Rezension

Enttäuschend

Broken Dolls - Er tötet ihre Seelen
von James Carol

Bewertet mit 3 Sternen

 Jefferson Winter ist Profiler, Ex-FBI-Agent und der Sohn eines Serienmörders. Nach der Hinrichtung seines Vaters widmet er sein Leben dem Auffinden von Serientätern in der ganzen Welt. Sein aktueller Fall bringt ihn nach London, wo schon vier Frauen entführt, wochenlang gefangen gehalten und gefoltert und schließlich nach einer Lobotomie wieder frei gelassen wurden. Als dann eine fünfte Frau entführt wird, die in das Opferprofil passt, beginnt ein Rennen mit der Zeit.

 

Auf diesen Thriller hatte ich mich sehr gefreut, der Klappentext und die Leseprobe klanngen sehr spannend und erwartete einen besonderen Roman. Leider hat James Carol meine Erwartungen nicht erfüllen können.

 

Das liegt in erster Linie an den Charakteren. Mir sind sie durchgehend zu blass geraten. Obwohl der Autor Jefferson Winter in Ich-Form erzählen lässt, lernt man ihn nur recht oberflächlich kennen, wirklich nahe kommt er einem nicht. Es wird auch nicht ganz klar, woher er seine Eingebungen hat, da fehlt es an Erklärungen. Gestört hat mich auch, dass Jefferson immer knapp neben dem Gesetz ermittelt – und natürlich genau dadurch die wesentlichen Ermittlungserfolge erzielt. Das mag schon mal vorkommen, geballt erscheint mir das aber wenig authentisch, zumal man denken muss, dass die Polizei bisher geschlafen hat, immerhin ist es schon über ein Jahr her, dass das erste Opfer entführt wurde.

 

Jeffersons Perspektive wechselt sich mit der des aktuellen Entführungsopfers, Rachel, ab (erzählt in der dritten Person). Auch ihr kommt man als Leser nicht wirklich nahe und diese Distanz bewirkt, dass man nicht wirklich um sie bangt, was ich besonders schade finde, denn das nimmt dem Roman viel Spannung.

 

Die dritte Hauptfigur ist Sophie Templeton, ermittelnde Polizistin. Von ihr erfahren wir in erster Linie, dass sie toll aussieht, naja … Immerhin schafft es der Autor sie aus Jeffersons Bett herauszuhalten (auch wenn dieser es wahrscheinlich gerne anders gehabt hätte). Insgesamt hat keiner der Protagonisten mein Herz erreicht oder bot mir eine Identifikationsmöglichkeit.

 

Der Roman gliedert sich in recht kurze Kapitel, wodurch man ihn flott lesen kann. Ein Pageturner ist er aber nicht, dazu fehlt es an Spannung. Das liegt wohl vor allem, wie oben schon erwähnt, daran, dass man nicht wirklich mitzittert, aber auch, weil es ein bisschen am Mitraten fehlt, zumindest wenn es um das „Wer“ geht. Wenn um das „Wieso“ und das „Wie“ geht, bietet der Roman schon gewisse Möglichkeiten, mitzudenken, zumindest konnte ich mir einige Dinge zusammenreimen, die sich später bewahrheitet haben.

 

Insgesamt ein bestenfalls mittelmäßiger Thriller, der nicht hervorsticht. Auch Jefferson Winter, der noch in weiteren Romanen ermitteln wird, konnte mich bisher nicht überzeugen. Im Moment gehe ich nicht davon aus, dass ich weitere Romane der Serie lesen werde. Wer gerne Thriller liest, kann immerhin einen Blick riskieren.