) nicht erfunden. Lucinda Riley war selbst in Rio, um das Ambiente einzufangen, um es später so erfolgreich zu beschreiben. Und dabei traf sie sogar auf eine Verwandte von Heitor da Silva, die sie in seine Tagebücher schauen lies. Echtes historisches Matieral also!
Aber auch die fiktiven Figuren sprühen vor Leben und so war mir Maia sofort sympathisch, wenn auch Isabela (die frühere Verwandte von ihr) noch ein Stück mehr. Wahrscheinlich habe ich sie mir äusserlich komplett vorgestellt, denn bei mir zeichnete sich ein mentales Bild einer schüchternen Frau mit hellbraunen glatten Haaren und unscheinbarem Kleiderstil, wenn sie doch Brasilianerin und gemäss Beschreibung leicht krauses Haar und definitv einen dunkleren Hauttyp besitzt. Aber das ist ja mein Fehler. Aus Neugier habe ich nach der Lektüre Margarida Lopes und Heitor da Silva gegoogelt, bei denen ich zumindest äusserlich schon nicht mehr so falsch lag. Die Beschreibungen von Lucinda treffen so genau zu, die Farben Brasiliens, aber auch das Paris der 20er Jahre entstehen im Kopfkino so ohne Mühe, dass ich komplett in eine andere Welt eintauchen konnte. 
Atmosphärisch geladen, ein mehrjähriges Projekt von Büchern, auf das ich jetzt schon gespannt bin (zurzeit ist Band 4 publiziert auf Deutsch) und eine Büchse der Pandora, wenn es um eine grosse Geschichte voller Geheimnisse und Schicksale geht.

5 / 5 Sterne