Rezension

Entspanende Unterhaltung mit einer Prise Mord und viel Charme ...

Chateau Mort - Alexander Oetker

Chateau Mort
von Alexander Oetker

Bewertet mit 4 Sternen

Der Sommer in Aquitaine neigt sich dem Ende entgegen und die Weinlese steht kurz bevor und somit auch der traditionelle Marathon du Médoc. Jedes Jahr führt die Strecke durch die Weinberge zu den Winzern, um nicht nur zu laufen, sondern auch den edlen Traubensaft zu kosten, aber der Clou, die Läufer sind kostümiert. So findet das Fest in brütender Hitze statt und mittendrin Luc Verlain. Er ist immer noch da und freut sich auf ein Wiedersehen mit seiner Kollegin Anouk. Auf dem Weingut seines besten Freundes Richard treffen sie aufeinander, aber anstatt zu feiern, müssen sie schnell zu einem Einsatz eilen, denn auf der Strecke sind einige Sportler zusammengebrochen. Darunter befindet sich ein Politiker und auch ein Winzer, nämlich der sympathische Hubert, der sein Gut verkaufen möchte. Bevor sich Luc versieht, steckt er mitten in Ermittlungen und stößt auf die nicht schöne Seite der Weinkeller. Wer sollte das wirkliche Opfer sein? Warum führen alle Ermittlungszweige zu Lucs Freund Richard? Und wie geht es mit Lucs und der Damenwelt weiter?

Ein neuer Fall für Luc Verlain und ich freute mich schon vorab auf herrliche Lesestunden. Da der erste Teil schon ein schönes beschwingtes Urlaubsgefühl mitlieferte, muss doch der Sommer noch genießerischer werden. Tja, und Feste mit Wein, klingen doch mehr als entspannter Lektüre, oder? Ich verrate euch nun, ob ich die Hitze der Sonnenstrahlen gespürt habe.

Château Mort setzt zwei Monate nach seinem ersten Fall ein und Luc Verlain hat es sich in Aquitaine recht bequem gemacht. Allerdings ist seine angebetete Kollegin Anouk verschwunden und lässt ein Loch der Ungewissheit zurück, aber an Frauen mangelt es diesem Commissaire nicht. So hat er Besuch aus Paris von seinem alten Kollegen bekommen und es herrscht Alkohol, Meer und gute Laune vor. Bis zum berühmten Marathon, wo alles für Luc ein bisschen kompliziert wird. Zum einem, das Verhalten seines besten Freundes Richards, der sonst so gestandene Winzer, steht ein bisschen neben sich und gibt im Laufe der Geschichte immer mehr Fragen auf. Zum anderen Anouk, seine Gefühle für sie sind schon ziemlich groß, aber denkt sie genauso, kann er wirklich eine Beziehung wagen. Und dann der Blick hinter die Kulissen der Winzer, Weinberge und Weine. Oberflächlich eine große Gemeinde, aber dahinter brodelt und kocht es. Der Schein trügt hier nicht nur einmal.

Somit wären wir am Ausgangspunkt des neuen Falls und aus einem dahinplätschernden Sommer, bekommt Luc allerhand zu tun. Aber nehmen wir es direkt vorweg, hier steht nicht der Ernst des Lebens im Vordergrund, sondern das herrliche Leben in Frankreich, zumindest für Luc. Das gute Essen, der Wein, das Meer und die Frauen. Es lebe das Leben und hier bekommt es einen perfekten Rahmen. Dass es nicht immer so herrlich ist, zeigt der Blick in die Weinkeller der großen und kleinen Winzer. Für mich war es jetzt nichts Neues, aber immer wieder durchaus interessant, wie die Reichen auch dort immer Reicher werden und die Kleinen auf der Strecke bleiben und ums nackte Überleben kämpfen müssen. Tja, und wie es bei den gemachten Winzern, auch nur noch ein Unternehmen ist, was durch Fehlentscheidungen auf der Kippe steht. Das umreist der zweite Fall recht schön und lässt uns noch einen Blick auf einen anderen Teil der Gegend werfen. Idyllisches ist es auf jeden Fall.

Brenzlig wird es eigentlich bei den Frauen, Anouk glaubt nicht an die Unschuld von Lucs Freund Richard und das führt natürlich zu Komplikationen im Privatleben, wie gut, das es da noch eine Surflehrerin gibt. Für Konflikte ist Luc nicht wirklich gemacht und er sucht ganz gern allein einen Ausweg oder einen Umweg für sich.

Sagen wir es kurz, es war ein herrlicher Ausflug ins Aquitaine und macht richtig Lust auf Frankreich. Wunderbar unbeschwert, luftig und mit köstlichem Wein, man ist mit dem Kopf sofort dort und möchte auch gleich so einen wunderbaren Tropfen auf der Zunge spüren. Die Beschreibungen machen einen einfach urlaubsreif und man möchte die Koffer packen. Der Fall war an sich auch nicht schlecht, passte auf jeden Fall gut rein und war sehr unterhaltsam. Ein bisschen habe ich mich wie bei der Serie „Reich und Schön“ gefühlt, nur dass hier das Imperium auf Wein aufbaut, aber die Intrigen genauso schmutzig sein können. Allerdings, war mir der Herr Commissaire ein bisschen zu sehr romantisch, ständig Anouk hier und da und was denkt sie, wie ist ihr Augenaufschlag zu interpretieren. Wir haben es verstanden, er ist verliebt, aber für mich hatte das zu viel Raum. Ich bin absolut Fan davon, wenn es im Krimi auch private Züge gibt, aber das ist mir hier doch ab und zu, zu dick aufgetragen.

Wer also, gern bei Regenwetter in den Süden fahren möchte, sollte zu Luc Verlain greifen, absolut herrliche Landschaften, wunderbar atmosphärisch eingebunden und erzählt. Eine Prise lokale Probleme, eine kleine Prise Mord und eine große Portion Charmeoffensive vom Ermittler. Das ist einfach eine perfekte Kombination für den Ausbruch aus dem Alltag. Beschwingt, genießerisch und sonnendurchflutet.