Rezension

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Entspricht nicht ganz meinem Geschmack

Cold Princess - Vanessa Sangue

Cold Princess
von Vanessa Sangue

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt

Seit Saphira De Angelis mit ansehen musste, wie ihre Familie bei einem Attentat ums Leben kam, steht sie an der Spitze einer der mächtigsten Mafiafamilien der Welt. Seit jenem Tag ist ihr Herz kalt und hart. Mitleid und Erbarmen haben keinen Platz in ihrem Leben und jeder, der sich nicht ihrem Willen beugt, wird die Konsequenzen am eigenen Leib zu spüren bekommen. Jeder, der auch nur den Versuch unternimmt, sie zu töten, macht unversehens Bekanntschaft mit ihrer Leibwache. Das neueste Mitglied, Madox Caruso, ist ein berüchtiger Killer: erbarmunsglos, schnell und unauffällig. Die finstere Aura, die ihn umgibt, zieht Saphira auf magische Weise an und weckt Gefühle in ihr, zu denen sie sich außerstande gesehen hatte. Doch Madox ist nicht bei ihr, um ihr Leben zu schützen. Er ist bei ihr, um es ihr zu nehmen.

Meinung
Normalerweise gehören Romance-Bücher eher weniger zu meiner präferierten Lektüre, Cold Princess hat mich aber dennoch neugierig gemacht. Besonders dieVerortung im Mafia-Milieu hat mich an der Inhaltsbeschreibung gereizt, denn dadurch schien sich dieses Werk von anderen Genrevertretern abzuheben. Man assoziiert damit sofort Korruption, Intrigen, Geld und Gewalt. Diese Aspekte sind auch vorhanden, jedoch erwiesen sie sich beim Lesen für mich gelegentlich als Stolperstein.

Dass Saphira nicht gerade die herzlichste Person unter der Sonne ist, konnte ich mir bei einem Titel wie Cold Princess (Spitzname "Eisprinzessin") und aufgrund der Inhaltsangabe bereits denken. Daher überrascht es auch nicht, dass ich sie nicht auf Anhieb mochte. Sie macht insbesondere zu Beginn einen abgebrühten, zynischen und etwas arroganten Eindruck. Dieser ist von ihr, speziell wenn sie sich in der Öffentlichkeit bewegt, auch genau so beabsichtigt. Soweit fand ich das in Ordnung, da ein zahmes Kätzchen einfach kein respektables Mafiafamilien-Oberhaupt abgegeben hätte. Leider hatte das auch den unschönen Nebeneffekt, dass ich mich schlechter auf die Geschichte einlassen konnte, da es schwer war, eine Bindung zu Saphira aufzubauen. Ebenso erging es mir mit Madox. Mein Bild von ihm ist noch immer etwas unscharf, was primär daran liegt, dass mir sein Wechsel zwischen Brutalität und Sanftheit einfach nicht logisch erschien. Ich verstehe, dass es reizvoller zu lesen ist, wenn sich einer der Hauptfiguren in einem moralischen Zwiespalt befindet, aber der misste jeder Grundlage. Für mich war nicht nachvollziehbar, warum er plötzlich Gefühle für Saphira entwickelt hat, da sie im Grunde "nur" Sex hatten. Eine Interaktion auf tieferer Ebene hat in meinen Augen abseits des Schlafzimmers nicht stattgefunden, sodass sie sich kaum kennengelernt haben. Abgesehen davon entspricht Madox den bekannte Klischees (umwerfendes Aussehen, schweigsam, athletisch, Frauenheld). Vanessa Sangue bietet in der Beziehung also nichts wirklich Neues, aber in der Regel funktioniert diese Kombination ja wunderbar. Die wenigsten wollen von einem Verhältnis mit einem 08/15-Mann lesen, davon nehm ich mich selbst nicht aus. Mit der Zeit habe ich mich - trotz ihrer kühlen Auren - sowohl an Saphira als auch an Madox gewöhnt. Zu meinen Lieblingspersonen werden sie wohl nicht werden, vollkommen abgeschreckt bin ich aber auch nicht von ihnen. 

Dass die beiden nicht nur nett plaudern und Tee trinken werden, dürfte von Vornherein klar gewesen sein. Allerdings war ich nicht ganz darauf gefasst, dass ihre intimen Szenen sado-masochistische Züge (Betonung liegt hier auf "Züge") aufweisen und sogar etwas blutig werden würden. Für meinen Geschmack war das too much. Mir ist auch aufgefallen, dass sich einige Formulierungen wiederholen bzw. sich stark ähneln - besonders bei den "Schlüsselszenen". Zudem haben sich einige "Lieblingswörter" herauskristallisiert, die ich persönlich nicht mag. Das in die Bewertung einfließen zu lassen, wäre allerdings sehr kleinlich.

Die Hauptschwierigkeit hat mir die Story an sich bereitet, deren Verlauf mich nicht überzeugen konnte. Dafür waren mir einige Aspekte des Plots nicht stichhaltig genug. Speziell den Rachehandlungsstrang fand ich persönlich zu schwach ausgearbeitet. Madox hat nicht wirklich nach Indizien dafür gesucht, dass Saphira für den Tod seines Vaters verantwortlich ist. Weder hat er "herumgeschnüffelt", noch hat er irgendeine Form der Befragung (ob nun subtil oder nicht) vorgenommen. Das hat mich an der Dringlichkeit und Ernsthaftigkeit des Unterfangens zweifeln lassen. Darüber hinaus hat das mir das Gefühl vermittelt, dass Madox' Vermutung lediglich als Vorwand dient, damit zwischen ihm und Saphira eine Hass-Liebe entstehen kann und um ein angespanntes Verhältnis zwischen den beiden zu schaffen. Ich will nicht abstreiten, dass das zum Teil auch sehr gut funktioniert hat. Wann immer die beiden aufeinander trafen, lag ein gewisses Knistern in der Luft (wenngleich ich das anfangs als forciert empfand), aber als wirklich gefährlich für Saphira habe ich Madox nie eingeschätzt. Auch von ihren anderen Feinden ging nur eine mäßige Bedrohung aus. Demzufolge mangelte es mir an Nervenkitzel, auch wenn es einige Spannungshöhepunkte gibt. *** Mini-Spoiler *** Erst auf den letzten Seiten kommt es dann aber zu einem richtigen Showdown, der urplötzlich mit einem Cliffhanger endet. Leider reicht das für mich nicht, um das Lesen von Band 2 ernsthaft in Erwägung zu ziehen. 

Fazit
Geködert hat mich die Verortung in Mafia-Kreisen, da diese Idee noch recht unverbraucht ist. Leider war die Geschichte nicht so fesselnd, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Über die Distanziertheit der Charaktere kann man angesichts ihres familiären Hintergrund hinwegsehen, die Umsetzung des Ganzen war aber einfach nicht meins. Das Verhalten der Figuren war des Öfteren nicht nachvollziehbar, speziell was Madox' Rachepläne sowie die emotionalen Schwankungen von ihm und Saphira und ihrem Umgang miteinander betrifft. Möglicherweise gehöre ich auch schlichtweg nicht zur Zielgruppe, denn schlecht geschrieben ist der Roman nicht.

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