Rezension

Ende offen - alles offen

Das Licht der letzten Tage - Emily St. John Mandel

Das Licht der letzten Tage
von Emily St. John Mandel

Das Licht der letzten Tage von Emily St. John Mandel- ein Roman über die Apokalypse, ausgelöst durch einen Virus, der für die, die sich angesteckt haben, tödlich ist – zu 98 %.

Das Buch beginnt mit einer Shakespear-Aufführung, während der der Hauptdarsteller auf der Bühne zusammenbricht und stirbt. 
Trotz Reanimationsmaßnahmen eines Mannes aus dem Publikum, stirbt Arthur, so der Name des Königs Lear. Auf der Bühne und in unmittelbarer Nähe des Sterbenden, ein 8jähriges Mädchen, Kirsten.
In der selben Nacht bricht der Virus aus, der die Menschheit und das System, das sie sich gebaut und in dem sie lebt,  nahezu auslöscht.

Der Leser fragt sich, warum wird dieses 8jährige Kind, der vermeintliche Lebensretter und besonders der tote Schauspieler so berücksichtigt, wo doch gerade die Menschheit ausstirbt?

Fortan wird in Zeitsprüngen erzählt – man schreibt das Jahr 20 nach Weltuntergang und die Überlebenden haben sich in verlassenen Gebäuden, Tankstellen, Hotels oder einem unbekannten Flughafen eingenistet und beginnen gerade die Besiedelung der Erde neu.
Parallel beschreibt die Autorin das Leben vor dem Ausbruch des Virus’: wie lebte der auf der Bühne verstorbene Schauspieler, wie lebte derjenige, der versuchte ihm das Leben zu retten? Aber: warum wird von dem damals 8jährigen Mädchen Kirsten nur in der “neuen Zeit” geschrieben – niemand erfährt, wie sie denn nun eigentlich überlebte und was sie erlebte.
Der Leser wartet, dass etwas passiert und fragt sich durchgehend: Wie verweben sich die Geschichten und wann? Und dann ist das Buch zu Ende.
Man wird enttäuscht. Sicher gibt es Verbindungspunkte der einzelnen Protagonisten, zum Teil in der neuen Zeit, zum Teil in der Vergangenheit. Man erwartet, dass die Überlebenden einen gemeinsamen Punkt erreichen, was sie aber nicht tun.
Ende offen – alles offen.
Und auch enttäuschend.