Rezension

Entspricht voll meinen Erwartungen !

Make Me - Lee Child

Make Me
von Lee Child

Bewertet mit 3 Sternen

Nun müsste man noch wissen, was ich erwartet habe. Nun - ich habe nicht viel erwartet.

Jack Reacker gondelt mit der Eisenbahn durch die Gegend. Mother’s Rest liegt im Mittleren Westen, irgendwo im nirgendwo, zwischen Chicago und Oklahoma City. Es ist ein Umschlagplatz für Getreide, ein Standort für die Agrarwirtschaft. Das weiß Jack, weil er aussteigt. Als einziger Reisender. Weil ihn der Name reizt. Mother’s Rest. Was bedeutet das? Die Leute im unmalerischen Örtchen verhalten sich merkwürdig bedeckt und dann trifft er die Privatdetektivin Michelle Chang, die ihren Partner Keever vermisst. Jack hat Zeit und die Schnecke sieht gut aus und ein Roadmovie durchs Land beginnt, das jedoch immer wieder nach Mother’s Rest zurückführt, dem Örtchen, das nach Irrungen und Wirrungen und reichlich Recherche und Leichen, endlich sein Geheimnis preisgibt.

Dies war mein erstes Buch über Jack Reacher und auch mein letztes. Obwohl ich nicht direkt unglücklich über die Lektüre war und mich mit einigen Abstrichen, ganz gut unterhalten habe, war doch das Beste daran, es im Original gelesen zu haben. Viel Umgangssprache, viel Lerneffekt. So war ich nicht wirklich verärgert über die Wiederholungen und Plakatierungen, mit denen der Autor seine Figuren zu charakterisieren pflegt: „the man with the ironed jeans and the blow-dried hair“ zum Beispiel. Es ist offensichtlich, dass Lee Child mit dem Genre des Groschenheftes spielt, zwischendurch gibts auch Naturromantik, so stellt der Autor zwischen die kurzen Dialoge gerne auch mal einen völlig aus dem Rahmen fallenden, beschreibenden naturlyrischen Satz ein, und ich muss lachen, weil ich genau weiß, dass auch der Autor weiß ... das alles ist keine hochwertige Literatur, funktioniert aber trotzdem, weil der Leser eben so ist, wie er ist und eigentlich, wenn Lee Child nur wollte, könnte er es besser, aber warum sollte er, Jack Reacher-Romane sind wie ein Gelddruckautomat.

Ich bin bei Jack gut aufgehoben, komme, was wolle, er ist der Sache gewachsen. Deswegen kommt leider auch Null Spannung auf und die Handlung plätschert so vor sich hin. Entweder schlussfolgert Jack direkt aus dem Gehirn des Autors, was eintreffen wird und ist gemäß seinem Motto, „hope for the best, plan for the worst“ bestens gerüstet für alle Eventualitäten. Oder er zermatscht den einen oder anderen. Arbeitsbiene Chang ist für die amouröse Seite zuständig und indem er ihr erklärt, was läuft, erklärt er es mir und logisch, Frauen sind minderbemittelt, sowie so, das weiß man doch. Jack Reacher ist Bruce Willis, James Bond und Hercule Poirot in einem. Dafür brauchen weder ich noch sonst jemand detaillierte Figurenzeichnungen, die spart man sich besser, unnötiger Müll, ich kapiere das in einer Trillionstel Nanosekunde. Das ist schon ganz gut für eine Frau!

Gelegentlich gibt es Witziges, als Jack z.B. den Datenschutz einer Bibliothekarin knacken will und auf geradem Weg nicht an die benötigte Adresse kommt,  „I don’t want (t)his adress. I didn’t even let you tell me now. I would stick my fingers in my ear and sing la-la-la.“ Diese Stelle war für mich der Höhepunkt des Buches und das sagt alles!

Zum Schluss zieht es richtig an und wird actionreich und die Auflösung ist dramatisch und spektakulär und schlüssig und gefällt mir trotzdem nicht, denn aus Versehen sind wir wohl bei Arno Strobel gelandet. Pervers und abartig mag ich einfach nicht.

Fazit: Ich habe absolut genau das bekommen, was ich erwartet habe, Krimiklischeee mit ironischen Tüpferln. Für einmal hats Spaß gemacht, aber das wars dann auch.

Kategorie: Krimi/Thriller
Verlag: Bantam Press bei Penguin Random House, 2015