Rezension

Endlich hab auch ich mich vom Hype anstecken lassen

Die Seiten der Welt - Nachtland
von Kai Meyer

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt
Im letzten Moment konnten die junge Bibliomantin Furia Faerfax und ihre Freunde Cat, Finnian und Isis Nimmernis ... Siebenstern das Handwerk legen, schon taucht eine neue Bedrohung am Horizont auf. Das Haus Himmel macht Jagd auf ihre kleine Gruppe des Widerstands und gehen dabei über Leichen. Furia und ihre Freunde versuchen derweil, die Welt von den drei tyrannischen Häusern zu befreien, brechen sie zu der gefährlichen Suche durch die verborgenen Refugien nach dem Zentrum der Macht auf – und stoßen auf das größte Geheimnis der Bibliomantik.

Meinung
Um ehrlich zu sein, hat es mich etwas Überwindung gekostet, Kai Meyers Fantasy-Reihe fortzusetzen. Man möchte meinen, dass eine Reihe, in der das Medium Buch und Narrationen eine so tragende Rolle spielen, mich als Leserin automatisch gefangen nehmen - aber so war es leider nicht. Ich kann nicht genau benennen, woran es genau gelegen hat, dass Band eins in mir keine Begeisterungsstürme hervorgerufen hat, aber dieser Mangel an Euphorie war der Grund für mein Zögern. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich habe mich endlich aufgerafft, der Story um Furia Faerfax und Co. eine weitere Chance zu geben. Zu meiner großen Verblüffung hat die Fortsetzungen sämtliche meiner Erwartungen übertroffen. Auch wenn mir die bisherigen Ereignisse nicht sonderlich frisch im Gedächtnis gewesen sind, bin ich doch bemerkenswert gut wieder in das Geschehen reingekommen und konnte auch mit den Begriffen "Bibliomantik", "Exlibri" und "Seelenbücher" noch etwas anfangen. Scheinbar hat Die Seiten der Welt (meine Rezension gibt es HIER) doch einen bleibenderen Eindruck bei mir hinterlassen, als angenommen. Für mein Dafürhalten ist Band zwei viel interessanter als der Auftakt, vielleicht, weil ich die Ideen von Kai Meyer nun wesentlich mehr zu schätzen weiß als noch vor ein paar Jahren. Er hat sich wirklich unglaublich viele Gedanken zu seiner Welt gemacht und man merkt, wie viel ihm selbst das Lesen und Erzählen von Geschichten am Herzen liegt. Jeder Leser (auch ich) würde wahrscheinlich nur allzu gern in dieser Welt leben.
Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, ob es bei Teil eins auch so war, jedenfalls erschien mir "Nachtland" relativ gewaltlastig zu sein. Die Handlung ist actionreich und bei den körperlichen Auseinandersetzungen geht es recht blutig zu. Man sollte hier definitiv nicht zimperlich sein, denn (so viel kann ich schon mal sagen) man darf bzw. muss sich von einigen Charakteren verabschieden - nicht nur auf der Seite der Bösen. Es treten jedoch auch neue Personen/Wesen auf den Plan, um diese Lücken entsprechend zu füllen. Meyer hat scheinbar ein besonderes Faible bzw. ein gewisses Talent für das Erschaffen von Bösewichtern. Ich hatte zunehmend den Eindruck, dass Furia, Cat und Finnian nur die Wahl zwischen Pest und Cholera hatten. Es war meistens kaum erkennbar, welcher Schurke denn nun das größere Übel ist. Speziell die Boshaftigkeit einer Person hat mich fast sprachlos gemacht. Aber genau das brauchen gute Abenteuergeschichten, also würde ich sagen, dass Meyer hier alles richtig gemacht hat.
Darüber hinaus hat der ständige Wechsel zwischen den Handlungsorten die Spannung und meine Aufmerksamkeit aufrecht gehalten. Trotzdem kam insgesamt aber auch der Humor nicht zu kurz. Es blieb immer Zeit für den ein oder anderen sarkastischen Kommentar, der zur Erheiterung meinerseits beigetragen hat.

Fazit
"Nachtland" hat das vollbracht, was der erste Band der Reihe nicht vermochte: mich zu begeistern und in den Bann zu ziehen! Die Zauber der Welt hat sich dank des Ideenreichtums, der Action, den Wendungen und nicht zuletzt den abwechslungsreichen, zunehmend sympathischer werdenden Charakteren jetzt auch auf mich übertragen. Ich bin jetzt überaus motiviert, das Geschehen weiterzuverfolgen.

Rezension auf Buntes Tintenfässchen