Rezension

Englischer Humor ist immer eine sehr gute Idee

Miss Blackpool - Nick Hornby

Miss Blackpool
von Nick Hornby

Britischer Humor macht wieder einmal aus Alltagssituationen und Problemgeschichten der 60er Jahre etwas Besonderes....

Lange Zeit hatte ich nun nichts mehr von Nick Hornby gelesen, obwohl mich seine Bücher, wie "About a boy" und "High fidelity" mit seinem typischen britischen Humor immer absolut begeistert hatten. Nun hatte ich das Glück, im Rahmen einer Leserunde das Buch "Miss Blackpool" lesen zu dürfen. Riesige Freude....

Und ich kann nur sagen, das Buch hielt, was es mir versprochen hatte. Wobei sich der Aufbau und die Art dieser Geschichte, im Vergleich zu den anderen Romanen Hornbys, die ich kannte, doch irgendwie von diesen unterschied. Natürlich kam auch hier wieder der wunderbare, typisch englische Humor zum Einsatz, aber in gewisser Weise habe ich das Buch auch als sehr ernsthaft und tiefer gehend empfunden, da erstaunlich viele Probleme und Alltagssituationen aufgegriffen wurden... 

Die dargestellten Personen sind sehr gut und treffend beschrieben, ebenso haben mich die Beziehungen der Menschen untereinander immer wieder fasziniert und bis zum Ende war ich sehr gespannt, wer denn nun mit wem letztendlich zusammen gehört.....Aber das wird hier nicht näher verraten!!!

"Sie war kein Fang, den man nach Hause schleppen und stolz herumzeigen konnte; sie war eher so ein Fisch, der den Angler von der Pier aufs offene Meer hinauszerrt, ehe er den Ertrinkenden in Stücke reißt!" (s. S. 91)

"Früher waren Tony und Bill zwei verschiedene Apfelsorten gewesen. Jetzt verwandelte Tony sich in eine Birne." (s. S. 227)

Durchgehend findet man im Buch auch immer wieder kleine Fotografien und Abbildungen, die dem ganzen Roman einen authentischen Touch verleihen (sollen), ich weiß gar nicht, ob einiges an eigenen Erlebnissen Hornbys hier eingeflossen ist?! Das muss eindeutig noch geklärt werden...!

Der Geist der 60er Jahre wird in dieser Geschichte sehr gut vermittelt, ein wenig fühlt man sich selber wie in einer völlig anderen Zeit angekommen. Auch werden immer noch aktuelle Themen wie beispielsweise die Einstellung zur Homosexualität näher beleuchtet - der Vergleich früher zu heute liegt nahe und regt wieder einmal zum eigenen Nachdenken an! Wie unterschiedlich Menschen damals mit diesem Thema umgingen, wird in diesem Buch anhand der Geschichte von zwei Drehbuchautoren aufgezeigt, von denen der eine Gefühle dem gleichen Geschlecht gegenüber relativ frei auslebt, während der andere sich zwar eher durch die Konventionen begrenzt fühlt, aber in gewisser Weise so auch sein Glück (?) findet... Ich glaube, richtig zufrieden sind beide letztendlich nicht. Für mich ist das ein sehr interessantes Kern-Thema des Buches...

Und nun freue ich mich erst einmal darauf, im kommenden Jahr im Rahmen der lit.cologne eine Lesung von Nick Hornby zu "Miss Blackpool" zu besuchen, denn Karten hierfür habe ich mir schon gesichert....