Rezension

Endlich vorbei....

Der Jonas-Komplex
von Thomas Glavinic

Bewertet mit 1.5 Sternen

Ein Schriftsteller, dessen Leben fast ausschließlich aus Alkohol, Drogen und Sex besteht.
Ein 13-jähriger Junge, der Schachgroßmeister werden möchte.
Jonas, der reiche Mann, der mit seiner Freundin Marie zum Südpol möchte (obwohl eigentlich will nicht er, sondern Marie dahin...)

In "Der Jonas-Komplex" von Thomas Glavinic verlaufen diese 3 Handlungsstänge parallel.
Jonas Vorgeschichte wird wohl in "Das größere Wunder", ebenfalls von Thomas Glavinic, behandelt. Ich hätte es schön gefunden, wenn irgendwo darauf hingewiesen werden würde. Denn es wird immer wieder von Jonas Expedition auf dem Mount Everest gesprochen.

Das Buch begeinnt mit einer äußerst interessanten Aussage des Schriftstellers:

"Wer wir sind, wissen wir nicht. Beim letzten Durchzählen kam ich auf mindestens drei Personen, die jeder von uns ist. Erstens die, die er ist, zweitens die, die er zu sein glaubt und drittens die, für die ihn die anderen halten sollen." (S. 7)

In dem Buch finden sich immer wieder sehr interessante und teils auch gesellschaftskritische Passagen, oft bezogen auf aktuelle (2015) Ereignisse, die zum Denken anregen. Das gefiel mir sehr gut.
Gleichzeitig gibt es aber mindestens doppelt so viele Abschnitte, die mit unnötigen Sex- oder Trinkszenen gefüllt sind.

Genau diese unnötigen Szenen ließen mich das Buch immer wieder weglegen. Summa Summarum habe ich fast 3 Monate daran gelesen.
Auch fand ich das Buch an vielen Stellen sehr langweilig und langatmig. Ich war mehr als einmal kurz davor, aufzugeben und habe das Buch dann teilweise für Wochen weggelegt.

Die Charaktere sind alle etwas seltsam...den Schriftsteller mochte ich von vornerein nicht. Er nervte mich unheimlich. Den Jungen fand ich irgendwie cool, auch wenn er mir doch öfter leid tat. Er hat sicherlich kein einfaches Leben....
Die Passagen von Jonas habe ich am liebsten gelesen. Seine Reisen quer durch die Welt (und vor allem die Szenen, in denen er sich hat aussetzen lassen) fand ich sehr interessant. Auch seinen toten Freund Werner...
Auch die Nebenchraktere haben teilweise sehr ... besondere Eigenschaften und lockern das Buch immer mal wieder mit ihren sonderbaren Aussagen auf.

Womit ich absolut gar nichts anfangen konnte, war der Schreibstil Glavinics, es tut mir leid, aber diese derbe und seltsam nüchterne Sprache fand ich einfach schrecklich. Irgendwie war sie für mich auch wie eine Mauer zwischen dem Buch und mir. Ich konnte mich absolut nicht in das Buch hineinfühlen und mir fehlten generell Emotionen.

Insgesamt weiß ich nicht wirklich, was ich zu dem Buch sagen soll, ich bin so froh es endlich geschafft zu haben, denn größtenteils fand ich es wirklich schrecklich (was vermutlich auch vor allem daran liegt, dass ich wohl nicht mal ansatzweise die Zielgruppe des Buches bin...). Andererseits gab es viele interessante Abschnitte, die einen über das Leben nachdenken lassen und manchmal vielleicht sogar ein kleines Lächeln bei mir hervorgerufen haben....
Eine Leseempfehlung bekommt es von mir (besonders für Jugendliche) trotzdem nicht.
Langatmig, derb und einfach nicht meins.